Gasthaus am Tegernsee:Chance für eine Bruchbude

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Die Einfahrt ins Tegernseer Tal ist alles andere als malerisch: Seit 30 Jahren verfällt dort eine 675 Jahre alte Tafernwirtschaft. Nun übernehmen die Wittelsbacher das geschlossene Gasthaus Maximilian - die Chancen auf Fortsetzung einer langen Tradition stehen gut.

Von Heiner Effern, Gmund

Die Einfahrt ins so reiche und malerische Tegernseer Tal prägt seit vielen Jahren eine historische Bruchbude. Unterhalb des kurvigen Berges in Gmund erwartet Besucher nicht etwa der Blick auf den See, sondern auf die verrammelten Fenster des Gasthofs Maximilian. Eine 675 Jahre alte Tafernwirtschaft, die seit 30 Jahren verfällt. Nun gibt es jedoch eine ernsthafte Chance, dass die alte Tradition des Wirtshauses neu belebt wird. Denn die Wittelsbacher selbst übernehmen nun über ihr Herzogliches Brauhaus Tegernsee wieder das Haus, das ihnen einst gehörte und sogar nach Herzog Max in Bayern, dem Vater von Sisi, benannt wurde.

Die Übernahme und die Renovierung des Wirtshauses seien "eine Verpflichtung und Herzensangelegenheit", schreibt das Brauhaus in einer Mitteilung. Im Erdgeschoss soll "eine typische Dorfwirtschaft für jedermann" entstehen. Im ersten und zweiten Stock ist Gewerbe vorgesehen.

Der Besitzerwechsel kam überraschend, denn erst im vergangenen Jahr hatte der niederländische Investor Ten Brinke das Gebäude und die angrenzenden Flächen erworben. Dort will er einen Supermarkt, Büros, eine Bäckerei, Geschäfte, Wohnungen und eine Tiefgarage bauen. In einem Vertrag verpflichtete sich der Investor, dass das marode Gasthaus im gleichen Zeitraum saniert werde. Der werde eingehalten, sagt Ten Brinke-Manager Andreas Kern. Man setze das Konzept nun eben "gemeinsam mit dem Herzoglichen Brauhaus Tegernsee um".

Die Ideallösung gefunden

Die Grünen in Gmund ärgern sich, dass Ten Brinke mit den wertvollen Maximilian-Grundstücken im Zentrum satte Geschäfte mache, das teuer zu sanierende Wirtshaus aber abstoße. Man habe das Gasthaus "nicht verscherbelt", weist der Investor die Kritik zurück. Zum Preis äußerten sich die Parteien nicht. Auffällig ist, dass das Brauhaus in seiner Mitteilung ausschließlich von einer "Übernahme", nie aber von einem "Kauf" schreibt.

Dem Gmunder Bürgermeister Georg von Preysing (CSU) ist das egal, Hauptsache der Vertrag wird eingehalten. Er traut wohl ohnehin dem Brauhaus, das in Tegernsee erfolgreich das Bräustüberl betreibt, mehr bayerische Wirtshauskompetenz zu als dem niederländischen Investor. Man habe "die Ideallösung für das Maximilian gefunden", sagt er.

© SZ vom 20.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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