Von Aloisia bis Hardrocker: Wenn in Veitshöchheim die "Fastnacht in Franken" gefeiert wird, beweisen Politiker Kreativität. Die besten Kostüme der vergangenen Jahre. Ein Thema beherrscht gleich zu Beginn den Frankenfasching in Veitshöchheim im Jahr 2011: Karl-Theodor zu Guttenberg und die Debatte um seinen Doktortitel. Guttenberg selbst ist an diesem Abend nicht gekommen, wie in den Jahren zuvor auch schon nicht. Andere hat die Plagiatsaffäre für ihre Kostümwahl inspiriert. Fast das ganze bayerische Kabinett ist an diesem Abend vertreten - und, wie es sich gehört, fast bis zur Unkenntlichkeit verkleidet. Text: Birgit Kruse und Doris Mosandl (Abgesagt haben für den Abend Ministerpräsident Horst Seehofer, Landtagspräsidentin Barbara Stamm sowie Wissenschaftsminister Martin Zeil. Sie waren am Nachmittag in Regen - bei der Trauerfeier für die in Afghanistan getöteten Soldaten.)
So wie dieser Herr hier in lila Jacke und grüner Weste. Wer steckt wohl hinter dem Joker-Kostüm aus Batman? Es ist CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Besser zu erkennen ist da schon seine Stellvertreterin.
Dorothee Bär posiert als Schneewittchen kostümiert neben ihrem Mann Oliver. Wiederum fast nicht zu erkennen ist ein anderer. Auch er war einmal Generalsekretär der CSU.
Der damalige Gesundheitsminister Markus Söder. Als Mitglied der US-Rockband "Kiss" hat er sich verkleidet. Hat sich einen schwarzen Stern über das rechte Auge gemalt. Schwarze Nietenlederjacke, schwarze Lockenperrücke. Auch er hat an diesem Abend was zu lachen. Als Kabarettist Oliver Tissot davon spricht, dass bei Guttenberg der "Lack ab ist", kann sich Söder das Grinsen nicht unterdrücken.
Justizministerin Beate Merk hat sich für das kleine Grüne entschieden - mit vielen Blumen. Hippie eben. Vielleicht rocken die beiden ja nach der Veranstaltung noch ein wenig.
Es ist wohl eine der häufigsten Fragen, die rund um den Frankenfasching gestellt werden. Welches Kostüm hat Günther Beckstein in diesem Jahr gewählt? Als Löwe oder Martin Luther war er schon gekommen. Heuer hat er sich für die Rolle des Casanova entschieden. Und er hat sichtlich Spaß: Ein besonderes Strahlen macht sich auf seinem Gesicht breit, als Oliver Tissot in seine Richtung sagt : "Sie werden immer unser heimlicher Landesvater bleiben."
Kultusminister Ludwig Spaenle posiert als Gondoliere kostümiert neben seiner Ehefrau. Und was ist mit der Opposition? Die ist auch da - im Einheitslook.
Die Roten kommen, ja, in rot: Fraktionschef Markus Rinderspacher und Generalsekretärin Natascha Kohnen posieren als SPD-Harmonists. Zu Lachen haben sie zunächst jedoch wenig. Oliver Tissot nimmt die Umfrage-gebeutelte Partei auf die Schippe, indem er sich wundert, warum die SPD an diesem Abend überhaupt da ist und nicht in der Wüste. Denn in der Wüste kenne sie sich ja aus.
Christine Haderthauer - ein Unschuldsengel? Die Sozialministerin kommt im Aloisius-Kostüm - oder besser: im Aloisia-Kostüm. Ob sie die Botschaft dabei hat, auf die die Staatsregierung schon seit Jahrzehnten wartet? Aloisius selbst sitzt ja bekanntlich im Hofbräuhaus - bei einer Maß Bier. Mit dabei hat "Aloisia" ihren Mann - der sich entschieden hat, an diesem Abend Gott zu sein. Schon in den vergangenen Jahren hat Haderthauer ihr Händchen für kreative Verkleidungen bewiesen - wie ihre Kabinettskollegen übrigens auch. Christine Haderthauer etwa kam als Wickie aus der bekannten Kinderserie Wickie und die starken Männer. Überhaupt scheint sich die Ministerin von Helden aus Kinderzeiten inspirieren zu lassen.
2009 kam Haderthauer als Pippi Langstrumpf. Das freche Mädchen mit den roten Zöpfen und den Ringelstrümpfen sei quasi "die erste Frauenrechtlerin" gewesen, erklärte Haderthauer die Wahl des Kostüms.
Der frühere Ministerpräsident Beckstein ist für seine außergewöhnlichen Faschingskostüme bekannt. Auch 2008 war Beckstein der Hingucker in Veitshöchheim - als Patrona Bavariae.
Auch Söder scheint beim Verkleiden Spaß zu haben: Er erschien bereits im dicken Eisbärenfell und konnte seine Kräfte mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (li.) messen, der sich als Cowboy verkleidet hatte.
Natürlich ist auch die Opposition dabei, wenn in Veitshöchheim die närrische Zeit gefeiert wird. Franz Maget, früherer Chef der SPD-Landtagsfraktion, und seine Frau Dorle ließen sich 2009 von Fernost inspirieren.
Auch sonst gab sich der langjährige Oppositionsführer, der nun Vizepräsident des Bayerischen Landtags ist, gerne kämpferisch: 2008 kostümierte er sich als Pirat.
Ein Jahr davor setzten Maget und seine Frau verkleidet als Rothäute zumindest in Veitshöchheim ein politisches Zeichen.
Parteikollege Florian Pronold hatte 2009 das Superman-Kostüm aus der Faschingskiste gezerrt - wenige Monate später wurde er zum bayerischen SPD-Parteichef gewählt.
Gabriele Pauli, langjährige Fürther Landrätin, einstige CSU-Rebellin und inzwischen fraktionslose Abgeordnete im Landtag, war schon als "Königsmörderin" bezeichnet worden, weil sie Ex-Ministerpräsident Stoiber mit zu Fall gebracht hatte. In Veitshöchheim ging sie, ganz unschuldig, als Engel.