Vergleichstest:Modern gegen klassisch

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Der Peugeot 5008 ist ein Soft-Offroader mit Van-Anleihen, der Ford Edge zeigt eher traditionelle Züge. Im Vergleich siegt das praktischere und billigere Auto.

Von Thomas Harloff

Ein stinknormales SUV? Das reicht Peugeot nicht. Deshalb geben die Franzosen dem neuen 5008 einige typische Vanattribute mit auf den Weg: Mit langem Radstand und steilem Heck haben sie den Innenraum auf maximales Fassungsvermögen getrimmt, auch wenn das dem Auto ungewohnte Proportionen verleiht.

Ein stinknormales SUV? Das reicht Ford hingegen völlig. Einen sportlichen Geländewagen im VW-Touareg-Format wollten die Kölner schon lange im Programm haben. Dass der Edge kein in Europa entwickeltes Modell ist, sondern ein leicht angepasstes aus den USA? Egal. Ford freut sich.

Doch welches Konzept funktioniert im Alltag besser? Das des Franzosen mit Vorderradantrieb und Benzinmotor? Oder das des Deutschamerikaners mit Allradantrieb und Biturbodiesel?

Dem ersten Eindruck nach ist der Peugeot das modernere Auto: Sein Lenkrad ist eher eckig statt rund, das Cockpit mit den beiden Monitoren - das hinter dem Volant ist 12,3 und das in der Mittelkonsole acht Zoll groß - ist volldigital, hübsch animiert und sicher zu bedienen. Außerdem ist der Innenraum schön gestaltet und präsentiert angenehme Materialien. Hier fällt es leicht, sich wohlzufühlen. Nicht so im Ford: Er wirkt innen mit seinen billigen Kunststoffen, den analogen Instrumenten und dem tief in der Mittelkonsole versenkten Acht-Zoll-Touchscreen fünf, vielleicht zehn Jahre älter als der Franzose. Dabei ist er das deutlich teurere Auto: Mindestens 49 150 Euro kostet der Edge mit 210-PS-Diesel und Sechsgangautomatik. Eine solche hat auch der 5008, sein 1,6-Liter-Turbobenziner ist mit 165 PS etwas schwächer. Dafür kostet er nur 33 600 Euro.

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(Foto: Peugeot)

Nicht nur auf den ersten Blick ist der Peugeot 5008 das modernere Auto.

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(Foto: Ford)

Mit dem Edge setzt Ford zu sehr auf überkommene Traditionen.

Doch der Peugeot ist nicht nur moderner und billiger, sondern auch cleverer. Für 800 Euro extra bringt er sieben Sitze mit, von denen sich die beiden hinteren nicht nur im Kofferraum versenken, sondern auch herausnehmen lassen. Simpel, aber effektiv ist die Lösung, die drei Plätze in der zweiten Reihe längs verschieben und ihre Lehnen in der Neigung verstellen zu können - und zwar unabhängig voneinander. Kniefreiheit auf Oberklasseniveau und ein XXL-Kofferraum (780 bis 1940 Liter) - der 5008 bietet beides.

Die fünf Sitzplätze des Ford sind dagegen fest im Boden verankert. Der Edge ist zwar geräumig, aber nicht in dem Maße wie der 17 Zentimeter kürzere Peugeot. Die Beine der Fondpassagiere haben weniger Platz und auch der Kofferraum ist kleiner: Er schluckt zwischen 602 und 1847 Liter.

Dafür fährt der Ford besser als der Peugeot, zumindest auf der Autobahn. Souverän beschleunigen ihn die 210 PS auf seine Höchstgeschwindigkeit von 211 Kilometer pro Stunde, stoisch eilt er auch im hohen Tempo dem Horizont entgegen. Dabei bleibt er immer komfortabel, gelassen und leise, Getriebe und Motor harmonieren gut. Deutlich besser als im Peugeot: Unter großem Getöse kämpft sich der 1,6-Liter-Benziner durch die Drehzahlen, um nach langem Anlauf den Topspeed von 206 Kilometer pro Stunde zu erreichen. Zudem liegt der 5008 unruhiger auf der Straße, seine Lenkung ist nervöser, er lässt sich vom Seitenwind leichter aus der Balance bringen.

Wenn es enger wird, etwa in der Stadt oder auf Landstraßen, ist der Edge jedoch behäbiger als der 5008. Da hilft auch der serienmäßige Allradantrieb nicht viel. Obwohl sein Motor nur die Vorderräder antreibt, ist der Peugeot etwas agiler, was aber nicht an der Sporttaste liegt: Sie verhärtet nur die Lenkung und macht sonst wenig. Es ist eher der Gewichtsvorteil von etwa 300 Kilogramm, der den 5008 im Vergleich zum Edge glänzen lässt. Auch beim Verbrauch übrigens: 7,3 Liter Super im Test sind akzeptabel, die 8,6 Liter Diesel des Edge dagegen indiskutabel.

Überzeugender ist sein Assistenzpaket, das dem des Peugeot stark ähnelt. Hier wie dort ist nicht alles serienmäßig an Bord, manches kostet extra und ist auch nur als Teil eines Ausstattungspakets erhältlich. Käufer beider Autos müssen ähnliche Summen investieren, damit die Fahrzeuge weitgehend selbständig den Abstand zum Vorausfahrenden und die Spur halten, in Parklücken lenken oder bei Gefahr bremsen. Oder wenn es darum geht, die Verkehrszeichen und beim Rangieren die Umgebung per Kamera zu überwachen. Vorteil Ford: Er warnt den Fahrer, wenn sich beim Ausparken Querverkehr nähert. Dafür gibt der Peugeot seinem Fahrer Hinweise, sobald sich ein Fahrzeug im toten Winkel befindet. Dabei hat er dies gar nicht zwingend nötig, schließlich ist er deutlich übersichtlicher als der Edge.

Auch beim Thema Konnektivität herrscht weitgehend Gleichstand. Was den Franzosen zum klaren Sieger kürt. Der Ford Edge überzeugt nur auf der Autobahn, der Peugeot 5008 überall sonst. Und nicht zu vergessen: Er ist das deutlich günstigere Auto.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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