Faraday Future-Präsentation:Cooler als das Batmobil

Lesezeit: 3 min

  • Die Firma Faraday Future stellte am Montagabend auf der CES, der weltweit größten Fachmesse für Unterhaltungselektronik, ihren Prototypen eines Elektroautos vor.
  • Der FFZERO1 ist ein futuristischer Rennwagen mit 1000 PS.
  • Wann ein Modell von Faraday Future auf der Straße unterwegs sein wird, ließ das Unternehmen offen.

Von Jürgen Schmieder, Las Vegas

Auf Steve Jobs war Verlass. Wenn der einstige Apple-Chef zu so genannten "Stevenotes" lud, dann wussten die Besucher schon vorher, wie es ablaufen wird: ein paar Zahlen, ein paar Neuigkeiten, eine vorgetäuschte Verabschiedung - dann ein Columbo-Schlenker und die Ankündigung "One More Thing". Das konnte ein iMac sein, ein iPod, ein iPhone. Das wirklich Beeindruckende waren jedoch nicht nur die Produkte selbst, sondern vor allem, dass Jobs meist verkündete, wann sie erhältlich sein und wie viel sie kosten werden.

Am Montagabend stellte sich die Firma Faraday Future nach Monaten der Geheimniskrämerei der Öffentlichkeit - aber wie die Präsentation ablaufen würde, wusste keiner. Entwicklungschef Nick Sampson lobte die Firma im südkalifornischen Gardena als revolutionär für die Automobilbranche, er begrüßte Nevadas Gouverneur Brian Sandoval, der Faraday Future für den Bau einer Ein-Milliarden-Dollar-Fabrik Zuschüsse und Vergünstigungen im Wert von 335 Millionen Dollar zugesichert hat, und pries die Zusammenarbeit mit der chinesischen Firma Letv - wodurch das Engagement des Milliardärs Jia Yueting geklärt ist.

Warten auf das "One More Thing"

Das alles dauerte lange. Sehr lange, zumal Sampson auch noch den modularen Ansatz der Modelle erklärte. Diese Variable Platform Architecture (VPA) ist überaus interessant, man muss sich dazu das Fahrgestell vorstellen wie ein Skateboard, dessen Länge variiert werden kann und auf dem dann aufgebaut wird - was dazu führt, dass laut Sampson jede erdenkliche Konfiguration kostengünstig zu produzieren sein wird. Es soll Modelle mit mehreren Motoren geben, mit verschiedenen Antrieben, mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten - alle basierend auf diesem einen Grundmodell.

Die 500 Besucher hörten sich das alles geduldig an, schließlich wussten sie, dass da noch "One More Thing" kommen würde: Auf der Bühne war etwas unter einer weißen Plane versteckt, über das in den vergangenen Monaten heftig spekuliert worden war. Ein elektrisches Auto, das mit denen von Tesla wird konkurrieren können? Womöglich eines, das die Menschen gar nicht mehr kaufen, sondern nur noch leihen sollen? Und vielleicht gar eines, das sich auch Menschen mit durchschnittlichem Einkommen leisten können? Der Hype war immens - und aufgrund der Geheimhaltung des Unternehmens war auch wild spekuliert worden.

Was dann enthüllt wurde, war nichts weniger als eine noch coolere Version des ohnehin schon sehr coolen Batmobils: ein Rennwagen mit 1000 PS, der in weniger als drei Sekunden von 0 auf 100 Kilometern pro Stunde beschleunigen und eine Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h erreichen soll. Da stand er also, der FFZERO1, dieses futuristische und kinnladenrunterklappende Fahrzeug. "Wir wollten zeigen, dass mit VPA alles möglich ist, auch so ein durchgeknallter Rennwagen", sagte Chefdesignerin Sue Neuhauser.

Nur gucken, nicht anfassen

Wer das Fahrzeug jedoch näher begutachten wollte, der entdeckte einen Graben zwischen Bühne und Plattform. Dieses prächtige Auto, es war nur zu sehen - man durfte es nicht anfassen, man durfte sich nicht hineinsetzen, es fuhr auch niemand damit den Las Vegas Boulevard hinunter. Es könnte durchaus sein, dass dieses Auto niemals auf einer öffentlichen Straße fahren wird.

Das führt zurück zu Steve Jobs und dessen Firma Apple, mit der sich Sampson an diesem Abend immer wieder verglich: "Vor acht Jahren hat er das iPhone verkündet - und sehen Sie, wo wir uns heute befinden!" In diesem Moment wird Jobs wohl im Himmel oder Nirvana den Kopf geschüttelt haben, denn: Sechs Monate nach Jobs' Ankündigung war das erste Gerät erhältlich. Wann das erste Fahrzeug von Faraday Future auf der Straße zu sehen sein wird? "In einigen Jahren", sagte Sampson. Welches Modell das erste Fahrzeug von Faraday Future sein wird: "Alles ist möglich." Zu pilotiertem Fahren und Car-Sharing-Varianten: "Darüber denken wir nach."

Irgendwie, irgendwo, irgendwann - so klang die Präsentation von Faraday Future. Natürlich klingt das alles spannend, und natürlich hat das Unternehmen hochkarätige Mitarbeiter angeworben: die Designer Richard Kim und Page Beermann von BMW, die Manager Sampson, Dag Reckhorn und Tom Wessner sowie Designerin Sue Neuhauser von Tesla, den Batterieexperten Porter Harris von SpaceX, den Logistik-Ingenieur Silva Hiti von Chevy Volt. Was der Firma jedoch an diesem Abend fehlte: ein Typ wie Jobs, der den Menschen etwas vorstellte, das sie tatsächlich bald benutzen können.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Marktübersicht
:Mit dem Elektroauto bis zum Gardasee

Auf dem Papier kommen der VW E-Golf und der BMW i3 endlich auf 300 Kilometer Reichweite. Ein neuer Opel schafft deutlich mehr. E-Mobile, die es bereits jetzt zu kaufen gibt.

Von Thomas Harloff

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: