Vor der Landtagswahl:Ein guter Bayer wählt die CSU? Von wegen!

Beckstein ist überzeugt davon, dass ein anständiger Bayer nur die CSU wählen kann. Von wegen. Widersprüche gegen diese Wahlkampf-These in Bildern.

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Quelle: SZ

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Günther Beckstein scherzt manchmal. Aber das hat er wirklich ernst gemeint: ",Ein anständiger Bayer wählt CSU." Der Ministerpräsident sagte das in einem Zeitungsinterview. Franz Maget, sein Kontrahent von der SPD, hat es gelesen und erwidert, hier komme wieder mal der "unerträgliche Hochmut der CSU" zum Vorschein. Es ist keineswegs einfach, den anständigen Bayern als solchen zu definieren. Ein paar Bayern, die etwas dazu zu sagen haben, versuchen es. Beckstein schneidet mit seiner Einschätzung nicht gut ab.

Foto: Reuters

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Luise Kinseher, Kabarettistin:

"Herr Beckstein ist wie meine Mama. Immer wenn sie erzieherisch am Ende war, kam sie mit dem Anstand: 'Ein anständiges Kind springt nicht in die Pfütze!' Ich bin erst recht gesprungen. Anständig ist das, was keinen Spaß macht, und das weiß jeder anständige Bayer, spätestens dann, wenn er eine anständige Maß in seine Kehle schüttet. Der anständige Bayer mag auch gern mal eine anständige Gaudi und wählt schon allein deshalb nicht mehr die CSU!"

Foto: Peter Frese

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Martina Schwarzmann, Kabarettistin:

"Was ein anständiger Bayer ist, das ist Auslegungssache - bei der Landtagswahl aber eh wurscht, weil da auch die unanständigen Bayern wählen dürfen. Und ob anständig oder unanständig: Die Menschen wohnen halt hier, weil es ihnen in Bayern gefällt.

Also sollen alle die Partei wählen, der sie es am ehesten zutrauen, das schöne Bayern zu bewahren. Ach ja: Für mich persönlich gehört zu einer schönen Heimat auf alle Fälle, dass man für den Münchner Flughafen keine dritte Startbahn baut."

Foto: Bunnemann & Wiebe

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Hubert Aiwanger, Landesvorsitzender der Freien Wähler und Landwirt:

"Huber und Beckstein werden sich im September wundern, wie unanständig die Bayern mittlerweile geworden sind. Sie besitzen die Frechheit, der CSU die vergammelte Lederhose auszuziehen."

Foto: ddp

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Michael Lerchenberg, Schauspieler und Intendant der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel:

"Schauen wir uns die Angelegenheit im Umkehrschluss an. Alle, die nicht CSU wählen, wären unanständig, wenn es nach Beckstein geht. Und jeder wahlberechtigte Zugereiste, der CSU wählt, wäre ein anständiger Bayer. Egal ob er aus Berlin kommt oder aus Bottrop. Plötzlich dürften nur noch diese Leute Trachtenanzug tragen, Weißwürscht essen und bairisch reden - wie absurd! Der Bayern-Begriff würde sich völlig neu deninieren.

Nein, der anständige Bayer ist eher konservativ, aber zu anarchischem Zorn jederzeit fähig, sobald seine Belastungsgrenze überschritten wird. Das hat sich im 19. Jahrhundert bei den Bierpreis-Aufständen erwiesen, das zeigt sich jetzt beim Rauchverbot."

Foto: AP

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Christoph Süß, Conferencier und Fernseh-Moderator:

"Ein anständiger Bayer ist nicht mehr und nicht weniger als ein anständiger Mensch. Ein Mensch mit Anstand. Ich empfehle; in diesem Zusammenhang Kant zu lesen, die 'Metaphysik der Sitten', kann nie schaden. Kant sollte auch in der CSU bekannt sein."

Foto: dpa

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Hans Triebel, Wirt der Gotzinger Trommel:

"A anständiger Bayer ko ja die CSU gar ned wählen, weil sie die eigene Heimat zuabetoniert und verscherbelt. A echter Bayer ist oana, der sein Land liebt und es erhält. I kenn viele Türken, de san bessere Bayern als ein Hieronymus Dimpflmoser.

Ein anständiger Bayer muas gar ned hier geborn sein, er kon sogar a Preiß sein, er muas nur die richtige Gesinnung haben, nämlich das schöne Bayernland zu erhalten. Er ist weltoffen und hat Respekt vor den anderen."

Foto: dpa

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Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege:

"Das Wort anständig hat in Bayern eine mehrfache Bedeutung. Zum einen wird es in moralisch-ethischer Hinsicht verwendet, es kann aber auch im Sinn von ansehnlich verstanden werden. Ein anständiger Bayer kann einer sein, der sich als Bayer versteht, dem seine Herkunft nicht wurscht ist. Man darf den Begriff auf keinen Fall einengen auf moralisch-ethische Qualitäten."

Foto: privat

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Pater Claudius Amann, Direktor des Klosters Benediktbeuern:

"Jeder der eine demokratische Partei wählt, kann anständig sein. Einen anständigen Bayern macht meiner Meinung weniger die politische Einstellung aus, sondern vielmehr die Liebe zu den Leuten, der Kultur und der Landschaft und er sollte praktizierender Christ sein.

Ich würde jedoch noch nicht einmal mich selbst als anständigen Bayern bezeichnen, obwohl ich bereits vor dreißig Jahren von Baden-Württemberg nach Bayern gezogen bin, eine Lederhose habe und die CSU wähle. Denn zu einem anständigen Bayern gehört auch der Dialekt und ich kann leider immer noch nicht richtig bairisch reden."

Foto: Manfred Neubauer

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Wolfgang Johannes Bekh, Schriftsteller:

"Ein anständiger Bayer ist ein Mensch, der politisch unabhängig ist. Er muss ja nicht grad die DKP wählen, falls es die überhaupt noch gibt, die Linke aber kann er von mir aus genauso wählen wie die CSU oder die SPD. Ein anständiger Bayer sollte nicht dem Teufel nachlaufen, sondern eine persönliche Haltung haben und mit dieser nach Recht und Gesetz handeln."

Foto: Klaus Brenninger

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Dietz-Rüdiger Moser, emeritierter Professor für bayerische Literaturgeschichte:

"Anständige Bayern hat es schon gegeben, als noch gar keine CSU existierte. Insofern ist der Begriff anständig nicht identisch mit der CSU. Eigentlich gehört das Wort gar nicht zum bayerischen Sprachgebrauch. Wir wurden als Kinder in Berlin angehalten, uns anständig zu benehmen. Da gab es noch Anstandsbücher. Das ist aber lange her und hat mit der Gegenwart nichts mehr zu tun."

Foto: Marco Einfeldt

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Susanne Breit-Keßler, evangelische Regionalbischöfin:

"Ein anständiger Bayer ist für mich zu allererst ein anständiger Mensch, und das kann natürlich auch eine Bayerin sein. Dieser anständige Bayern-Mensch kennt nicht nur sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse. Er kümmert sich auch um andere, Schwächere.

Anstand hat nichts mit brav sein und Angepasstheit zu tun. Ein anständiger Bayer kann auch recht aufmüpfig werden und auf den Putz hauen, wenn es darum geht, sich für andere einzusetzen. Ein anständiger Bayer schätzt seine Gewissensfreiheit hoch, er trifft gewissenhaft seine eigene Wahl, auch in der Politik.

Für einen anständigen Menschen kann dabei nur eine Partei in Frage kommen, die sich unmissverständlich für die freiheitliche Demokratie einsetzt. Auch das gehört zur Liberalitas Bavariae. Und natürlich sollte ein anständiger Bayer auch eine g'scheite Freud' am Leben haben: an der Heimat, den Bergen, am Essen und Trinken, an all diesen Gottesgaben."

Foto: Stephan Rumpf

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