Türkei:Istanbuler Gericht setzt sieben angeklagte Journalisten auf freien Fuß

Vier führende Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung "Cumhuriyet" müssen allerdings während des Prozesses in U-Haft bleiben. Das ist das Ergebnis einer mehrstündigen Anhörung.

Ein Istanbuler Gericht hat die Freilassung von sieben Mitarbeitern der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet angeordnet. Die Richter entschieden jedoch am Ende einer mehrstündigen Anhörung am Freitag, den Herausgeber Akin Atalay, den Chefredakteur Murat Sabuncu, den Investigativjournalisten Ahmet Sik sowie den Kolumnisten Kadri Gürsel während des laufenden Prozesses weiter in Untersuchungshaft zu belassen.

Seit neun Monaten waren elf der insgesamt 17 angeklagten Mitarbeiter im Gefängnis. Den Angeklagten wird die Unterstützung verschiedener Terrororganisationen vorgeworfen. Der international kritisierte Prozess hat am vergangenen Montag begonnen.

In vielen Fällen wird als Beweis für den Vorwurf der Terrorunterstützung angeführt, dass die Angeklagten Kontakt zu mutmaßlichen Gülenisten hatten. Der Anwalt Alp Selek sagte am Freitag in seinem Plädoyer vor Gericht, er arbeite seit fast 60 Jahren in der Justiz, doch habe er noch nie eine derartige Anklage gesehen, "die Verbrechen frei erfindet".Unterstützung erhielten die Angeklagten vom früheren Staatspräsidenten Abdullah Gül. "Ich habe immer gesagt, dass Journalisten frei sein sollten, während ihnen der Prozess gemacht wird. Auch jetzt denke ich, dass es richtig wäre, dass ihnen der Prozess gemacht wird, ohne dass sie in Haft sind", sagte Gül, der sich sonst selten öffentlich äußert.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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