Garmisch-Partenkirchen:Tourengeher klagen gegen Pistenverbot

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Das erhitzt die Gemüter an den Bergsteiger-Stammtischen: Pistenverbot für Tourengeher. Jetzt kommt der Streit vor das Verwaltungsgericht.

C. Sebald

Für den Garmischer Skibergsteiger Robert Herz ist die Sache klar. "Natürlich braucht es Regeln, damit sich auf den Pisten Skifahrer und Tourengeher sich nicht gegenseitig gefährden", sagt der 48-jährige Amateursportler, der abends im Garmischer Classic-Gebiet trainiert. "Aber dass der dort auf einmal bis auf eine Aufstiegsspur alle Pisten für uns gesperrt hat, das akzeptieren wir nicht." Deshalb klagen Herz und sein Sportsfreund Hans Grasegger jetzt vor dem Verwaltungsgericht München gegen die Garmischer Anordnung.

Derzeit dürfte kaum etwas die Gemüter so sehr erhitzen wie die Pistensperrungen für Tourengeher in etlichen Skigebieten. (Foto: dapd)

Egal ob an Bergsteiger-Stammtischen, im Deutschen Alpenverein (DAV) oder unter Liftbetreibern: Derzeit dürfte kaum etwas die Gemüter so sehr erhitzen wie die Pistensperrungen für Tourengeher in etlichen Skigebieten. "Bislang hatten wir hier in Garmisch fünf Aufstiege", sagt Herz. "Jetzt ist es nur noch einer, und der hat viele Mängel." So sei die neue Aufstiegsspur nicht schneesicher, weil sie die einzige unbeschneite Skipiste entlangführt.

Außerdem sei sie im oberen Bereich sehr schlecht ausgeschildert. Am meisten ärgert Herz und Grasegger aber, dass der Markt ohne Absprache mit den Skitourengehern vorgeprescht sei. "Da geht es um das verfassungsmäßige Recht auf freie Betretung der Natur, da kann man nicht einfach einen solchen Alleingang machen", sagt Herz. "Doch zu uns Tourengehern hat keiner Kontakt gesucht." Die Empörung in der Szene ist so groß, dass Herz und Grasegger den Verein "Skitourensportler" gegründet haben, in dessen Namen sie jetzt klagen.

Bei den Bergbahnen beobachtet man den Vorstoß der Skitourensportler mit großem Interesse. "Wir wollen ja einzig Sicherheit für unsere Gäste und Rechtssicherheit für uns", sagt Peter Lorenz, der Geschäftsführer der Brauneck-Bahn und der Alpenbahnen Spitzingsee, der seine Pisten ebenfalls für Skibergsteiger gesperrt und sich dafür viel Ärger eingehandelt hat. "Vielleicht ist es das Beste, den Streit vor Gericht zu klären." Zumal sich die neuen Regelungen bewährt hätten. "Die allermeisten Tourengeher halten sich an die Vorgaben", sagt auch Peter Lorenz von der Zugspitzbahn, "unsere neue Aufstiegsspur wird gut angenommen." Auch Lorenz ist guter Dinge, dass sich am Spitzing und Brauneck Lösungen finden werden, damit sich Skibergsteiger und Alpinläufer nicht mehr ins Gehege kommen.

Der Alpenverein dagegen ist offenkundig in einer Zwickmühle. Zwar ist er nach wie vor strikt gegen "pauschale Pistensperrungen" und schließt auch Klagen dagegen nicht aus, wie DAV-Geschäftsführer Thomas Urban kürzlich wieder betonte. "Aber nur als letzte Möglichkeit", so Urban, "derzeit geht vor allem darum, in Verhandlungen tragfähige Lösungen für beide Seiten zu finden." Die Klage der Garmischer Skibergsportler komme viel zu früh, deshalb unterstützt der DAV den neuen Verein auch ausdrücklich nicht - so groß die Enttäuschung des Alpenvereinsmitglieds Herz auch sein mag.

© SZ vom 25.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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