Autoklubs:Pannenhilfe für Radler - vom Automobilklub

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Wenn sich der platte Reifen wieder aufpumpen lässt, muss sich der Radfahrer selbst helfen. (Foto: ACV Automobil-Club Verkehr)
  • Mit dem ACE und dem ACV steigen nun die ersten Automobilklubs in die Pannenhilfe für Fahrradfahrer ein.
  • Sie kommen damit dem ADAC zuvor. Der größte deutsche Automobilklub bietet Pannenhilfe bislang nur für Auto-, Motorrad und Reisemobilfahrer an.
  • Der ACE nimmt das erweiterte Angebot zum Anlass, seine Preise zu erhöhen.

Von Marco Völklein, München

Automobilklubs sind, genau, für Autofahrer da. Dies gilt nicht zuletzt seit den Siebzigerjahren, als der ADAC im Zuge der Ölkrise mit einer Aufkleberaktion gegen einen viermonatigen Tempo-100-Großversuch auf Autobahnen mobil machte. "Freie Bürger fordern freie Fahrt" - das stand da auf den Aufklebern.

Nun aber nehmen zwei kleinere Automobilklubs eine neue Zielgruppe in den Fokus. Der Auto Club Europa (ACE) mit Sitz in Stuttgart und mit 620 000 Mitgliedern einer der größeren Konkurrenten des ADAC, wird von Januar 2018 an seinen Pannendienst auch Radfahrern anbieten. Und der Kölner Automobil-Club Verkehr (ACV), der nach eigenen Angaben 350 000 Mitglieder zählt, schickt schon seit Anfang August Helfer los, sollten Radler mit einem Platten oder einer gerissenen Kette liegen bleiben.

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Bei Befragungen hätte etwa jedes dritte Mitglied den Wunsch nach mehr Beratung rund ums Fahrrad angegeben, heißt es beim ACE. Jedes fünfte Mitglied nutze das Fahrrad wöchentlich für Erledigungen im Alltag, etwa genauso viele hatten angegeben, sogar täglich zu radeln.

Deshalb sei es für den Klub klar gewesen, sich stärker verkehrsübergreifend zu engagieren. Ähnlich sieht es der ACV: Man müsse sich "auf eine dynamische Mobilitätswelt einstellen", sagt eine Sprecherin, "um auch in Zukunft konkurrenzfähig" zu sein. ACE-Vorsitzender Stefan Heimlich sagt, sein Klub wolle die Mitglieder unterstützen, "egal ob sie mit dem Auto unterwegs sind oder multimodal", also über die Verkehrsträger hinweg. Man verstehe sich nun als "Mobilitätsbegleiter".

Der ADAC hilft bislang nur Auto-, Motorrad- und Reisemobilfahrern

Als ein solcher sehen sich aber auch andere. Der ADAC zum Beispiel, mit nach eigenen Angaben knapp 20 Millionen Mitgliedern Marktführer in Deutschland, stellt sich selbst schon seit Jahren als "mitgliederorientierter Mobilitätsdienstleister" dar - wenngleich sein Hilfsdienst bislang nur anrückt, wenn Autos, Motorräder oder Reisemobile liegen bleiben. Auch Automobilkonzerne wie zum Beispiel Daimler sehen sich als "vernetzter Mobilitätsdienstleister", weshalb sich die Stuttgarter unter anderem bei der Fernbusfirma Flixbus, beim Droschkenvermittler My-Taxi sowie bei Moovel engagieren, einem Anbieter von Verkehrs-Apps für Smartphones. Am Ende wird sich der multimobile Mensch vor all den vielen Dienstleistern, die ihm das Vorwärtskommen erleichtern wollen, gar nicht mehr retten können.

Zumal ACE und ACV nicht die ersten sind, die Pannenhilfen für Radfahrer organisieren. So sind seit Januar 2016 bereits Pannenhelfer im Auftrag des Radfahrerverbands ADFC unterwegs, um den Mitgliedern beizustehen, auch der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) hilft Velofahrern im Pannenfall. Der ADFC zählt nach eigenen Angaben in der kalten Jahreszeit etwa 15 bis 40 Fälle pro Monat; im Sommer würden 70 bis 100 Fälle monatlich bearbeitet. Der Radfahrerverband arbeitet wie der ACV mit der Roland-Schutzbrief-Versicherung zusammen, die laut ACV bundesweit etwa 1900 Service-Fahrzeuge unterhält. Könne keines dieser Fahrzeuge den Havaristen erreichen, sei auf jeden Fall ein Abschleppservice nach Hause oder in eine Werkstatt garantiert.

Ausgeweitetes Angebot, höhere Preise

Der ACE verbindet seine Pannendienstoffensive allerdings auch mit einer Anhebung des Beitrags. Wer von Januar an den Fahrradservice nutzen will, muss den sogenannten Komforttarif für 88,70 Euro im Jahr nehmen, der unter anderem auch das Abschleppen des Autos in eine Wunschwerkstatt enthält. Der Preis für die normale Mitgliedschaft, wenn man so will: die klassische Autofahrervariante, steigt um sechs Euro auf 68,80 Euro pro Jahr. Der ACV verlangt 59,76 Euro jährlich.

Übrigens: Pannen, die der Radler leicht selbst beheben kann, schließen die Helfer in den Bedingungen meist aus, beispielsweise einen Platten, der aufgepumpt werden kann. Und auch wer mit einem elektrisch unterstützten Pedelec unterwegs ist, sollte die Ladestandsanzeige im Blick behalten: Bei einem entladenen Akku schickt beispielsweise der ACE ausdrücklich keinen Helfer los.

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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