Huber im ZDF-Sommerinterview:Von den Kühen verschmäht

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Die Liste der Vorurteile über Erwin Huber ist lang. Im ZDF-Sommerinterview hat der CSU-Chef alles dafür getan, diese noch zu bestätigen.

Birgit Kruse

Die Liste der Vorurteile, mit denen Erwin Huber zu kämpfen hat, ist lang: Er gilt als Mann ohne Charisma, als niederbayerischer Provinzler mit einem breiten, irgendwie quengelnden Dialekt, der weit entfernt ist von dem charmanten Bairisch eines Franz Beckenbauer. Selbst in der eigenen Partei macht man sich schon länger über Huber lustig.

Im ZDF-Sommerinterview präsentiert sich CSU-Chef Erwin Huber betont lässig auf einem Strohballen. (Foto: Foto: AP)

Wer für Erwin Huber Medienarbeit macht, müsste das leicht Dumpfbackige an ihm zumindest ein wenig kaschieren, wenn es sich schon nicht aus der Welt schaffen lässt. So wie Michael Spreng dem Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber wenigstens für ein paar Monate seine vielen "Ääähs" abgewöhnt hat.

Doch Huber hat offenbar Medienberater, die glauben, wenn man seine Schwächen nur penetrant genug betont, würden Stärken daraus, weil es dann besonders authentisch wirkt.

Beim ZDF-Sommerininterview ist diese Strategie gründlich danebengegangen. Der CSU-Chef ließ sich auf Strohballen platzieren, die bekanntlich auf jedem niederbayerischen Bauernhof als traditionelle Sitzgelegenheit vor der Scheune herumliegen.

Im Hintergrund ein Bauernhaus wie vom Kalenderblatt: weißgetünchte Wände und rote Geranien vor jedem Fenster. Das hellblaue Hemd hat Huber lässig bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, die beige Hose soll Freizeitatmosphäre verbreiten, auf ein Jackett hat er gleich ganz verzichtet. Was lässig wirken soll, kommt wie eine Karikatur herüber.

Auch an Hubers Unart, vom durchaus selbstironischen Charmebolzen zum Sprechblasenautomaten zu mutieren, sobald eine Fernsehkamera auf ihn gerichtet ist, haben seine Berater nicht gefeilt. Den Fragen des Moderators Peter Hahne weicht er ungeschickt aus oder beantwortet sie mit peinlichen Polit-Platitüden.

Als der Moderator wissen will, ob Ministerpräsident Beckstein und er lediglich ein "Übergangstandem" für die CSU seien und ob sich der Sturz von Stoiber gelohnt habe, antwortet Huber: "Wir sind die Partei der Chancen, der Zukunft."

Wenn Huber selbst in der Schatztruhe der CSU-Binsenweisheiten nichts mehr findet, grinst er einfach breit in die Kamera und rutscht auf seinem Strohballen hin und her. Beim Zuschauer wird der Zapping-Reflex mit jeder Minute größer.

Das ändert sich auch nicht, als Huber auf die große Koalition schimpft und eine Jamaika-Koalition für 2009 wortreich aber inhaltsarm ablehnt. "Mit der Partei der Grünen ist keine Zukunft, ist kein Staat zu machen." Diese Meinung von Huber ist bekannt. Ebenso, dass er keine Angst davor hat, im kommenden Jahr als Bundesminister nach Berlin zu gehen, weil ja die CSU vor rein gar nichts Angst hat.

Wenn es beim Sommerinterview mit dem CSU-Chef darum gegangen sein sollte, die gängigen Huber-Klischees zu zementieren, ist das Vorhaben auf der ganzen Linie gelungen. Oder jedenfalls fast. Denn das Bild vom armen Bauernbuben Erwin, der sich durch Fleiß nach oben gearbeitet hat, ohne seine Wurzeln jemals zu verleugnen, geht leider daneben: Als Huber den Kühen im Stall medienwirksam eine Portion Futter hinhält, will ihm leider keine aus der Hand fressen.

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