Augsburg:Stadtrat unter Verdacht

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Schwerer Vorwurf gegen einen Stadtrat von Pro Augsburg: Der frühere Bürgermeister Peter Grab soll eine Frau betäubt und sexuell missbraucht haben. Sein Anwalt stellt die Angelegenheit ganz anders dar.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Die Staatsanwaltschaft Augsburg prüft Missbrauchsvorwürfe gegen den Augsburger Stadtrat und ehemaligen Dritten Bürgermeister Peter Grab. Eine Frau hat den 56-jährigen Politiker der Wählervereinigung Pro Augsburg angezeigt. Er soll sie ihren Angaben zufolge mit K.-o.-Tropfen betäubt und dann vergewaltigt haben. Peter Grab weist die Vorwürfe in einer persönlichen Erklärung zurück: "An den Missbrauchs- und Drogenvorwürfen ist absolut nichts dran."

Es ist eine ebenso schlüpfrige wie undurchsichtige Geschichte, mit der sich der ohnehin umstrittene Politiker auseinandersetzen muss. Bislang ist völlig unklar, ob die Vorwürfe zutreffen oder nicht. Entsprechend vorsichtig äußert sich Pro Augsburg in einer Pressemitteilung: "Die gegen Herrn Peter Grab erhobenen Beschuldigungen betrachten wir zum jetzigen Zeitpunkt als Privatangelegenheit, ebenso die damit in Zusammenhang stehenden Veröffentlichungen im Internet."

Seine Fraktion hält an Grab fest - noch

Mit Verweis auf die Unschuldsvermutung schreiben die Vertreter der Wählervereinigung: "Wir rechnen damit, dass sich die Anschuldigungen als haltlos erweisen. Herr Grab ist bis auf Weiteres Mitglied der Fraktion Pro Augsburg und Stadtrat." Die Wendung "bis auf Weiteres" klingt allerdings nicht wie eine hundertprozentige Solidaritätsbekundung, sondern eher wie ein Abwarten der weiteren Entwicklung.

Grabs Anwalt Dominik Hofmeister räumt auf Anfrage ein, dass es einen Kontakt zwischen seinem Mandanten und der Frau gab. "Dieser fand aber rechtlich in einwandfreier Weise statt", betont der Jurist. Peter Grab selbst teilt in seiner Erklärung mit: "Unabhängig von den rechtlichen Aspekten gibt es natürlich die moralische Sicht der Dinge - diesbezüglich bedauere ich diese private Angelegenheit sehr, insbesondere auch weil nun meine Kinder in Mitleidenschaft gezogen sind."

Die Affäre wurde durch einen Artikel eines Internet-Blogs öffentlich. Grab und Hofmeister haben inzwischen per Antrag auf einstweilige Verfügung erwirkt, dass der Artikel nicht mehr abrufbar ist. "Ob wir weitere juristische Schritte gegen die Frau und auch gegen den Betreiber des Internet-Blogs einleiten, besprechen wir am Montag", kündigte Anwalt Hofmeister an.

Beteiligt am Bau des missratenen Eisstadions

Peter Grab gilt in der Stadt seit Längerem als schillernde Figur. Der ehemalige City-Manager wagte 2008 als Oberbürgermeisterkandidat für Pro Augsburg als Seiteneinsteiger den Sprung in die Politik. Als Koalitionspartner der CSU wurde er auf Anhieb zum Dritten Bürgermeister und Kultur- und Sportreferenten berufen. Als solcher machte er Schlagzeilen, indem er am missratenen Umbau des Eisstadions beteiligt war. Zudem geriet er in die Kritik, nachdem er eines Nachts in einer Bar als Schankkellner ausgeholfen hatte.

Grab polarisierte die Stadt: Dass er auch bei offiziellen Terminen der Stadt mit Dreitagebart und ohne Krawatte auftrat, werteten manche Beobachter als bürgernah und sympathisch, andere als untragbar. Nach der Wahl 2014 landeten Grab und Pro Augsburg auf dem Abstellgleis. Die Fraktion schrumpfte auf drei Mann zusammen und musste sich aus der Regierungskoalition verabschieden, Peter Grab wurde vom Bürgermeister zum Stadtrat degradiert. Welchen Einfluss die Vorwürfe auf seine weitere politische Karriere haben, werden die kommenden Tage zeigen.

© SZ vom 03.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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