Genf 2009: Tata Nano Europa:Ein Auto für 5000 Euro

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Der indische Konzern Tata stellt die Europa-Version des Nano vor - in dem auch viel Technik hiesiger Zulieferer steckt.

Michael Kuntz

Es ist das Auto, das auch ohne Abwrackprämie nur 5000 Euro kostet: Dabei ist der "Nano Europa", den Tata beim Genfer Auto-Salon vorstellt, schon drei Mal so teuer wie der Tata-Kleinstwagen in der Basis-Version, das billigste Auto der Welt. Allerdings, so sagt der Manager des indischen Fahrzeugherstellers am Messestand, werden auch in Indien viele Menschen den Nano nicht in der Basis-Ausführung, sondern mit Extras bestellen. Ratan Tata, der Vorstandschef der Firma, hatte das günstigste Auto der Welt vor einem Jahr in Genf vorgestellt: ein Fahrzeug für 100.000 Rupien oder 1600 Euro.

Unterm Blech steckt auch Technik aus Deutschland: Tata Nano Europa (Foto: Foto: dpa)

Tata kann diesen Niedrigpreis aber schon nicht mehr halten. Nach neuester Kalkulation wird er wohl fahrfertig 2200 Euro kosten müssen, hieß es in Genf. Für die europäische Ausführung seiner überdachten Motor-Rikscha wird Tata 5000 Euro verlangen und damit in eine neue Preisklasse vorstoßen. Für 5000 Euro ein Auto bauen - das können andere allerdings auch. VW bietet etwa den Fox für wenig mehr Geld in Mexiko an, wo der Kleinwagen hergestellt wird. Der Mehrpreis für den Nano Europa wird fällig wegen der auf dem Kontinent üblichen Standards bei Abgasen und Sicherheit. Der Nano Europa verfügt über die Sicherheitssysteme ABS und EPS; der Wagen ist 3,29 Meter lang und 1,58 Meter breit.

Wegen politischer Probleme bei der Errichtung einer Fabrik konnte Tata den Nano nicht wie geplant im Herbst auf den Markt bringen. Ende März sollen nun nach der Verlagerung des Werks die ersten Exemplare vom Band rollen.

Ratan Tata entwickelte die Idee von einem für viele Inder erschwinglichen Volkswagen, weil er den Anblick seiner Landleute unerträglich fand, wie sie mit der ganzen Familie auf einem Motorrad durch den Monsunregen fahren müssen. "Ich wollte ein bezahlbares Auto für Familien schaffen, das bei jedem Wetter gefahren werden kann", versicherte Tata der Bild-Zeitung. Der Nano in seiner Basisversion ist ein Fortbewegungsmittel mit vier Sitzen und vier Türen in einer Karosserie aus Kunststoff, deren Dach gegen die Unbilden des Klimas schützt. Die Ausstattung ist übersichtlich: ein Scheibenwischer, ein Außenspiegel.

Der Tata Nano läuft 105 Kilometer pro Stunde Spitze. Er ist zwar in dem Schwellenland entwickelt worden und wird dort auch gebaut - dennoch ist er ein indisch-deutsches Auto. Etliche Zulieferer versorgen Tata mit bewährter Technik. Vom weltweit größten Autozulieferer Bosch stecken angeblich Teile im Nano für umgerechnet 200 Euro. Das ist viel für das Billigauto, auch wenn es wenig erscheint angesichts von Bosch-Technik für 2000 Euro, die in Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse von deutschen Herstellern steckt.

Deutsche Kleinwagen
:Es ging auch mal billig

Kleinwagen wie der Smart, der Tata Nano oder die kommenden Elektromobile sind keine neue Idee: In den fünfziger Jahren verkauften sich Autos wie Lloyd, Isetta oder die Messerschmitt-Kabinenroller ziemlich gut. Warum nicht auch heute?

Erst einmal für die Heimat

Wenn die Produktion angelaufen ist, sollen die ersten 500.000 bis eine Million Exemplare als normale Nanos in Indien verkauft werden. Danach erst werden die aufgemotzten Europa-Modelle gefertigt. Es kann daher noch dauern, bis der aufgepeppte Nano in Europa und später vielleicht auch in Amerika verkauft wird. Solange werden sich in Deutschland die Freunde schlichter Motorfahrzeuge mit dem französisch-rumänischen Dacia Logan versorgen müssen, dessen Absatz sich dank Abwrackprämie seit Januar versechsfacht hat und der ähnlich wenig kostet - allerdings mit Abwrackprämie für ein altes Auto.

© SZ vom 04.03.2009/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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