Kratzers Wortschatz:Der Herr Karl isst eine Blunzn

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Blutwürste werden in Bayern Blunzn genannt. Das ist aber nicht die einzige Bedeutung des Wortes, das sich vom mittelhochdeutschen Verb blunsen herleitet

Blunzn

Der rührige Verein zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste hat seinen Mitgliedern kürzlich deftige Schlachtschüsseln serviert. Allein die Namen der dort verzehrten Schmankerl würden ein kleines Wörterbuch füllen. Die Blutwurst ist zum Beispiel auch unter den Namen Blunzn (Blunze) und Röselwurst bekannt. Vermutlich hängt das Wort Blunzn mit dem mittelhochdeutschen Verb blunsen (aufblähen) zusammen. In Österreich ist die Blunzn überaus populär. Sogar in Helmut Qualtingers berühmtem Theatermonolog "Der Herr Karl" (1961) wird sie zitiert: "Neilich hob i a Schlachtplatten gessen: Schweinsbraten, Blunzen, Bratwürstl, Leberwurst, Kraut, Knödl . . ." Umgangssprachlich hat die Blunzn auch viele andere Bedeutungen. Eine dicke, schwerfällige Person wird gerne als Blunzn beschimpft. Auch ein schlecht aufgepumpter, aus allen Nähten gehender Fußball hieß früher Blunzn oder Blodern. Also in jenen Zeiten, in denen die High-Tech-Bälle von heute eine Utopie waren und die Buben in ihrer Not mit Schweinsblasen (Blunzn) bolzten, die sie zuvor mit Wasser befüllt hatten.

schmeißen

Der österreichische Skirennläufer Klaus Kröll hat seit 15 Jahren keine Weltcup-Abfahrt verpasst. "Natürlich schmeißt es dich mal", hat er in einem Interview verraten. "Aber bis zum nächsten Rennen war ich wieder fit." Das von Kröll verwendete Verb schmeißen steht in keinem hohen Ansehen, hat aber eine interessante Geschichte. Schon im Mittelhochdeutschen gab es das Verb smizen, es bedeutete streichen, schmieren. Außerdem heißt schmeißen werfen, und zwar im aktiven wie im passiven Sinn. Man kann einen Ball schmeißen, es kann einen aber auch selber schmeißen. Zwei Beispiele: In der TV-Serie "Der Kaiser von Schexing" sagt der reizbare Kämmerer Nels (Gerd Anthoff) über eine Mutter, die in seinem Büro ein Baby stillte: "De schmeiß i jetza hochkant naus!" Die im Nationalpark Berchtesgaden tätige Rangerin Monika Lenz erklärt in einem Interview, sie habe bei Führungen stets ein Verbandszeug dabei, "wenns oan schmeißen daad!"

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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