Festnahme in Oberfranken:CSU-Bürgermeister gesteht Veruntreuung

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  • Der Bürgermeister von Zapfendorf hat gestanden, über Monate hinweg Geld aus der Gemeindekasse entnommen zu haben.
  • Bereits am Mittwoch ist der CSU-Politiker aus Franken festgenommen worden.
  • Der Staatsanwaltschaft zufolge soll er bereits vor seinem Amtsantritt im Mai 2014 mit den Manipulationen begonnen haben.

Von Olaf Przybilla, Zapfendorf

Bürgermeister legt Geständnis ab

Bis Mittwoch konnte Werner Porzner, der CSU-Chef von Zapfendorf, noch hoffen, dass an der Sache vielleicht doch nichts dran ist. Dass Matthias S., der Bürgermeister der 5000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Bamberg, möglicherweise doch zu Unrecht festgenommen worden ist. Einen Tag später ist diese Hoffnung ganz erheblich geschwunden. Denn die Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Hof hat nicht nur Haftbefehl gegen den 37-Jährigen erlassen. S. hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe auch eingeräumt.

Und diese Vorwürfe wiegen schwer: Der CSU-Mann soll über einen Zeitraum von mindestens 22 Monaten Geld aus der Kasse der Gemeinde entnommen haben. Insgesamt einen satten sechsstelligen Betrag. Im Raum steht der Vorwurf der schweren Untreue. Dem Kommunalpolitiker könnten damit bis zu zehn Jahre Haft drohen.

Wann die Manipulationen angefangen haben

Wie genau der Bürgermeister die Gemeindekasse angezapft hat, das sei "zum jetzigen Zeitpunkt noch Täterwissen", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt, Gerhard Schmitt. Eines scheint aber bereits klar zu sein. S. muss sich bereits in der Zeit vor seinem Dienstantritt in der Kasse der Gemeinde bedient haben. Denn gewählt wurde der 37-Jährige erst im vergangenen März, damals überraschend deutlich: Nahezu 60 Prozent konnte der CSU-Mann auf sich vereinigen, immerhin gegen drei Mitbewerber.

Dass die Ermittler nun von Buchungsmanipulationen seit Januar 2013 ausgehen, kann nur bedeuten, dass sich S. bereits in seiner Zeit als Leiter des Bürgerbüros und stellvertretender Kassenverwalter sukzessive am Vermögen der Gemeinde schadlos gehalten hat. Nach den vorläufigen Ermittlungen kommt eine erheblich Summe zustande: auf 279 500 Euro beziffert Schmitt den Schaden. Das Vermögen wurde von der Staatsanwaltschaft vorläufig eingefroren, von "vermögenssichernden Maßnahmen zugunsten der geschädigten Gemeinde" spricht Schmitt. Wohin das Geld geflossen ist, soll nun ermittelt werden.

Wie sich der Bürgermeister darstellt

Während S. in Untersuchungshaft sitzt, ist seine Internetseite noch in Betrieb. Sein Wahlergebnis vom März 2014 mache ihn stolz, schreibt der CSU-Mann. Er erfülle ihn aber auch mit, so wörtlich, "Demut, die angesprochenen und versprochenen Angelegenheit mit ganzer Kraft anzugehen um das Bestmögliche für die Gemeinde" zu erreichen. Für jede Kritik und Anregung sei er dankbar, denn gemeinschaftlich könne man die Zukunft von Zapfendorf gestalten.

Als seine Ziele nennt S. die Organisation der Gemeinde nach wirtschaftlichen Grundsätzen und eine solide Haushaltspolitik. Gerade als Dozent der bayerischen Verwaltungsschule für Verwaltungsfachangestellte hoffe er, ein verlässlicher Ansprechpartner für die Zapfendorfer zu sein.

S. war bislang Vorsitzender des Sportvereins Zapfendorf, Mitglied der Kirchenverwaltung und Verantwortlicher für den örtlichen Kindergarten St. Christophorus. Und Kassierer des Ortskulturrings Zapfendorf sowie stellvertretender Ortsvorsitzender der CSU in Zapfendorf. Das dürfte demnächst Vergangenheit sein.

"Konsequenzen muss er sich überlegen", sagt sein Ortschef Porzner, der sehr enttäuscht klingt: "Er vertritt als Bürgermeister eben auch unsere Partei." Und natürlich: "Unserem Matthias", sagt Porzner, habe so etwas weder im Ort noch in der Partei jemand zugetraut.

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