Fokus auf Eichstätt:Umstrittener Diakon geweiht

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Der Bischof betont zweite Chance, der Zentralratspräsident zweifelt

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat am Samstag einen umstrittenen Kandidaten zum Diakon geweiht. Der junge Mann war vor vier Jahren nach antisemitischen und rassistischen Vorfällen aus dem Würzburger Priesterseminar geworfen worden. Bereits vor der Weihe hatte es Kritik an der Entscheidung Hankes gegeben, den Mann ins Eichstätter Priesterseminar aufzunehmen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, es sei inakzeptabel, dass die Kirche dem Mann einen Persilschein ausstelle. Dadurch werde das Verhältnis zur katholischen Kirche erheblich belastet.

Konkret wurde dem Seminaristen 2013 vorgeworfen, KZ-Witze erzählt zu haben, "womit die fabrikmäßige Ermordung jüdischer Kinder, Frauen und Männer im Dritten Reich zum Gegenstand von Spott und Hohn gemacht wurde". Außerdem soll er Adolf Hitler parodiert haben.

In seiner Predigt zur Diakonenweihe ging Bischof Hanke indirekt auf die Vorfälle ein. Christen müssten aufgrund einer Rückerinnerung auf die eigenen Wurzeln fähig sein, Geschichte ernst zu nehmen, "vor allem die Geschichte der Bündnispartnerschaft des Gottes Israels mit dem Bundesvolk, den Juden". Sie verbiete jedem Christen, den Schwestern und Brüdern des alten Bundesvolkes, den Juden also, mit Ablehnung oder Hass zu begegnen. "Nicht political correctness untersagt uns dies, sondern unsere eigene Berufung, Kirche des neuen Bundes zu sein, die im Glauben Israels wurzelt." Schon im Vorfeld hatte Hanke die Weihe als Akt der Barmherzigkeit verteidigt. Außerdem verwies er darauf, dass der Kandidat nicht mehr derselbe sei. Er habe das Geschehen psychotherapeutisch aufgearbeitet. "Er hat sich distanziert, er will kein Antisemit, kein Neonazi sein. Er hat bereut, was er zu verantworten hat." Zentralratspräsident Schuster sagte, auch nach Hankes Erklärung blieben bei ihm tiefe Zweifel. Von dem Betroffenen liegt bisher keine öffentliche Äußerung vor. "Wegen der aufgeheizten Stimmung" hielt der Bischof dies nicht für angebracht.

Neben dem umstrittenen Kandidaten wurde ein weiterer junger Mann zum Diakon geweiht. Es ist eine Vorstufe zur Priesterweihe, die in der Regel ein Jahr später stattfindet. Diakone dürfen unter anderem taufen, Paare trauen und Begräbnisse leiten.

© SZ vom 26.06.2017 / kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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