Ein Mal im Jahr kühren BBC Worldwide und das Natural History Museum in London "außergewöhnliche Bilder, die auf die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur aufmerksam machen". Die besten der Bilder werden im Natural History Museum ausgestellt, einige Bilder aus dem Finale sind aber auch hier zu sehen. Haie und Surfer können auch friedlich miteinander umgehen. Das Foto des ehemaligen Meeresbiologen Thomas Peschak macht aber deutlich, warum Haie Surfer gelegentlich für andere Fische halten. Wider alle Legenden sind Haiangriffe auf Wellenreiter selten. 2014 gab es weltweit 72 Attacken, drei davon endeten für die Wassersportler tödlich. Im Bild testet ein Surfer am Alifal Shoal Riff vor der südafrikanischen Küste den Prototyp eines elektromagnetischen Hai-Abschreckgerätes. War es aktiviert, blieben die Haie auf Distanz, im ausgeschalteten Zustand kamen sie ganz nah. So nah, dass Peschak die Szene bei einem Tauchgang fotografieren konnte - ohne Sauerstofftank, weil er aufsteigende Sauerstoffblasen im Foto vermeiden wollte. Mit dem Bild zog er ins Finale in der Kategorie "Photojournalism Award: Single Image" ein.
Ebenfalls in Afrika, im namibischen Etosha-Nationalpark, entstand dieses Finalisten-Foto der Kategorie "Black & White". Der südafrikanische Fotograf Morkel Erasmus wartete ausdauernd in einem in die Erde eingelassenen Bunker, konnte die vorbeiziehenden Elefanten hören und sogar riechen, bis er seinen "dream moment" durch den kleinen Sichtschlitz erblickte: Durch die Beine einer Elefantenkuh lichtete er deren Kalb ab, zwischen dessen Beinen wiederum eine Giraffe auftauchte. Als Extra-Zugabe spazierte auch noch ein Zebra vorbei. Die perfekte 640-tel Sekunde hielt Erasmus in Schwarz-Weiß fest, um die Bildkomposition besonders hervorzuheben.
Ebenfalls Finalist in der Kategorie "Photojournalism Award: Single Image" ist der Schwede Marcus Westberg mit seiner Aufnahme der zwölf Jahre alten Berggorilla-Dame Maisha im Senkwekwe Centre, einer Sanitätsstation für Gorilla-Waisen in einem Nationalpark der Demokratischen Republik Kongo. Der neunjährige Gorilla Ndeze, einer der vier traumatisierten Menschenaffen, die vor Wilddieben und illegalen Händlern in die Station gerettet wurden, betrachtet die Szene skeptisch aus dem Hintergrund. Ein Mal im Jahr prüfen die beiden Tierärzte Eddy Kambale und Jan Ramer die Gesundheit der Tiere. Das Senkwekwe Centre, gegründet im Jahr 2009, ist nach Ndezes Vater benannt, einem Tier, das Wilddiebe 2007 ermordeten.
Störche nisten meist auf Bäumen, hin und wieder aber auch auf Dächern oder Straßenlaternen. Und neuerdings sogar auf Kunst. Der Spanier Francisco Mingorance erspähte gleich drei Nester von Weißstörchen auf dieser Installation des deutschen Künstlers Wolf Vostelli vor dem Museo Vostell Malpartida im spanischen Cáceres. Das Kunstwerk ist eine Komposition aus einem russischen MiG-21 Kampfflugzeug, zwei Autos, Klavieren und Computer-Bildschirmen - und jetzt eben auch brütenden Vögeln. Mit der Langzeitbelichtung zog Mingorance ins Finale der Kategorie "Urban Wildlife" ein.
Dieser kleine Vogel mit dem furchteinflößenden Namen Schwarzschnabel-Hakentyrann - sie reagieren ziemlich aggressiv auf Revier-Eindringlinge - flog dem US-Amerikaner Floris van Breugel während einer Tour durch den patagonischen Los Glaciares Nationalpark vor die Linse. Eigentlich wollte van Breugel nur den knapp 3400 Meter hohen Berg Fitz Roy, den höchsten Gipfel des Parks fotografieren. Doch dann kam alles zusammen: Der Schwarzschnabel-Hakentyrann war ungewöhnlich friedlich. Im Hintergrund glänzte die Sonne auf dem scharfkantigen Berggipfel. Zusätzlich wird die Szene vom leichtem Schneefall sanft berieselt. Damit schaffte es der Amerikaner ins Finale der Kategorie "Land".
Viele Stunden seines Lebens verbringt Fabien Michenet unter Wasser, bevorzugt nachts. Meist vor der Küste von Tahiti, wo der Franzose lebt. In einer dieser Nächte schwammen zwanzig Meter unter der Wasseroberfläche zwei junge Oktopusse vorbei. "Einer stoppte", so Michenet, "und winkte mir graziös mit seinen Tentakeln zu." Michenet drückte ab, kam so ins Finale der Kategorie "Underwater". Im durchsichtigen Körper, der den Tieren in der offenen See zur Tarnung dient, sieht man deren Organe. Zusätzlich sind auf dem Bild die Chromatophoren, also die farbverändernden Zellen der Tiere zu sehen, die vermutlich ebenfalls zum Schutz dienen.
Schon viele Male war Andrey Gudkov im indonesischen Komodo National Park und hoffte, einen Kampf zwischen zwei männlichen Komodowaranen zu sehen. Die Kämpfe der drachenähnlichen Echsen (der Oberbegriff im Englischen lautet tatsächlich Komodo dragons) finden meist im August statt, da die bis zu 2,5 Meter langen Tiere zu dieser Zeit um die Gunst der Weibchen buhlen. Umso überraschender, dass der Russe an einem Dezembermorgen auf die zwei Warane traf, die sich zunächst gegenseitig anfauchten und schließlich aufeinander losgingen. Im Kampf bäumen sich Komodowarane auf ihre Hinterbeine auf, stützen sich auf ihren Schwänzen ab und ringen ein paar Sekunden, bis der Stärkere seinen Gegner auf den Rücken hebelt. Das Foto brachte Gudkov ins Finale der Kategorie "Reptiles, Amphibians and Fishes".
Der Fotograf Zsolt Kudich sah ein Sechstel der gesamten ungarischen Reiher-Population an nur einem Ort, als die Donau über ihre Ufer trat und den Gemenc-Wald überflutete. Für die Vögel bot sich angesichts der gestrandeten Fische und Amphibien ein riesiges Festmahl. Während Kudich im getarnten Zelt die letzten unberührten Regionen der Donau dokumentierte, fotografierte er die Szene, die ihn ins Finale um den Preis der Kategorie "Birds" brachte. Ein Seeadler schreckte einige der Reiher auf und sorgte so für den makellosen Hintergrund des Bildes. Die Reiherpopulation erholt sich langsam wieder, als Folge einer exzessiven Jagd im Jahr 1921 waren lediglich 31 Paare übrig geblieben. Dennoch ist der Verlust des Lebensraums nach wie vor bedrohlich für die Tiere.
Unter Anleitung eines lokalen Führers wanderte die Britin Rosamund Macfarlane durch die Cairngorms, einer Berggruppe im Nordosten Schottlands. Sie schaffte es, einen Berghasen im Schnee zu fotografieren und damit ins Finale der Kategorie "Mammals". Stundenlang verharrte sie dazu getarnt auf dem eisigen Boden. Die Berghasen wechseln im Winter ihr Fell von braun zu weiß.
Den neunjährigen Spanier Carlos Perez Naval beeindruckte am Strand im kalifornischen Morro Bay, wie hartnäckig die Möwen dort ihr Revier verteidigen. Anwohner füttern die örtliche Eichhörnchen-Kolonie und stellen ihnen Schüsseln mit Wasser auf die Felsen. Doch sobald einer der Nager daraus trinken möchte, vertreiben ihn die Möwen, jagen ihn mit ihren Schnäbeln davon. Perez Naval gelang ein Schnappschuss, als ein Eichhörnchen sich dennoch bis zur Wasserstelle vorschlich, über dem Becken jedoch direkt in die Augen einer wachsamen Möwe blickte. Nur einen Bruchteil nach der Aufnahme, die den Spanier ins Finale um die Jugend-Kategorie "10 Years and Under" brachte, attackierte der Vogel das durstige Eichhörnchen.