Gute Vorsätze und ihre Umsetzung:Fit im neuen Jahr

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Dieser Jogger am Flauchersteg in München erfüllt seine guten Vorsätze. (Foto: Robert Haas)

Bald knallen die Sektkorken, das neue Jahr beginnt. Zu Silvester nehmen sich viele Menschen vor, künftig gesünder zu leben. Sieben Vorschläge, womit man einen Anfang wagen könnte.

Von Christina Warta, Claudia Wessel und Andreas Schubert

Gymnastik

Keine Zeit für regelmäßiges Training? So früh schafft man es auch nicht aus dem Büro? Ein Fitness-Studio ist einfach zu teuer, dafür, dass man schon nach zwei Wochen nicht mehr hingeht? Es sind immer dieselben Argumente, die der innere Schweinehund vorbringt, wenn es darum geht, lieber gemütlich auf dem Sofa liegen zu bleiben. Ehrlicherweise aber muss man sagen: Diese Gründe zählen nicht. Denn das Hallensportangebot der Stadt München hebelt all diese eher vorgeschobenen Argumente mit einem Schlag aus. Allein im Gymnastikbereich bietet das Programm weit über 100 wöchentlich stattfindende Veranstaltungen in 40 Hallen zu allen Tageszeiten an: Fitness-Gymnastik für Frauen und Männer, für Eltern mit Kindern und für Junggebliebene, dazu Pilates, Step-Aerobic, Wirbelsäulengymnastik und einiges andere mehr. Man muss kein Vereinsmitglied werden und keinen Vertrag unterschreiben, kann mal hier turnen und sich mal dort dehnen. Teilnehmer müssen nur ein Freizeitsportticket kaufen, das in der jeweiligen Stunde beim Übungsleiter abgegeben wird. Die Tickets kosten 2,60 für eine und 10 Euro für vier Stunden, es gibt sie in der Stadtinformation im Rathaus oder bei München-Ticket.

Zumba

Männliche Leser können diesen Absatz überspringen, denn Zumba ist eine Gymnastikform, die zu 99,99 Prozent von Frauen ausgeführt wird. Die Musik ist aufpeitschend, die Schritte sind schnell, und das Wichtigste ist: Die Hüfte muss schwingen. Zugleich erfordert die komplizierte Abfolge der Schritte höchste Konzentration. Man tanzt, die Hüfte kreist, die Arme ebenso - und man staunt, wenn plötzlich die Musik verhallt und die Stunde schon vorbei ist. Dieses Phänomen ist die Basis des ungebrochenen Erfolgs von Zumba: Man ist so beschäftigt, dass man nicht merkt, wie sehr man sich verausgabt hat.

Diese Körperübungen kann man auch nach einem langen Arbeitstag ohne Probleme machen. Hier kommt man nicht ins Schwitzen, muss sich nicht anstrengen und darf quasi die ganze Stunde lang liegen. Trotzdem erreicht man nach der Theorie von Moshe Feldenkrais Revolutionäres: Durch die kleinen, aber ungewöhnlichen Bewegungen, so heißt es, wird das Gehirn umprogrammiert. Denn viele falsche und damit Schmerzen erzeugende Haltungen sind als solche im Gehirn gespeichert. Löscht man diese und speichert stattdessen Neues, ändern sich eingefahrene Bewegungsmuster automatisch. Was man sonst mit intensivem Training versucht, geht hier federleicht.

Feldenkrais selbst entwickelte die Methode, weil er sich am Knie verletzt hatte. Von Beruf war er Physiker. Typische Bewegungen in einer Feldenkrais-Gruppenstunde sind etwa das minimale Rollen des Kopfes, das gleichzeitige Bewegen von Arm und Bein, aber in entgegengesetzte Richtungen. Trainiert wird so die Wahrnehmungsfähigkeit. Durch Varianten derselben kleinen Minimaldrehungen stellt man fest, welche am leichtesten fällt. Das ist auch das übergeordnete Ziel: sich so zu bewegen, dass der Körper am wenigsten Mühe hat, und damit alte Verkrampfungen zu lösen. Die Praxis von Feldenkrais ist ein Abenteuer mit sich selbst. Man lernt Teile des Körpers kennen, die man bisher nie beachtet hat, die aber möglicherweise gerade deshalb am Entstehen von Schmerz beteiligt sind. So steht man oft nach einer Stunde auf und stellt fest: Wow, ich habe eine Wirbelsäule. Ein Schulterblatt.

Meditation

Der Ruf, der der Meditation vorauseilt, schreckt einen zunächst ab. Einfach nur da sitzen und ins Nirwana driften, nichts denken und höhere Weihen erlangen - und was, wenn man sich während der vorgesehenen Meditations-Zeit bewegen muss, einen Hustenanfall bekommt oder einem die Knie im Lotussitz einschlafen? In der Tat drohen viele unheilige Anwandlungen, wenn es heißt: "Und nun gehen wir für die nächsten 25 Minuten in die Stille." Dann geht das Gedankenkarussell erst einmal richtig los: 25 Minuten, das halt ich nicht aus, wo ist hier eigentlich der Ausgang. Mir ist heiß, mir ist kalt, ich muss mich anlehnen. Und nichts denken? Das ist ja komplett unmöglich. Stimmt. Kein Anfänger wird es wohl schaffen, nichts zu denken. Und das ist auch nicht schlimm. Man darf denken und die Gedanken einfach beobachten. Und dabei feststellen, dass sie sich ändern. Dass sie weggehen vom was- muss-ich-wann-machen und wer-will-was-von-mir hin zu Dingen, auf die man sonst nie kommt. Irgendwann wird man feststellen, dass trotz der weiter fließenden Gedanken auch eine neue Ebene dazu kommt. Ein Runterfahren der Maschinen. Und das tut auf jeden Fall gut. Senkt sogar laut wissenschaftlicher Studien den Blutdruck. Es muss ja nicht gleich die Erleuchtung sein.

Joggen

Wer zum ersten Mal den sogenannten Flow beim Joggen spürt, der hat als Anfänger das Schlimmste hinter sich. Denn wenn es darum geht, endlich regelmäßig laufen zu gehen, ist nicht das erste Training schwierig, sondern das regelmäßige. Nur so erreicht man auch nach einigen Wochen vielleicht schon einmal dieses leicht traumhafte, abwesenden Trance- und Glücksgefühl des Flows, der bei geübten Läufern einen Großteil des Joggens einnehmen kann.

Zwei Fehler muss der Neuling vermeiden: zu hohe Geschwindigkeit, zu hohe Frequenz. Für das Tempo gilt die Faustregel, dass man sich während des Joggens noch bequem unterhalten können sollte. Zu langsam gibt's nicht, nur zu schnell. Und wer sich gleich vornimmt, jeden Tag eine Runde zu drehen, der wird erfahrungsgemäß schneller die Schuhe wieder ins Korn werfen als derjenige, der mit zwei Einheiten pro Woche beginnt. Den Flow muss man sich erarbeiten. Das geht leichter, wenn man weiß, was einen erwartet: Muskelkater, ein verschneiter, vereister oder matschiger Untergrund, Regen, Wind, Ampeln. Doch es kann schön sein, der Witterung zu trotzen - erst recht, wenn man an anderen Tagen der Wintersonne kleine Atemwölkchen entgegenpusten kann und am Ende wohlig-erschöpft wieder vor der Haustür ankommt.

Yoga

Wer im Freundeskreis erzählt, dass er Yoga macht, kennt diese Reaktion: "Yoga, naja. Ein bisschen Rumliegen, ein bisschen Om sagen. Gemütlich halt." Die beste Antwort auf derlei Kommentare ist immer noch die Aufforderung, doch einfach mal mitzukommen zur Yogastunde. Yogastellungen, sogenannte Asanas, wie der Kranich, der Krieger oder die Schildkröte haben noch jedem durchtrainierten Fußball-Spieler oder Volleyballer den Schweiß auf die Stirn getrieben. Wer Yoga macht, sucht nicht unbedingt die laute, actiongeladene Abwechslung eines Spielsports, sondern eher Ruhe und Besinnung nach einem turbulenten Arbeitstag. Beim Yoga wird man auf sich selbst zurückgeworfen: keine Geräte, keine Gegner, nur eine Matte und man selbst. Insofern ist dieser Sport ideal für all jene, die sich vorgenommen haben, im neuen Jahr gesünder zu leben.

Personal Training

Und jetzt in die Hocke, in jeder Hand eine 7,5-Kilo Hantel, in dieser Position 30 Sekunden verharren. Mist, die Gewichte falsch vom Boden aufgehoben, die Personal-Trainerin hat's gesehen, was jetzt folgt ist Sonderdrill: 20 Liegestütze extra! Danach wieder die Nummer mit den Gewichten. 30 Sekunden durchschnaufen zwischen den Übungen muss reichen. Dann auf die Matte - Bauchmuskeltraining. Das geht so weiter, bis das Trainingsshirt klatschnass ist, man selbst völlig außer Atem und man die Trainerin, diese durchtrainierte Amazone, zum Teufel wünscht (wahlweise natürlich auch den Trainer, diesen drahtigen Kraftprotz). Aber: Wer bereit ist, einen Haufen Geld zu zahlen (Preise ab zirka 50 Euro für Solostunden), um sich so richtig fertigmachen zu lassen, spielt mit bis zur Erschöpfung. Viele Leute brauchen diese martialische Motivation. Aber siehe da: Schon nach ein paar Treffen spürt man es, die Muskeln sind straffer, die Waage zeigt weniger Pfunde an - und man fühlt sich deutlich besser. Allerdings immer erst hinterher. Während des 45-minütigen Trainings mit dem professionellen Quälgeist gilt: Augen zu und durch, und bitte nur in Gedanken fluchen. Sonst gibt's wieder Strafliegestütze.

© SZ vom 27.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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