Weitere Unregelmäßigkeiten bei Automobilclub:ADAC muss offenbar 500 Millionen Euro Steuern nachzahlen

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Kommt nicht aus den Negativschlagzeilen: Der ADAC in München (Foto: Christof Stache/AFP)

Manipulationen bei der Wahl zum Lieblingsauto und andere Tricksereien haben den ADAC in Verruf gebracht. Nun droht dem Automobilclub weiteres Ungemach. Einem Bericht des "Spiegel" zufolge schuldet er dem Bund Steuern von fast einer halben Milliarde Euro.

Der ADAC muss knapp eine halbe Milliarde Euro Steuern nachzahlen. Das berichtet der Spiegel. Der Verein schulde dem Bund Versicherungsteuern in dieser Höhe, zitierte das Magazin aus einem Vermerk des Bundesfinanzministeriums.

Der ADAC führte demnach für die Geschäftsjahre 2007 bis 2009 keine Versicherungssteuer ab, obwohl die Mitgliedschaft in dem Autoclub "ein versicherungsteuerrechtlich relevantes Versicherungsverhältnis begründet". Gemeint ist damit laut Spiegel etwa die Unfall- und Pannenhilfe.

Die Prüfer gehen demnach davon aus, dass der ADAC für den geprüften Zeitraum etsa 200 Millionen Steuern nachzahlen muss. Dies sei eine "vorläufige und sehr zurückhaltende Schätzung". Auch in den Folgejahren habe der ADAC die Steuern nicht gezahlt. Hier rechneten die Finanzexperten mit einem jährlichen Aufkommen von jeweils etwa 67 Millionen Euro, also insgesamt etwa 261 Millionen Euro.

Auch für den wohlhabenden ADAC eine gewaltige Summe. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 erwirtschaftete der Automobilclub eigenen Angaben zufolge einen Gewinn von knapp 167 Millionen Euro.

Steuerfahnder misstrauisch

Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte, zu Einzelfällen nehme das Ministerium keine Stellung. Auch der ADAC wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Die Steuerfahnder argwöhnen dem Spiegel zufolge, dass der ADAC die Versicherungsteuer wissentlich nicht gezahlt hat: "Aus Sicht der Prüfer haben sich Anhaltspunkte für eine Steuerhinterziehung ergeben", heißt es in dem Papier. Das Finanzministerium teilt diese Auffassung dem Magazin zufolge jedoch nicht. Ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren sei nicht eingeleitet worden.

Der ADAC steht massiv in der Kritik, seit die Süddeutsche Zeitung Mitte Januar Manipulationen Manipulationen bei der Wahl zum sogenannten "Gelben Engel", dem Lieblingsauto der Deutschen, aufdeckte. In der Folge wurden immer weitere Fälschungen öffentlich. Auch Steuervergünstigungen des Vereins gerieten in den Fokus. Die Führungsspitze des Vereins wurde auf massiven öffentlichen Druck hin ausgetauscht. Zehntausende Mitglieder kündigten ihre Verträge mit dem ADAC.

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