Geständnis zu Prozessbeginn:Junge Mutter tötet Säugling

Die Betreuung des Säuglings war ihr laut Anklage lästig: Eine junge Mutter aus Garmisch-Partenkirchen hat vor Gericht gestanden, ihr erst zwei Monate altes Baby getötet zu haben. Doch war sie schuldfähig? Die Hausfrau war kurz vor der Tat aus der Psychiatrie entlassen worden.

Eine junge Frau hat am Montag vor dem Münchner Schwurgericht gestanden, ihre zweimonatige Tochter erstochen zu haben. Die 24-Jährige ist wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen angeklagt. Die Betreuung des Säuglings war ihr nach Ansicht der Staatsanwaltschaft lästig gewesen.

Die Verteidigung will in dem voraussichtlich viertägigen Prozess beweisen, dass die Angeklagte zur Tatzeit wegen einer Wochenbettdepression in Verbindung mit einer Borderline-Störung schuldunfähig war. Ein Psychiater geht in seinem schriftlichen Gutachten von verminderter Schuldfähigkeit bei der "in die Tat umgesetzten Tötungsfantasie" aus.

Die Hausfrau war nach der Geburt offenbar überfordert. Sie habe sich von ihrem gleichaltrigen Mann "alleingelassen gefühlt", sagte sie auf die Frage eines Richters. Aber sie habe "gedacht, ich muss das schaffen, andere Mütter haben es auch geschafft". Als sie "Bilder im Kopf" hatte, in denen sie sich selbst beim Erstechen ihres Kindes sah, ließ sie sich in ein psychiatrisches Krankenhaus einweisen, das sie mit einer Lüge wieder verließ: "Ich habe gesagt, ich habe keine zwanghaften Gedanken mehr, obwohl ich sie hatte."

Am 1. Februar 2013 wurden in der Wohnung in Garmisch-Partenkirchen die Gedanken schreckliche Realität. Das Baby verblutete binnen Minuten; der von Geräuschen geweckte Vater konnte nicht helfen. Er lässt sich scheiden, ist im Prozess aber nicht Nebenkläger.

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