Augsburger Polizistenmord:Witwe bricht Schweigen

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Im Oktober 2011 wurde Mathias Vieth erschossen. Die Kollegen gedachten seiner im Foyer des Präsidiums. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

"Warum ist dieser Staat nicht in der Lage, die Mörder meines Mannes zu verurteilen?": Bislang hat die Witwe des Augsburger Polizisten Mathias Vieth geschwiegen. Nachdem der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Täter ausgesetzt wurde, meldet sie sich erstmals öffentlich zu Wort.

Der Mord an dem Augsburger Polizisten Mathias Vieth ist zwei Jahre her. Seitdem hat die Witwe des Beamten geschwiegen, nun hat sie erstmals mit Journalisten gesprochen. "Ich wollte mit meiner Trauer und meinem Schmerz allein fertigwerden. Und ich habe fest darauf vertraut, dass das Strafverfahren seinen regulären Gang geht", sagte sie der Augsburger Allgemeinen. Nun sei ihr Vertrauen in die Justiz auf eine besonders schmerzvolle Weise enttäuscht worden.

Einer der beiden mutmaßlichen Mörder ihres Ehemannes, Raimund M., wurde wegen Krankheit für vorläufig verhandlungsunfähig erklärt. Der 60-jährige Angeklagte leidet an Parkinson. Der Prozess gegen ihn ist auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Sollten sich die Symptome verschärfen, könnte er sogar für haftunfähig erklärt werden - und auf freien Fuß kommen.

"Mein Mann wurde hingerichtet. Uns steht ein Leben ohne Mann, Vater, Bruder bevor und dem Täter winkt die Freiheit. Wir haben lebenslange Trauer und der Mörder bekommt womöglich eine Haftentschädigung", sagt die Witwe jetzt in dem Zeitungsbericht. "Gibt es eine Steigerung von Ungerechtigkeit?"

Raimund M. und seinem Bruder Rudi R. wird vorgeworfen, im Oktober 2011 nach einer Verfolgungsjagd den Polizisten erschossen zu haben. Die Angeklagten haben sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. Das Gericht hat das Verfahren gegen Rudi R. nun abgetrennt.

Bereits vor zwei Wochen hatte die Mutter zweier Söhne über ihren Anwalt Walter Rubach der SZ ausrichten lassen, sie sei nicht zufrieden. "Frau Vieth fragt", berichtete Rubach, "was ist das für ein Signal an unsere Gesellschaft, wenn solche Menschen nicht so behandelt werden, dass sie ihre gerechte Strafe bekommen?" Weiter erklärte er: "Ihre Gefühle und ihre Angst sind nicht in Worte zu fassen."

In der Augsburger Allgemeinen sagte die Frau nun, sie sei davon überzeugt, dass die beiden Angeklagten die Täter seien. Und sie erklärte: "Mein Mann hat dem Staat treu gedient. Warum ist dieser Staat, diese Justiz jetzt nicht in der Lage, die Mörder meines Mannes zu verurteilen?" Laut dem Bericht hält sie es für möglich, dass Raimund M. dem Gutachter etwas vorspielt. "An einem Tag ist er, soweit ich erfahren habe, gut orientiert, am nächsten ein Häufchen Elend. Wer soll das glauben?"

Die Ungewissheit sei für ihre Familie katastrophal. Sie habe Angst. Auch um ihre beiden Söhne, sagt die Witwe. "Wer gibt mir denn die Garantie, dass dieser Mann, wenn er rauskommen sollte, nicht wieder zur Waffe greift?"

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