Bologna Motorshow 2008:Das Lächeln fällt schwer

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Auch die Italiener kaufen immer weniger Autos. Die Folge: Auf Bolognas Automesse finden sich kaum Neuheiten - ein reduzierter Jahresausklang, mit ein bisschen Sex-Appeal.

Sebastian Viehmann

Es mag Einbildung sein - doch in diesem Jahr fällt den Messegirls in Bologna das Lächeln ein bisschen schwerer als sonst. Auch Italien wurde von der Krise mit voller Wucht getroffen, die Absatzzahlen schrumpfen zweistellig. Eine depressive Grundstimmung merkt man auch dem Auftritt der Marketing-Leute an. Während italienische Pressesprecher normalerweise emotions- und adjektivgeladene Reden mit maximal einer Atempause pro Minute abfeuern und beim Gestikulieren fast ihren Nebenmann k.o. schlagen, war der Messeauftakt in diesem Jahr merklich ruhiger.

Eines der wenigen Highlights: Mazda 3 (Foto: Foto: Pressinform)

Die Weltpremieren sind an einer Hand abzuzählen

Immerhin bleibt auch in Italien offenbar genug Geld für viele hübsche Hostessen übrig. Und mit mehr als 1,1 Millionen Autobegeisterten war zumindest die Bologna Motor Show im vergangenen Jahr besser besucht als die IAA.

Obwohl man Bolognas Weltpremieren - eine davon ist der neue Golf Plus - problemlos an zwei Händen abzählen kann, sind auch in diesem Jahr ein paar interessante Vehikel dabei. Wer auf einen Reigen neuer Elektroautos gewartet hat, wird allerdings enttäuscht. Dafür gibt es alltagstaugliche Sparautos, die man schon in Kürze kaufen kann.

VW teilt mit dem Passat TSI EcoFuel (hat einen Erdgas-Turbomotor) und dem Golf BiFuel (läuft mit Benzin oder Autogas) einen ökologischen Doppelschlag aus. Opel präsentiert den Zafira 1.6 CNG Turbo: 150 PS und Aufladung sollen der Rüsselsheimer Erdgas-Familienkutsche Beine machen. Smart hat seine Elektro-Version des aktuellen Fortwo als Blickfang an die Wand gehängt. Und aus Indien stromert der Tata Indica als 40 Kilowatt starke Elektroversion mit 200 Kilometern Reichweite herbei.

Die Geländewagen- und SUV-Dichte ist auf der Messe deutlich geschrumpft. Doch in Nischen leben die Kraxler fröhlich weiter. Eine davon besetzt Iveco mit dem robusten Offroader Campagnola. "Unser einziger Konkurrent ist der Land Rover Defender", meint Marketing-Manager Giuseppe Simonato. Der Campagnola ist wie das britische Offroad-Urgestein kastenförmig, nur an den Ecken ein wenig rundlicher.

Der kleine Bruder des viertürigen Iveco Massif hat einen auf 2,4 Meter verkürzten Radstand und wird vom 176 PS starken Dreiliter-Diesel des Lieferwagens Iveco Daily angetrieben. Das Cockpit des Campagnola muss man etwas mühsam erklimmen, wird dann aber mit einer hohen Sitzposition und guten Übersicht belohnt. Eine enorme Bodenfreiheit und der zuschaltbare Allradantrieb mit Sperrdifferenzial machen den Defender-Konkurrenten zum echten Offroader ohne SUV-Allüren. Viel Komfort im Innenraum gibt's dafür natürlich nicht.

Auf mehr Bequemlichkeit setzt der italienische Hersteller DR mit seinen Modellen DR3 und DR5. Die Karosserie basiert auf einem chinesischen Geländewagen, das Interieur übernehmen die Italiener, produziert wird in Spanien. Mit dem Qualitätseindruck deutscher oder japanischer SUV kann sich DR im Interieur allerdings nicht messen. Auf seinem Heimatmarkt hat DR seit der Markteinführung vor einem Jahr immerhin schon 1600 Autos abgesetzt.

Unter der Haube steht neben Benzinmotoren samt Erdgas- oder Autogas-Option auch ein 1,9-Liter Dieselmotor mit 120 PS von Fiat zur Verfügung. Zum ersten Mal in Bologna zu sehen ist der fünftürige City-Zwerg DR1. Er ist 3,6 Meter kurz und wird von einem Reihenvierzylinder mit knapp 90 PS befeuert. Der Durchschnittsverbrauch soll bei 5,8 Litern pro 100 Kilometern liegen. 2009 soll der DR1 auf den Markt kommen und für weniger als 10.000 Euro zu haben sein.

Bei Mazda dreht sich alles um den fünftürigen Mazda3. Der Kompakte mit dem attraktiven Hinterteil ist optional mit dem neuen 2,2-Liter Dieselmotor (150 oder 185 PS) zu haben. Citroën zeigt den C4 Diesel-Hybrid und weckt mit dem C3 Pluriel Charleston nostalgische Gefühle - der Zweitürer mit dem wandlungsfähigen Dach trägt die gleiche weinrot-schwarze Zweifarblackierung wie die berühmte Charleston-Ente.

Für Sportwagen-Fans ist Bologna nicht gerade die beste Messe - doch ganz darben müssen sie nicht. Lamborghini weckt Begehrlichkeiten mit dem Gallardo LP 560-4 Spyder, der seine Passagiere mit 560 Pferdestärken in die Sonne entlässt. Auf dem Mercedes-Stand wartet das Flügelmonster SLR McLaren 722 und in einer kleinen Hallenecke steht der Rekord-Renner Pagani Zonda F, der die Nordschleife am Nürburgring in sieben Minuten und 27 Sekunden bezwang. Auf einer italienischen Messe darf man die Ferraristi natürlich nicht enttäuschen: Die Marke füttert ihre Fans mit dem auf 499 Exemplare limitierten Scuderia Spider 16 M.

Der 510 PS starke Supersportwagen bringt 80 Kilogramm weniger auf die Waage als ein normaler F430 Spider, das Leistungsgewicht liegt bei 2,6 Kilogramm pro PS. Tempo 100 ist nach 3,7 Sekunden erreicht und bis zum Spitzentempo von 315 km/h vergeht auch nicht viel Zeit. Wer den 16 M in seine Weihnachtseinkäufe einbeziehen will, kommt allerdings zu spät: Angeblich ist die komplette Serie bereits ausverkauft.

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