BR-Dreharbeiten in Schwaben:Regensburg an der Wörnitz

Lesezeit: 2 min

Der BR bastelt sich für ein Historiendrama sein ideales Mittelalter zusammen und verpflanzt die Steinerne Brücke von Regensburg nach Schwaben. Welch ein Hohn für die Regensburger.

Max Hägler

Das Erstaunen war groß bei Regensburgs Kulturreferent Klemens Unger, als er dieser Tage erfuhr, dass gerade ein Film über seine Stadt gedreht wird. Nichts hatte er davon erfahren - dabei steht doch sein Vorzeigebauwerk im Mittelpunkt: die Steinerne Brücke, Symbol für den Aufstieg Regensburgs zur Handelsmetropole im 13. Jahrhundert. Die Brücke ist Aufhänger einer aufwendigen Produktion des Bayerischen Rundfunks (BR), die von Tatort-Darsteller Udo Wachtveitl präsentiert wird und Ende kommenden Jahres laufen soll. Die Zuschauer sollen über Computeranimationen und natürlich über die möglichst originalgetreue Nachstellung historischer Szenen in das damalige Leben hineingezogen werden.

Die echte Steinerne Brücke in Regensburg - zu groß für die Dreharbeiten des BR. (Foto: ddp)

Für die Geschichte über Regensburg schickte das Filmteam Fuhrwerke auf die Steinerne Brücke, dazu Gestalten in Kutten und Lederstiefeln, ein Scharmützel mit Reitern des Herzogs von Bayern wurde nachgestellt. Unten, an der Donau trieben Zillen und Flöße, Fischer brachten ihre Netze aus. Doch in Regensburg hat keiner etwas von dem Dreh mitbekommen - was allerdings nicht verwundert: Der BR bastelt sich sein ideales Mittelalter zusammen und hat Regensburg nach Schwaben verpflanzt. Das Team drehte dieser Tage in einem Dörfchen namens Ebermergen. Das dortige Brücklein überspannt auch nicht die Donau, sondern einen Zufluss namens Wörnitz.

Welch ein Hohn für die Regensburger, die doch immer so stolz auf die Ausmaße ihrer Steinernen Brücke verweisen, die vor 900 Jahren errichtet wurde. "Bei aller Freude darüber, dass in Ebermergen noch eine schöne Steinbrücke die Wörnitz überspannt, dürfen wir doch darauf hinweisen, dass das Original durch nichts zu ersetzen ist", sagt denn auch Kulturreferent Unger. Regensburgs Bauwerk habe einst als achtes Weltwunder gegolten. Und schließlich sei die Donau auch noch "deutlich kraftvoller als das brave Flüsschen Wörnitz", stellt der Kulturreferent klar. Auch den "viel besungenen" Donaustrudel gebe es nun mal nur in Regensburg.

Doch genau die Kraft des Flusses und die Größe des Bauwerks gaben den Ausschlag, nicht in Regensburg selbst zu drehen, erklärt die Produktionsfirma Bilderfest. Angesichts ihrer Größe - 330 Meter misst das Original - wäre sie nur sehr aufwendig zu bespielen gewesen. "Die Brücke bei Ebermergen hatte einen glasklaren Vorteil: Sie ist kleiner und schmaler", sagt Claudia Ulrich, die sich um die Ausstattung kümmert. Das spart Komparsen, Gerüste, Technik - und damit Geld.

Dasselbe bei den Szenen auf dem Fluss: Auf der beschaulichen Wörnitz seien die Szenen nun einmal ungefährlicher gewesen. Dann gebe es noch den Punkt der Genehmigungen: Eine Steinerne Brücke, jeden Tage begangen und bestaunt von Tausenden Touristen, hätte sich nur schwer absperren lassen für die Dreharbeiten. Und im Übrigen, sagt die promovierte Historikerin Ulrich, unterscheide sich die Steinerne Brücke dieser Tage von der aus dem Mittelalter. Die Steinerne damals hatte mehrere Brückentürme, von denen heute nichts mehr zu sehen ist.

Das gesteht Klemens Unger zu, weist aber auf eine weitere Schwierigkeit hin: "Wir sind darauf gespannt, wie die Regensburger Stadtsilhouette, die offenbar per Computer nachträglich eingefügt werden soll, mit der Brücke von Ebermergen harmoniert." Diese Arbeiten würden mit viel Know-how durchgeführt, sodass man kaum etwas merke, beruhigt das Filmteam auch hier. Im Übrigen werde für die Doku natürlich auch die heutige, echte Steinerne Brücke abgefilmt und gezeigt.

Regensburg ist übrigens nicht die einzige Stadt, bei der zugunsten der Logistik ein wenig geschummelt wird. Insgesamt zehn Städte stellt der BR in der Serie "Das bayerische Jahrtausend" vor. Der erste 45-Minüter hat das Bamberg des Jahres 1007 zum Thema, manches wurde hierzu in Bad Windsheim gedreht. Die Reihe schließt mit dem Thema "Medienhauptstadt München". Wo das Team die Münchner Szenen dreht, steht noch nicht fest.

© SZ vom 08.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: