Blech der Woche (70): DKW F 12 Roadster:Für alles offen

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Von einem leidenschaftlichen DKW-Fahrer, jugendlichen Heißspornen und einer zerflexten Frontmaske: Die Geschichte eines selbstrestaurierten F 12 Roadsters.

In der Serie "Blech der Woche" stellt die Redaktion von sueddeutsche.de Old- und Youngtimer vor - frei nach den Motti: Alte Liebe rostet nicht, oder: Liebe geht durch den Wagen. Schließlich ist die Beziehung von Mensch und Maschine eine unendliche Geschichte voller Leidenschaften.

Insgesamt 2800 Exemplare wurden von dem F 12 Roadster produziert. (Foto: Foto: Carsablanca)

Albrecht ( DKWfan) ist DKW-Fahrer aus Passion: Er gehört zu der Generation, die die aktive Zeit der Zweitakter aus Ingolstadt noch miterlebt hat. Schon damals mochte er die Fahrzeuge der Auto Union, er fuhr einige davon im Laufe der Jahre. Manche waren schließlich total verschlissen, einige hat er verkauft, andere behalten. Das Prachtstück seiner kleinen Sammlung: ein selbstrestaurierter DKW F 12 Roadster.

"Sechs Jahre Arbeit stecken da drin", gibt der Mann aus Unna stolz zu Protokoll. Das Ergebnis zeigt, wie hart Albrecht in diesen sechs Jahren an dem Cabriolet gearbeitet hat: Er kann ein makelloses Fahrzeug sein Eigen nennen. Dabei war der offene F 12 alles andere als makellos, als Albrecht ihn aus dem Bergischen Land zu sich holte: "Den haben im Raum Remscheid ein paar junge Burschen in den Fingern gehabt, die hatten überhaupt keine Ahnung - nicht vom Restaurieren und von der Seltenheit des F 12 Roadsters sowieso nicht!"

Im Zuge ihrer "Erhaltungsmaßnahmen" haben die jugendlichen Heißsporne der Substanz des Wagens mehr geschadet als genutzt. "Unter anderem haben sie die eigentlich erhaltenswerte Frontmaske mit der Flex zerschnitten, um den Motor leichter ausbauen zu können", sagt Albrecht kopfschüttelnd. Es ist dabei wohlgemerkt die Rede von einem knapp einlitrigen Dreizylinder-Zweitaktaggregat, das zwei Mann mit einem Balken und ein paar Gurten problemlos aus dem Motorraum heben können. "In meinen besten Zeiten hätte ich das zur Not allein geschafft", grinst der Westfale, der in seiner Statur nicht wirklich an Herkules erinnert.

Dass der DKW F 12 in seiner offensten Ausführung schon immer ein Exot war, lag gewiss nicht an seinem Konzept. Als er auf der Frankfurter IAA im Herbst 1963 vorgestellt wurde, sahen die Besucher einen DKW F 12, dem man auf elegante Weise das Blechdach amputiert und es durch ein von Baur in Stuttgart entworfenes Stoffverdeck ersetzt hatte, mit dem der 45 PS starke Zweitürer auch in geschlossenem Zustand eine gute Figur machte. Der Kofferraum verdiente nach wie vor diese Bezeichnung, denn der Verdeckkasten verminderte zu Lasten der Passagiere die Anzahl der Rücksitze von zwei auf einen.

Blech der Woche (70): DKW F 12 Roadster
:Für alles offen

Von einem leidenschaftlichen DKW-Fahrer, jugendlichen Heißspornen und einer zerflexten Frontmaske: Die Geschichte eines selbstrestaurierten F 12 Roadsters.

Insgesamt wirkt der trotz Kurbelscheiben und gefüttertem Verdeck analog zum offenen 1000 Sp als "Roadster" bezeichnete F 12 so harmonisch in seiner Linienführung, als sei die Cabriovariante von Anfang an geplant gewesen. Die technische Umsetzung machte auch keine Schwierigkeiten, denn der F 12 verfügte - als letzte DKW-Konstruktion - über einen stabilen Rahmen.

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Bei der Automarke Lancia schieden sich schon in den sechziger Jahren die Geister: Entweder man mochte das skurrile Aussehen der Italiener - oder man lehnte es kategorisch ab. Bei Kay Borck war es Liebe auf den ersten Blick.

Dieser Umstand machte die Restauration auch für Albrecht angenehmer, konnte er doch die Karosserie abheben und separat auf Vordermann bringen. Dabei ging der Westfale gründlich zu Werke, sanierte nacheinander alle vom Rost angegriffenen Blechpartien, von der Frontmaske über die Schweller und die stark kariösen Türböden bis hin zu den Radläufen und Endspitzen.

Die Technik hingegen ist beim Zweitakter eher simpel gestrickt - der Motor verfügt lediglich über sieben bewegliche Teile. Auch der Frontantrieb gab sich aus Sicht des Sanierers anspruchslos. In erster Linie waren neue Gummiteile fällig. Unter anderem verlangten die versprödeten Manschetten der Antriebswellen nach Ersatz. Die innenliegenden Scheiben der vorderen Bremsen hingegen dürften immer noch die ersten sein - und damit Baujahr 1964. In diesem Jahr, dem letzten unter Mercedes-Ägide bei der Auto Union, begann die Serienfertigung des Cabrios.

Bis zum Jahresende wurden die meisten der insgesamt knapp 2800 Exemplare des F 12 Roadsters gebaut. Kurz vor Jahreswechsel übernahm Volkswagen die Regentschaft in Ingolstadt und eine der ersten Amtshandlungen des VW-Häuptlings Heinrich Nordhoff nach der Übernahme war es, den F 12 Roadster im Rahmen einer Programmstraffung bei der Auto Union (die bald darauf den klassischen Markennamen Audi führen sollte) von der Produktliste zu streichen.

Albrecht, der noch einen DKW Junior besitzt und dessen Frau einen F 11 pilotiert, freut sich in jedem Sommer an seinem wiedererstandenen Cabrio, das auch ein bisschen was von VW hat: Der blaue Lack stammt aus der zeitgenössischen Käfer-Farbpalette, eines der wenigen Details, wo Albrechts persönlicher Geschmack vor Originalität ging.

DKW / Auto Union F 12 Roadster: Bauzeit 1963 - 1965; Zylinder: 3; Hubraum: 889 ccm; Leistung: 40 PS; Höchstgeschwindigkeit 124 km/h; Verbrauch: ca. 6 Liter/100 km.

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