Kratzers Wortschatz:Der Tod von Eding hudelt nicht

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Der Gnadenort Altötting ist für viele Erscheinungen gut - sprachliche wie menschliche. Nur eins tut dort wohl niemand: hudeln

Eding

Der Gnadenort Altötting heißt im Volksmund Eding. Freilich wird schon seit dem Mittelalter offiziell zwischen Alt- und Neuötting (Nei-Eding) unterschieden. "Heid geh ma auf Eding", sagen Fußwallfahrer, die nach Altötting zur Schwarzen Madonna pilgern. Mündliche und schriftliche Benennung weichen im Falle von Altötting wie bei vielen Ortsnamen stark voneinander ab. Der Ortsnamenforscher Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein nennt in seinem Lexikon die sprachgeschichtlich älteste Form aus dem 8. Jahrhundert: Autingas. Der Name Oeting taucht erstmals im 12. Jahrhundert auf. Nach der Gründung von Neuötting erhielten die Ortsnamen unterscheidende Zusätze. 1231 lesen wir erstmals den Namen novi Odingen, 1336 heißt es "ze alten Oetyng", 1399 folgt Altenoeting. Die Urform Autingas verweist auf den Namen Auto, der aber kein mittelalterliches Kraftfahrzeug benennt, sondern eine Person. Eding bedeutete ursprünglich "bei den Leuten des Auto". Berühmt ist der Tod von Eding, ein Gerippe, das auf einem über dem Eingang der Stiftskirche hängenden Uhrkasten steht und bedächtig, aber unentwegt die Sense schwingt. Mit jedem Schwung, so sagt die Überlieferung, werde auf der Welt ein Leben ausgelöscht. Der Tod von Eding (Doud vo Eding) erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens. Über einen Menschen, der von Krankheit gezeichnet ist, sagt man heute noch: "Der schaut aus wie der Tod von Eding."

hudeln

Das Verb hudeln war in der Süddeutschen Zeitung in den vergangenen fünf Jahren nur fünfmal zu lesen. Es zählt also nicht zu den Lieblingswörtern der Redakteure, aber gleichwohl ist es ein ausdrucksstarkes Verb. "Nur ned hudeln" lautet ein beliebter bayerischer Sinnspruch. Er bedeutet: Mach langsam, nur nichts überstürzen! Zeit lassen! Wer hudelt, der arbeitet oft zu hastig und dadurch zu schlampig. Ein Hudler ist ein Mensch, der ständig hudelt oder zur Hudelei neigt. Die Österreicher kennen neben dem Hudler auch noch den Hudriwudri, das ist ein unkonzentrierter, schusseliger Mensch.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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