Ärger mit neuem Vorstand:Hoppenthaller verlässt den Hausärzteverband

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Dreizehn Jahre lang formte Wolfgang Hoppenthaller den Bayerischen Hausärzteverband zu einer Kampftruppe. Seit er vor knapp einem Jahr als Vorsitzender abtrat, treten immer wieder Differenzen mit dem neuen Vorstand zu Tage. Nun tritt Hoppenthaller aus dem Verband aus.

Dietrich Mittler

Die Zeiten, in denen der Name Wolfgang Hoppenthallers und des Bayerischen Hausärzteverbandes in einem Atemzug genannt wurden, sind endgültig vorbei: Hoppenthaller tritt aus dem Verband aus, den er selbst als Vorsitzender von 1997 bis 2010 zur schlagkräftigsten Ärzteorganisation in Deutschland gemacht hatte.

Ehemaliger bayerischer Hausärztechef Hoppenthaller: Abgang im Ärger. (Foto: dpa)

Zugleich legt Hoppenthaller auch den Ehrenvorsitz nieder, den ihm seine einstigen Mitstreiter erst im Februar 2011 angetragen hatten. Nach einer mehrstündigen Krisensitzung gab sich der Hausärzteverband am Donnerstag sehr einsilbig. Man bedauere Hoppenthallers Schritt, respektiere aber seine "persönlichen Gründe".

In den zurückliegenden Wochen waren tiefe Gräben zwischen Hoppenthaller und dem jetzigen Verbandsvorstand aufgetreten. So massiv, wie Hoppenthaller in den Jahren zuvor die Kassen und die Gesundheitspolitik gegeißelt hatte, ging er nun gegen die eigene Verbandsspitze vor: Unter dem Vorsitz von Dieter Geis verhandele diese mit den Krankenkassen Verträge aus, welche die Existenz "vieler Hausarztpraxen" gefährdeten und noch dazu falsch berechnet seien.

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende November in Erlangen konnten die Risse zwischen den früheren Weggefährten nach hitzigen Wortgefechten nur oberflächlich gekittet werden. Das gemeinsame Händeschütteln auf der Bühne war lediglich Show, um die aufgebrachten Gemüter in der Veranstaltungshalle zu beruhigen.

In seinem Rücktrittsbrief wiederholt Hoppenthaller nun seine schweren Vorwürfe gegen die jetzige Verbandsspitze: "Sie umschmeichelt Politiker und Kassen in einer Appeasement-Politik und verkündet landauf, landab bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass mit ernstem Widerstand ihrerseits nicht zu rechnen sei, während das Praxissterben unvermindert weitergeht", schreibt er.

Dass Hoppenthaller seine Mitgliedschaft im Verband fristgemäß zum 31. Juni 2012 kündigt, setzt den endgültigen Schlusspunkt unter ein Drama, das vor gut einem Jahr in Nürnberg für den Hausärzteverband in einem Debakel gipfelte.

Am 22. Dezember 2010 wollte Wolfgang Hoppenthaller die rund 7000 Mitglieder des Bayerischen Hausärzteverbandes dazu bewegen, geschlossen ihre Kassenzulassung zurückzugeben - um dann künftig bei den Verhandlungen mit den Kassen mit Streiks höhere Honorare durchdrücken zu können. Solche Kampfmaßnahmen waren und sind Kassenärzten laut Gesetz verwehrt.

Doch die Mehrheit der Hausärzte scheute die Risiken, 60 Prozent der Verbandsmitglieder verweigerten den Systemausstieg. Hoppenthaller trat am Tag darauf zurück.

Seine Nachfolger nahmen ein schweres Erbe entgegen, hatten doch fast alle Kassen ihre für die Ärzte lukrativen Hausarztverträge gekündigt. Die Praxen mussten Honorareinbußen in Höhe von vielen tausend Euro hinnehmen. Inzwischen werden wieder Hausarztverträge ausgehandelt, doch die Ergebnisse sind aus Hoppenthallers Sicht "völlig unakzeptabel", die von der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft vorgelegten Berechnungen seien "unseriös".

Hoppenthaller erklärte auf Nachfrage: "Ich werde mich aus der Politik zurückziehen." Das gelte auch für seine Funktionen in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Neben seiner Delegierten-Tätigkeit ist er derzeit noch persönlicher Berater von KVB-Chef Wolfgang Krombholz - der einst zu seinen engsten Vertrauten im Hausärzteverband zählte.

© SZ vom 16.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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