Kratzers Wortschatz:Mit Schepsbier wär das nicht passiert

Lesezeit: 1 min

Wird die Gertänkewahl einen Landrat den Job kosten? Er hätte wohl besser auf eine alkoholarme Biersorte zurückgegriffen

Von Hans Kratzer

Scheps

Der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl ist nach dem Sommerempfang des Landtags betrunken am Steuer erwischt worden. Von da an ist er massiv unter Druck geraten. Der Alkohol hat schon so manchen Politiker zu Fall gebracht. Ein Wunder ist das nicht, denn die Politik fördert die Anbetung des Alkohols nach Kräften. Bei jeder windigen Bierprobe lobpreisen Amts- und Würdenträger das dargereichte Starkbier, als wäre es himmlisches Manna. Indem sie bierselig die Krüge schwenken, geben sie ein bedenkliches Vorbild. Politiker, die bei diesem Ritual nicht mitmachen, sind die Ausnahme. Mit einem nur mit Wasser gefüllten Masskrug stoße er nicht an, prahlte erst kürzlich wieder ein Kommunalpolitiker im Bayerischen Wald. Dabei läge die gute Lösung so nah. Man könnte problemlos Scheps in die Krüge füllen, wie man es früher tat. Als Scheps bezeichnet man ein naturtrübes Dünnbier mit geringem Alkoholgehalt. Schepsbier wurde zur Erntezeit im offenen Krug aufs Feld gebracht. Während des Kriegs gab es ausschließlich dünnes Schepsbier. Der Autor Hans Niedermayer schreibt in seinen Kindheitserinnerungen, er habe den ersten Kirtarausch erst 1945 bei Kriegsheimkehrern erlebt. So viel Scheps kann man fast nicht trinken, dass man davon einen Rausch bekäme.

Matschakerl (Nachtrag)

In der vergangenen Woche haben wir die Frage nach der Herkunft des Wortes Matschakerl (leichtlebiges Mädchen, Gspusi) offen gelassen. Selbst Sprachgelehrte sind sich nicht einig, ob es aus dem Kroatischen kommt, aus der Militärsprache oder aus dem Wiener Matschakerhof. Stefan Schindele schickte uns dazu folgende Post aus Zagreb. "Für meine kroatischen Kollegen ist ganz klar" schreibt er: "Mačka (gesprochen matschka) heißt soviel wie Mieze und wird im Kroatischen durchaus auch im beschriebenen Zusammenhang benutzt."

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: