BMW-Enduro:Durch dick und dünn

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Zurück zu den Wurzeln: BMW erinnert sich mit der G650 GS Sertão an seine Offroad-Ursprünge. Der Einzylinder besinnt sich zurück auf das klassische Endurokonzept.

Thilo Kozik

Die Historie der Einzylinder-Enduro von BMW ist eine Erfolgsgeschichte: Seit dem Produktionsstart 1993 unter dem Namen F650 fanden sich bis zum Produktionsende 2007 fast 185 000 F-Freunde. Dabei gingen die Verantwortlichen ein Wagnis ein, schließlich war die F das erste aktuelle BMW-Motorrad mit Kette statt Kardanantrieb. Doch die spaßbetonte Verknüpfung von Straße mit leichtem Gelände war auf Anhieb ausgesprochen erfolgreich.

 Zum Basispreis von 7650 Euro kommen noch Zuschläge für das Motorrad-ABS (404 Euro), die Bordsteckdose (20 Euro) und die Heizgriffe (197 Euro). (Foto: ka.plewka)

Seit 2008 zählt wieder eine F650 GS zum BMW-Programm, doch die hat zwei Zylinder und ist der straßentaugliche Ableger der F800 GS. Von der Öffentlichkeit unbemerkt, nahmen die Münchner die Produktion der Einzylinder-F vor vier Jahren wieder auf - allerdings nur fürs Ausland, da dort die Nachfrage nach einem preisgünstigen Einstieg in die BMW-Welt besonders groß war. Erst seit dem letzten Jahr gibt es mit der G650 GS auch hierzulande wieder ein Einzylindermodell, das mit dem ursprünglichen Fundurokonzept lockt.

Dieser Idee geben die Münchner mit der G650 GS Sertão eine spür- und sichtbar sportlichere Note. Das fängt mit der abenteuerlustigen Farbgebung in landestypischem Weißblau mit markanten Sertão-Schriftzügen und einer schwarz-grau gehaltenen Sitzbank an. Schlank, modern und hochbeinig fällt die Silhouette aus, dazu gibt's ein Windschild, Handprotektoren sowie einen Motorschutz aus Alu. Natürlich bewahrt die Sertão traditionelle GS-Merkmale wie asymmetrische Scheinwerfer und den klassischen Schnabel. Richtig modern ist das neue Cockpit mit rundem Analogtacho und rechteckiger LCD-Anzeige.

Mehr Gelände, weniger Reise

Nicht nur optisch hebt sich die Sertão von der braven Basis-G ab: Verglichen mit dem Wohlfühlpolster der Standardversion bietet die schmale Sertão-Sitzbank einen Ausguck aus luftigen 860 Millimeter Höhe. Trotz der knackigen Polsterung sitzt es sich gut und bequem auch für länger, der Kontakt zum Motorrad bleibt gewahrt und der Windschutz hinter der hohen Scheibe ist erfreulich wirksam. Doch ist das nicht das Haupteinsatzgebiet, das Fahrwerk der Sertão wurde auf ernsthafte Offroad-Tauglichkeit hin entwickelt. Dazu bekam sie geländetauglich lange Federwege verpasst, gleichzeitig verlängerte sich der Radstand und die Bodenfreiheit wuchs deutlich. Dem höheren Offroad-Anspruch tragen auch andere Räder Rechnung. Die Sertão rollt auf klassischen Drahtspeichenrädern in den artgerechten Dimensionen von 21 Zoll vorn und 17 hinten.

Mit dieser Auslegung nimmt die BMW nicht nur Feldwege mit losem Geröll souverän unter die Räder, ihre Qualitäten stellen auch ambitioniertere Offroad-Freunde zufrieden. Erstaunlicherweise geht die Geländegängigkeit kaum zu Lasten der Talente auf Asphalt, denn die straffe Dämpfung hält Fahrwerksunruhen erfolgreich im Zaum. Lediglich tiefes Eintauchen der Gabel beim Bremsen entlarvt die Offroad-Abstimmung. Apropos Bremsen: Das auf der Straße absolut empfehlenswerte BMW-Motorrad-ABS lässt sich für den Geländebetrieb vom Cockpit aus abschalten. Mit je einer Scheibe vorn und hinten stoppt die Sertão nicht bissig, aber zuverlässig und gut dosierbar.

Kultivierter Eintopf

Keine Unterschiede zur G650 GS gibt's beim Antrieb. Der 48 PS starke Einzylinder mit 652 Kubik lässt sich bereits knapp über 2000 Umdrehungen ans Gas nehmen, spricht spontan an und zeigt ein durchaus kultiviertes Laufverhalten. Und sollte es einmal pressieren, sind die am Ende erreichbaren 170 km/h in jedem Fall schnell genug. Der im Heck untergebrachte Tank fasst zwar nur 14 Liter, doch sollten Reichweiten von knapp 300 Kilometer möglich sein.

Zum Basispreis von 7650 Euro kommen noch Zuschläge für das Motorrad-ABS (404 Euro), die Bordsteckdose (20 Euro) und die Heizgriffe (197 Euro). Doch dieses Phänomen ist BMW-Kunden nur zu gut bekannt. Insgesamt bietet die G650 GS Sertão dann ein gelungenes Paket für diejenigen, die ein leicht zu fahrendes Alltagsmotorrad suchen, sich aber die Option für herzhafte Geländeabenteuer offen halten möchten.

© SZ vom 26.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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