Automobilclub:ADAC - die Zeit diktatorischer Vorgaben von oben ist vorbei

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Der ADAC spaltet sich auf - ein gutes Signal. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Jahrzehntelang war der ADAC ein Wirtstier zur Ernährung von Funktionären. Die Aufspaltung ist nun ein gutes Zeichen. Doch es werden noch einige Altlasten ans Licht kommen.

Kommentar von Uwe Ritzer, Lübeck

Monatelang tobten beim ADAC die Auseinandersetzungen um die passende Reform. Es wurde argumentiert und gerungen, taktiert und getrickst, Machtspielchen wurden zelebriert und fiese Winkelzüge vollführt. Für die Beteiligten war das ungewohnt und bisweilen unerfreulich. Andererseits deutete all dies darauf hin, dass die Zeit der straff diktatorischen Vorgaben von oben, die dann unten folgsam exekutiert werden, beim ADAC vorbei ist. Wo früher einfach angeordnet und gespurt wurde wird nun diskutiert. Nicht immer sachlich sauber und fair, aber das ist überall so, wo Menschen sich organisieren. In Parlamenten, Parteien, Genossenschaften oder eben auch Vereinen. So gesehen ist der ADAC 113 Jahre nach seiner Gründung eigentlich nur in der gesellschaftlichen und demokratischen Gegenwart angekommen.

Juristisch sichert die im Vorfeld schmerzvoll entwickelte, am Ende aber erstaunlich problemlos zustande gekommene Reform dem ADAC vermutlich sein Dasein als e.V. Denn alles spricht dafür, dass die Dreiteilung in Verein, Aktiengesellschaft und Stiftung dem Münchner Registergericht ausreicht, um dem ADAC den lukrativen und für sein Image enorm wichtigen Vereinsstatus zu belassen.

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Von Uwe Ritzer

Durch ist der ADAC mit seinen Reformen aber noch lange nicht. Zu viele altgediente Funktionäre mischen noch an verantwortlichen Stellen vor allem in einigen Regionalklubs mit. Jahrzehntelang war Europas größter Automobilklub ein gut genährtes Wirtstier zur Ernährung von Funktionären alter Nachkriegsprägung. Sie blieben weit entfernt von den (inzwischen 19,2 Millionen) Mitgliedern unter sich und sie sind es in manchen Regionen noch immer. Sie wussten (und manche wissen es bis heute) ihre wirtschaftlichen Privatinteressen vortrefflich mit den Möglichkeiten des ADAC-Ehrenamtes zu koppeln und ordentlich daran zu verdienen. Längst sind beim ADAC nicht alle Altlasten in Sachen Vetternwirtschaft. Da wird noch einiges ans Tageslicht kommen.

Die Lübecker Beschlüsse geben dem ADAC einen Weg vor, sie sind ein Anfang, aber auch nicht mehr. Der Verein muss demokratischer werden. Etwa, indem er seine Hauptversammlung nicht länger als Schaufensterveranstaltung inszeniert. Denn die kontroversen Diskussionen um die neue Struktur wurden auch in Lübeck allesamt in den Tagen zuvor hinter für die Öffentlichkeit verschlossenen Türen geführt, in der Vertreterversammlung und der Delegiertenkonferenz. Echte Transparenz sieht anders aus.

Besonders viel aber wird davon abhängen, wie der ADAC in Zukunft agiert. Die Dreiteilung birgt auch eine Gefahr in sich. Die nämlich, dass die künftige Aktiengesellschaft (SE) auf Teufel komm raus nach Profit strebt. Es würde den Verein und die Marke ADAC beschädigen, wenn unter dem Deckmäntelchen ADAC wieder Geschäfte gemacht würden, die dem ebenfalls in Lübeck neu formulierten Anspruch des Vereins als Partner und Dienstleister für seine Mitglieder nicht nur in Sachen Auto, sondern überhaupt in Fragen der Mobilität, widersprechen würden.

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