Ausflugstipps:Wasser, Eisen, Holz und Salz

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Der Chiemgau bietet nicht nur Kirchen, Berge und Seen, sondern auch spannende Einblicke in die Industrie- und Arbeitsgeschichte des Alpenvorlands

Nur vier Kilometer sind es von Siegsdorf hinauf bis zum Kloster Maria Eck, das seit dem 16. Jahrhundert Ziel von Wallfahrern ist. Noch heute ziehen bei der traditionellen Trachtenwallfahrt mehr als 2000 Gläubige auf den heiligen Berg. Er ist ein beliebtes Ausflugziel für Wanderer, und wer auf dem Weg genau hinschaut, findet sicher ein paar münzähnliche Steinplättchen, sogenannte Nummuliten. Versteinerte Einzeller sind das, haben wir im Naturkundemuseum gelernt, doch das wussten die Leute früher nicht. Und so geht die Sage von den Maria Ecker Pfennigen: Ein Dieb habe einst den Opferstock der Kirche geplündert, sei aber von der Mutter Gottes erwischt worden, und die habe seine Beute dann in Stein verwandelt. Acht Mönche leben heute noch auf dem Berg. Bei Wanderern ist er bekannt für seinen Klostergasthof, den herrlichen Blick über den Chiemsee und als Ausgangspunkt für Touren weiter hinauf zum Hochfelln.

Wer lieber im Tal bleibt, findet rund um Siegsdorf schmucke Dörfer mit herrlichen Gärten und viele Hinweise auf die Industriegeschichte der Region. Ortsnamen wie Kohlbrenn oder Eisenärzt deuten noch heute darauf hin. Wie hat Museumsleiter Robert Darga gesagt? Wasser, Eisen, Holz und Salz haben Land und Leute geprägt. Im Weiler Sankt Johann ist die alte Mühle noch zu besichtigen, die ihre heutigen Besitzer nach dem letzten Hochwasser liebevoll restauriert haben. Das Korn wird dort wie seit Jahrhunderten von alten Mühlsteinen gemahlen. Wer Hunger verspürt, auf den wartet gleich oberhalb der alte Mesnerhof mit dem Kirchlein daneben. Die Gaststube hat sich seit 100 Jahren kaum verändert, vieles wird noch auf dem Holzofen gekocht. Berühmt ist vor allem das Schnitzel.

In Bergen südwestlich von Siegsdorf, am Fuß des Hochfelln steht die Maxhütte, schon 1562 von Pangraz von Feyberg gegründet. Sie zählte zu den wichtigsten Eisenherstellern in Bayern, bis die Hochöfen Ende des 19. Jahrhunderts stillgelegt wurden. Heute ist das Eisenhüttenwerk ein Museum. Ein paar Kilometer weiter stößt man auf die einstige Soleleitung von Berchtesgaden nach Rosenheim. 1810 ging die königliche Salzwasserleitung in Betrieb, 1958 wurde sie stillgelegt. Das Klaushäusl bei Grassau ist als einzige ehemalige Solepumpstation erhalten geblieben und daher ein ganz besonderes Industriedenkmal. Das darin untergebrachte kleine "Museum Salz und Moor" berichtet von seiner Geschichte. Weil im Norden das Hochmoorschutzgebiet Kendlmühlfilzen angrenzt, wurde im ehemaligen Brunnwärterhaus dazu noch ein Moormuseum eingerichtet.

Und wer länger oder öfter in der Region ist und immer noch nicht genug hat, findet in Ruhpolding das Holzknechtmuseum. Wie karg, beschwerlich und gefährlich das Leben der Holzknechte war, lässt sich dort gut nachempfinden.

© SZ vom 23.06.2015 / mse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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