Wissenschaftlicher Durchbruch:Menschlicher Embryo aus Hautzelle geklont

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Wissenschaftler der US-Firma Stemagen haben erstmals einen menschlichen Embryo aus einer einfachen Hautzelle eines Erwachsenen geklont. Und diesmal ist es keine Fälschung.

Christina Berndt

Was der koreanische Fälscher Hwang Woo-Suk so gerne geschafft hätte, ist Biologen aus den USA jetzt offenbar gelungen:

Einer der geklonten Embryos - eine sogenannte Blastozyste. (Foto: Foto: Reuters/Stemagen/ho)

Wissenschaftler der Firma Stemagen haben erstmals einen menschlichen Embryo aus einer einfachen Hautzelle eines Erwachsenen geklont. "Die Arbeit ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass das klappen kann - und noch dazu hochseriös", sagt Miodrag Stojkovic.

Der Deutsche, der mittlerweile im spanischen Valencia forscht, hat vor wenigen Jahren selbst den ersten Menschenklon gezüchtet. Allerdings nutzte Stojkovic dafür embryonale Stammzellen, welche zum Klonen besonders gut taugen; und seine Embryonen starben schon nach kurzer Zeit ab.

Die US-Forscher um Andrew French dagegen haben die Embryonen bis zu Blastozysten wachsen lassen, wie sie jetzt in der Fachzeitschrift Stem Cells (DOI: 10.1634/stemcells.2007-0252) berichten.

In diesem Stadium bilden sie einen Ball, in dessen Innern sich die begehrten embryonalen Stammzellen befinden. Sie könnten theoretisch jenem Menschen, von dem die Hautzelle stammt, eingepflanzt werden, um Krankheiten zu heilen - Herzinfarkt etwa, Parkinson oder Diabetes.

Die Klon-Embryonen aus den USA gelten somit als Etappensieg auf dem Weg zur Herstellung maßgeschneiderter embryonaler Stammzellen für Patienten.

Normalerweise entstehen Embryonen, wenn ein Spermium eines Mannes in die Eizelle einer Frau eindringt. Klonen aber umgeht diesen natürlichen Weg. Klon-Embryonen haben keine Eltern, sondern nur einen Vater oder eine Mutter, deren sämtliche Gene sie erben. Die Eizelle einer Frau wird beim Klonen nämlich von ihrem Erbgut befreit.

Dafür wird das gesamte Erbgut aus einer Zelle des Vaters oder der Mutter in sie hineinverpflanzt. Das Kunststück dabei ist, diese auf Umwegen entstandenen Embryonen dann zum Wachsen zu bringen.

Eben dieses Kunsstück ist den Wissenschaftlern aus Kalifornien offenbar gelungen. "Aus 29 Eizellen von drei jungen Spenderinnen haben sie fünf Blastozysten erhalten", sagt Stojkovic. "Mindestens eine ist definitiv ein echter Klon."

"Der Beweis ist erbracht"

Angesichts des Skandals um den fälschenden Forscher Hwang hatten die Prüfer der Veröffentlichung zahlreiche wissenschaftliche Nachweise von den Kaliforniern verlangt.

"Nun ist endlich der Beweis erbracht, dass es prinzipiell möglich ist, die biologische Uhr einer einfachen Hautzelle auf null zu stellen und aus ihr einen Embryo zu erschaffen", so Stojkovic.

Ein wichtiger Schritt aber fehlt: Die US-Forscher haben aus ihrer Blastozyste nicht die begehrten Stammzellen gewonnen, die eines Tages für Therapien gebraucht würden. Vermutlich ist ihre Arbeit deshalb nur in dem seriösen, aber unspektakulären Blatt Stem Cells erschienen und nicht in einer hochkarätigen Zeitschrift wie Nature oder Science.

Jürgen Hescheler von der Universität Köln bezweifelt sogar, dass die Embryonen die Stammzell-Entnahme überlebt hätten. Sie sahen seiner Meinung nach "nicht so gut aus".

Dem widerspricht Stojkovic: "Ich habe schon schlechtere Embryonen gesehen, die durch Befruchtung entstanden sind. Aus denen konnte man trotzdem Stammzellen gewinnen", sagt er. Die Kollegen aus den USA hätten ihre Blastozysten "für Tests verpulvert", welche den Klon-Beweis erbracht hätten; daher sei keine mehr zur Stammzellgewinnung übrig gewesen.

Weniger überraschend als ihr Klon-Erfolg sind die Techniken, die die Kalifornier benutzten. Auf die gleiche Art versuchen Forscher in aller Welt seit Jahren, menschliche Zellen zu klonen. Was also könnte das Geheimnis des aktuellen Erfolgs sein? Womöglich waren die Eizellen der Kalifornier endlich frisch genug. Gerade mal zwei Stunden nach der Ernte wurden sie schon zum Klonen benutzt.

© SZ vom 18.1.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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