Unwetter:Chaosnacht wegen Unwetter in Süddeutschland und Österreich

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Ein Regionalexpress kollidiert mit einem Baum bei Unlingen (Baden-Württemberg). (Foto: dpa)
  • Eine Wetterfront in Südbayern fiel weit heftiger aus als prognostiziert. Die Sturmböen erreichten teils Orkanstärke.
  • Zahlreiche Menschen mussten medizinisch betreut werden.

In der Nacht auf Samstag ist ein Unwetter über Teile Süddeutschlands und Österreichs hereingebrochen. Die Polizei in Bayern meldete mehr als 1000 Einsätze; Notrufe waren zeitweise überlastet. Zwei Menschen wurden getötet, Dutzende verletzt, die Sachschäden gehen in die Hunderttausende. Die weitere Bilanz: Blitzeinschläge, abgedeckte Häuser, umgestürzte Bäume, auf der Fahrbahn liegende Äste, Stromausfälle von ganzen Ortschaften, Verkehrsunfälle mit Sachschaden, vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen.

"Die Gewitterneigung war bekannt, nun ist das südöstliche Oberbayern jedoch von einem weit heftigeren als von den Wetterdiensten zunächst prognostizierten Sturm überzogen worden", teilte die Polizei in der Nacht mit. Laut Deutschem Wetterdienst waren vor allem in Südbayern binnen kurzer Zeit erhebliche Regenmassen niedergeprasselt. Hinzu kamen schwere Sturmböen. Einige waren mit weit mehr als 100 Kilometern pro Stunde orkanartig.

Unwetter
:Die Nacht des Unwetters

Starke Sturmböen und Dauerregen haben von Baden-Württemberg bis Sachsen Bäume umstürzen lassen und Straßen überschwemmt. Die Bilder.

Festivals und Veranstaltungen

Das Chiemsee-Summer-Festival und das Echelon-Festival in Bad Aibling (Landkreis Rosenheim) wurden abgebrochen. Am Chiemsee mussten etwa 60 Festivalbesucher medizinisch behandelt werden, darunter auch viele, die durch die Ereignisse verängstigt waren und eine psychologische Betreuung in Anspruch genommen haben. Zehn Menschen seien ins Krankenhaus gekommen. "Es gibt keine lebensbedrohlichen Verletzungen, was uns sehr erleichtert", so die Veranstalter. Wegen Schäden an den Bühnen und der Infrastruktur sei man allerdings gezwungen gewesen, den letzten Festivaltag am Samstag abzusagen.

Weil die Campingplätze total verwüstet wurden, wurden Notunterkünfte für Festivalbesucher eingerichtet. Beim Echelon-Festival meldete die Polizei etwa zehn Verletzte, darunter keiner schwer. Gäste kamen in einer Fliegerhalle unter. Der Festivalbeginn sollte sich am Samstag "aufgrund dieser Umstände" auf 13.30 Uhr verschieben, hieß es auf der Facebook-Seite.

In Günzburg wurde das Volksfestgelände mit bis zu 5000 Besuchern vorsorglich geräumt. Die Abendveranstaltung der Allgäuer Festwoche in Kempten lief den Angaben zufolge hingegen planmäßig bis zum Ende.

In Österreich sind bei dem Einsturz eines Festzeltes in der Nacht zu Samstag zwei Menschen ums Leben gekommen. Ursache war ein heftiger Sturm, wie die Polizei in St. Johann am Walde berichtet. Mindestens 50 Menschen seien verletzt worden, zehn von ihnen schwer. Als der Sturm ausbrach, waren nach Medienberichten Hunderte Menschen in dem Zelt.

Durch einen schweren Sturm ist ein Festzelt in St. Johann am Walde (Österreich) in der Nacht eingestürzt. (Foto: dpa)

Bahnverkehr

Der Bahnverkehr ist in Ober- und Niederbayern auf vielen Strecken wegen Ästen und Bäumen auf Gleisen beeinträchtigt. Bei Siegsdorf (Landkreis Traunstein) mussten Feuerwehrkräfte einen Zug erden, nachdem dieser im Bereich einer herabgerissenen Stromleitung stehen geblieben war. Die etwa 90 Fahrgäste wurden in einer Turnhalle untergebracht.

In Neustadt an der Donau fuhr ein Zug auf einen Baum. Die Einsatzkräfte mussten 20 Fahrgäste und den Zugführer befreien. Niemand wurde verletzt.

In München stellte die Deutsche Bahn am Freitagabend der S-Bahn-Verkehr für etwa 40 Minuten komplett ein. Wie lange die Probleme bei der Bahn andauern würden, war am Morgen unklar. Mit Hochdruck werde daran gearbeitet, die Strecken wieder frei zu bekommen, hieß es auf der Homepage. "Jedoch ist im Laufe des Tages im S-, Nah- und Fernverkehr mit Einschränkungen zu rechnen."

Verkehr

Äste und Bäume sind auf Autos gefallen, mehrere Menschen wurden verletzt. Auf die Autobahn 3 bei Passau-Nord stürzten 15 bis 20 Bäume auf die Fahrbahn. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West berichtete von rund 230 unwetterbedingten Einsätzen. Bei Verkehrsunfällen wegen Bäumen auf der Fahrbahn oder Aquaplanings wurden zwei Menschen verletzt. Umstürzende Bäume beschädigten mehrere Gebäude und geparkte Autos.

Nach starken Regenfällen landet in München ein Baum auf einem parkenden Auto. (Foto: dpa)

Die A7 musste für etwa eine halbe Stunde zwischen Kempten-Leubas und Dietmannsried voll gesperrt werden, um einen Baum von der Fahrbahn zu entfernen. Den Gesamtschaden allein im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums schätzten die Beamten auf rund 150 000 Euro.

Sport

Wegen des Unwetters wurde auch die zweite Hälfte des Bundesliga-Auftaktspiels zwischen dem FC Bayern München und Bayer Leverkusen verspätet angepfiffen.

Fans im Regen beim Spiel FC Bayern gegen Bayer Leverkusen. (Foto: Bongarts/Getty Images)
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