Gnadenhöfe:Ermittlungen gegen Aiderbichl-Mitarbeiter

Lesezeit: 3 min

Michael Aufhauser auf Gut Aiderbichl. (Foto: WOR)
  • Gegen zwei ehemalige Mitarbeiter der Stifung Aiderbichl ermittelt die Staatsanwaltschaft.
  • Die Geschwister bezichtigen sich selbst, im Auftrag der Stiftung einen vermögenden Mann dazu bewegt zu haben, den Gnadenhöfen seine gesamten Besitztümer zu vermachen. Es geht um ein fragwürdiges Testament - und ein Vermögen im siebenstelligen Bereich.
  • In der Stiftung hat Michael Aufhauser insgesamt 26 Höfe angesammelt, 6000 Tiere leben dort.

Von Katja Riedel, München

Michael Aufhauser hat eigentlich gerade alle Hände voll zu tun. Am Samstag eröffnet er auf einem seiner Gut Aiderbichl-Gnadenhöfe ein neues Affenhaus, die Sängerin Katie Melua soll kommen, eine ganz tolle Geschichte, sagt er. Stattdessen muss Aufhauser über eine Geschichte sprechen, die er überhaupt nicht toll findet, sondern die ihm noch Ärger bereiten könnte.

Denn die Staatsanwaltschaft aus dem österreichischen Ried im Innkreis ermittelt, wie jetzt bekannt wurde, seit längerem gegen zwei ehemalige Mitarbeiter der österreichischen Privatstiftung, die Aufhauser als sein Lebenswerk bezeichnet; der österreichische Rundfunk und die Salzburger Nachrichten haben über die Ermittlungen berichtet, und der SZ liegen Unterlagen vor, die jene Vorwürfe zumindest illustrieren. Denn die beiden ehemaligen Mitarbeiter, Bruder und Schwester aus Oberösterreich, bezichtigen sich demnach selbst, im Auftrag der Stiftung Aiderbichl einen vermögenden Herrn dazu bewegt zu haben, seine gesamten Besitztümer Aiderbichl zu vermachen - ein Vermögen mit einem siebenstelligen Wert.

Es geht dabei um den Verdacht des gewerbsmäßigen Betrugs und möglicherweise manipulierter Urkunden. Im Mittelpunkt steht ein Testament, das unter zumindest fragwürdigen Umständen zustande gekommen sein soll, und zwar auf dem Hof Maria Schmolln im oberösterreichischen Innviertel. Die Stiftung Aiderbichl habe sich dem Verfahren inzwischen als Privatbeteiligte angeschlossen, sagte Michael Aufhauser der SZ. Privatbeteiligte sind Opfer von Verbrechen, denen finanzieller Schaden entstanden sei. Denn sollte das Testament tatsächlich nicht gesetzmäßig zustande gekommen sein, droht Aufhausers Stiftung ein hoher finanzieller Schaden. Er selbst habe mit den fragwürdigen Vorwürfen nichts zu tun, er habe weder davon Kenntnis gehabt noch diese beauftragt oder gebilligt , sagte Aufhauser.

Prominent sind auch die Tiere - Kuh Yvonne etwa

Der Hof Maria Schmolln gehörte bis 2011 dem inzwischen verstorbenen, sehr vermögenden älteren Herrn aus Deutschland, der dort mit seinen Tieren lebte. Heute ist Maria Schmolln einer von 26 Gnadenhöfen, die Michael Aufhauser inzwischen in seiner Stiftung angesammelt hat, 6000 Tiere leben dort. Und nicht nur die Menschen, die Aufhauser Geld geben, um die Tiere zu füttern, die Höfe zu sanieren und zu betreiben, sind prominent.

Prominent sind mitunter auch die Tiere, die hier ihr Gnadenbrot bekommen: Kuh Yvonne etwa, die 2011 spektakulär vor dem Schlachter flüchtete und deren Geschichte nun sogar verfilmt werden soll. Es ist ein typisches Aiderbichl-Tier, eines, das eine Geschichte erzählt. Aiderbichl und die Spenden, die Prominente für Tierpatenschaften zahlen, sie sind der Kern des Systems Aiderbichl, das Boulevardzeitungen und das Fernsehen befeuern. Denn die heile Welt von Aiderbichl dient auch immer wieder als Kulisse für Fernsehfilme.

In diese heile Welt passt das, was die beiden Mitarbeiter Polizisten erzählt haben und was auch Zeugen zumindest in Teilen bestätigen sollen, so gar nicht, es sei denn als Krimi: Die Geschwister, die die Staatsanwaltschaft als Beschuldigte führt, behaupten nämlich, eben jenen älteren Millionär, der nicht mehr vollständig Herr seiner Sinne gewesen sei, zum Verfassen eines Testamentes getrieben zu haben. Dessen Inhalte hätte der Mann aufgrund seines Zustandes nicht mehr voll erfassen können.

Aufhauser sagt, er sei auf Spenden angewiesen - und auf Erbfälle wie diesen

Zudem sollen mehrere Bauarbeiter, die nur zufällig auf dem Hof waren, als Zeugen unterschrieben haben, ohne das Testament gelesen zu haben und überhaupt dabei gewesen zu sein, als der alte Herr seine Unterschrift unter die Urkunde setzte. So sieht es auch ein Bruder des mutmaßlich Geschädigten, der im Oktober Anzeige gegen einen der beiden Aiderbichl-Mitarbeiter erstattet hatte und die Ermittlungen so ins Rollen brachte.

Dass das Vermögen des Millionärs sowohl durch das Testament als auch durch mehrere großzügige Spenden vor seinem Tod an Aiderbichl ging, bestreitet auch Michael Aufhauser nicht. Allerdings habe der Herr verfügt, dass das Geld seinem eigenen Hof und den eigenen Tieren zugute komme. Der Betrieb koste im Jahr viele tausend Euro, auch die Sanierung sei immens teuer gewesen. Tatsächlich sind auf Maria Schmolln mittlerweile edle Laternen und ein hübscher Springbrunnen zu sehen, ein gepflegtes Bild, das jenem der anderen Promi-Höfe gleicht. Um das alles zu bezahlen, sei er eben auf Spenden angewiesen, sagt Aufhauser - und auf Erbfälle wie diesen.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: