Kratzers Wortschatz:Freibierlätschn auf dem Nockherberg

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Dass sie nicht zum Starkbieranstich eingeladen sind, empört einige Münchner Stadträte. Ein Zeitungsleser hat eine passende Bezeichnung für die Vernachlässigten parat

Freibierlätschn

Weil die Paulaner Brauerei die insgesamt 40 Mitglieder des Wirtschafts- und Planungsausschusses der Stadt München nicht zum heurigen Starkbierspektakel auf den Nockherberg eingeladen hat, machte so mancher Stadtrat seinem Ärger über die Nichtberücksichtigung etwas zu laut Luft, jedenfalls nach dem Geschmack derer, die nicht zu den Großkopferten zählen. Im Münchner Merkur merkte ein Leserbriefschreiber an, er teile mit den armen Stadträten "dieses schwere Schicksal. Ich wurde auch nicht zur Verleihung des bayerischen Filmpreises eingeladen und wahrscheinlich werde ich auch zur Bambiverleihung wieder keine Einladung bekommen", schrieb er und hängte die Frage an: "Warum fällt mir in ihrem Fall das schöne alte bayerische Wort Freibierlätschn ein, ich weiß es nicht?" Er wusste es natürlich schon, denn Politiker stehen ja von Haus aus unter Freibierlätschn-Verdacht. Eine Freibierlätschn ist frei übersetzt so etwas wie ein Schnorrer, einer, der am liebsten dort auftaucht, wo es Freibier gibt. Das Wort Lätschn hängt mit dem Adjektiv lasch zusammen, das wiederum verwandt ist mit dem englischen lazy (faul, träg). Gerhard Polt lästerte einmal über den Frühsport im Fernsehen: "Wos de für a Lätschn ziang; a soichas Gfries. Des gibt's ja ned, dass Gsundheit so traurig macht."

Guggan

Kollegin A. hat am Wochenende einen Abstecher in ihre Heimat Oberpfalz gemacht, was für diese Kolumne ein Segen ist, weil sie daheim immer interessante Wörter aufschnappt. Diesmal war es der Begriff Guggan. Eine Guggan ist das, was im Bayerischen Wald eine Rogel ist und in Teilen Ober- und Niederbayerns die Stranitzn oder das Starizerl. Also eine Papiertüte, ein prima Gebrauchsartikel aus einer Zeit, in der die Ware im Kramerladen noch nicht in müffelnde Plastiktaschen, sondern in reißfeste braune Spitztüten eingepackt wurde.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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