Neue Strategie:So will Alfa erfolgreich in den US-Markt einsteigen

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Alfa Romeo bereitet nach langen Ankündigungen die Rückkehr auf den US-amerikanischen Markt vor. Den Anfang macht dort der Sportwagen Alfa Romeo 4C.

Von Wolfgang Gomoll

Der Rückzug aus den Vereinigten Staaten von Amerika fand still und leise statt. Vor 19 Jahren sagte Alfa Romeo mit dem Auslaufen des Modells 164 Goodbye. Der Rückzug war keine kluge Entscheidung. Jetzt soll mit dem Carbon-Mittelmotor-Renner 4C die Rückkehr auf den US-Markt gelingen. "Wir haben nur einen Schuss und der muss sitzen", weiß Fiat-Chef Sergio Marchionne.

Der Mittelmotorsportwagen hat nach Bekunden des Alfa-Strategen sogar einen höheren Verbundstoffanteil als der Supersportwagen McLaren MP4-12C. Die Glasfaser-Kompositteile, wie zum Beispiel das Dach, werden von einem Zulieferer gefertigt, allerdings nicht von Dallara. Vermutlich wird der Zulieferer Tta (Tecno Tessile Adler) den Zuschlag bekommen.

Ein Alfa aus Modena

Gefertigt wird Alfas US-Speerspitze bei Maserati in Modena. So soll das Gewicht des Zweisitzers möglichst gering bleiben. Ob die Italiener die angepeilten 850 Kilogramm schaffen, bleibt abzuwarten und wird sich auf dem Genfer Automobil-Salon zeigen, wo der 4C seine Premiere feiert.

Doch entscheidend bei einem Alfa Romeo ist sein Herz, das "Cuore Sportivo": der Motor. Nachdem die GM-Holden-Blöcke mit eigenen Zylinderköpfen eher eine Bypass-Lösung waren, sollen jetzt die 1750 Kubikzentimeter-Triebwerke aus eigener Fertigung wiederauferstehen. Der Alfa Romeo 4C bekommt einen neuen Aluminium-Vierzylinder-Motor, der sowohl längs als auch quer eingebaut werden kann und wohl an der 300-PS-Marke kratze. So sollen das Aggregat und die Derivate auch in andere Chrysler-Fiat-Modelle passen. Die Zeit der halben Sachen soll endgültig vorbei sein. "Nicht nur die PS-Zahl, sondern auch der Motorklang muss alfatypisch sein", macht Vignon klar.

Auf dem markanten Alfa Romeo 4C ruhen die Hoffnungen der italienischen Autoschmiede. (Foto: STG)

Angesichts dieses Technik-Arsenals scheint der Preis von knapp 55.000 Euro angemessen. Ende des Jahres soll der 4C auf den US-Markt kommen. Denn der Porsche-Boxster-Konkurrent ist nur der Auftakt zu einer weltweiten Produkt-Offensive, die der Marke mit dem Scudetto bis zum Jahr 2016 über 300.000 Verkäufe weltweit verschaffen soll. Dafür stellt Firmenchef Sergio Marchionne auch fast eine Milliarde Euro zur Verfügung.

Doch ein Mittelmotor-Sportwagen macht noch keinen Sommer, vor allem nicht in den USA, dem wichtigsten Comeback-Markt. Neun neue Modelle sollen in den nächsten drei Jahren das aufholen, was Alfa Romeo in den letzten Jahren verpasst hat. Darunter eben den Spider, der in Kooperation mit Mazda gebaut wird, ein viertüriger Nachfolger des Mito und einer für den Alfa 166, der auf dem Maserati Gibli basiert und vor allem für die USA wichtig ist. "Ein SUV ist für eine Marke überlebenswichtig", sagt Louis Vignon. Außerdem soll wieder eine Mittelklasse-Limousine von Alfa erscheinen. Die Giulia soll die Lücke des 159 füllen und steht auf der Long-Compact-Wide-Plattform, die bereits der Dodge Dart nutzt.

Alfa nutzt Händlernetz von Jeep

Ziel der Produktoffensive ist in erster Linie der US-amerikanische Markt. Dort nutzt Alfa Romeo das Händlernetz von Jeep. Die Marke Jeep bedient die Offroad-Klientel, Alfa soll Kunden auf der Suche nach Fahrspaß gewinnen, so die Strategie.

Fiat und Chrysler
:Chrysler ade, Jeep hallo!

Für den Chrysler-Konzern ist nach Übernahme durch Fiat nichts mehr so, wie es einmal war. Chrysler wird in Europa zu Lancia ersetzt, weltweit böeibt nur Jeep als eigenständige Marke bestehen. Die immerhin bekommt ein neues Aushängeschild: den Grand Cherokee.

Eine Kannibalisierung mit Maserati fürchten die Italiener nicht. Alfa wird in einem leicht tieferen Preissegment angesiedelt und soll ein jüngeres Publikum ansprechen. Vom Ende des Jahres 2014 an will Alfa Romeo auch in China präsent sein und um die wohlhabende Mittelschicht buhlen, die selbst Auto fahren will. Das ist dort nicht selbstverständlich. Wer etwas auf sich hält, lässt sich chauffieren. Ein Greuel für echte Alfisti.

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