Welt-Klimakonferenz:Stillstand im Kampf gegen die Erderwärmung

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Der erhoffte Schub ist ausgeblieben: In Nairobi konnten sich die Staaten nicht auf strengere Regeln für den Klimaschutz einigen. Somit bleibt ungewiss, wie die Staatengemeinschaft nach 2012 das Klima schützen will. Dann läuft das Kyoto-Abkommen aus.

Michael Bauchmüller

Nach Informationen aus Verhandlungskreisen einigten sich die Staaten zwar darauf, das Kyoto-Abkommen bis 2008 zu überprüfen. Auf Drängen großer Schwellenländer wie Indien und China schlossen sie aber aus, dass sich daraus strengere Regeln für den Klimaschutz ergeben.

Damit bliebe unsicher, wie die Staatengemeinschaft nach 2012 das Klima schützen will, wenn das Kyoto-Abkommen ausläuft. Um eine endgültige Entscheidung wurde bis zuletzt gerungen.

Ein Durchbruch im internationalen Klimaschutz ist damit auf das nächste Jahr vertagt. Frühestens beim nächsten Klimagipfel können sich die Staaten auf neue Verhandlungen verständigen.

Allerdings müssen sie dann immer noch ein Jahr warten, bis Ergebnisse aus der Überprüfung des bisherigen Abkommens vorliegen. Darüber hinaus beschlossen die Delegierten, Entwicklungsländern mehr als bisher zu helfen, Klimaschäden zu bewältigen. Teilnehmer und Umweltschützer zeigten sich vom Verlauf der Diskussionen enttäuscht und verlangten ein entschiedeneres Vorgehen gegen den Klimawandel.

"Jede weitere Verzögerung ist völlig unverantwortlich", sagte Catherine Pearce von Friends of the Earth. Afrikanische Umweltschützer nannten die Hilfen "einen Tropfen auf den heißen Stein". "Diese Konferenz bringt Afrika nicht das, was wir von ihr erwartet haben", sagte die kenianische Umweltschützerin Sharon Looremetta.

"Wir brauchen mehr Dynamik"

Im Kyoto-Abkommen aus dem Jahr 1997 haben sich 35 Industriestaaten verpflichtet, ihre Kohlendioxid-Emissionen um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu mindern. Kohlendioxid gilt neben anderen Gasen als Grund für die Erderwärmung. Frühestens im kommenden Jahr könnten nun Verhandlungen über ein Folgeabkommen beginnen.

Parallel soll dann die Überprüfung des bisherigen Abkommens zeigen, ob es tatsächlich helfen kann, die Erderwärmung einzudämmen - oder ob mehr Staaten ehrgeizige Klimaschutzziele übernehmen müssen. Vor allem China und Indien aber zeigten sich in dieser Frage zurückhaltend, sie wollen sich keinen CO2-Minderungen unterwerfen.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte einen Vorstoß der Staats- und Regierungschefs für den Klimaschutz. "Wir brauchen eine neue Dynamik in der Debatte", sagte Gabriel am Rande der Konferenz. "Und ich glaube, dass das hier nicht geht, sondern nur auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs." Einen Anlauf dazu könnte Deutschland gleich im neuen Jahr nehmen.

Als Präsidentin der Industriestaaten-Gruppe G 8 begrüßt Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer in Deutschland nicht nur die Staatsoberhäupter der wichtigsten Industriestaaten, sondern auch die der großen Schwellenländer.

"Wir brauchen jetzt einen zweispurigen Ansatz", sagte auch Grünen-Umweltpolitiker Reinhard Loske. Jenseits der jährlichen Klimagipfel müssten sich die Industrieländer gemeinsam um besseren Klimaschutz bemühen. "Wenn Deutschland, Frankreich und Großbritannien enger zusammenarbeiten, kann der G-8-Gipfel ein Erfolg für den Klimaschutz werden."

Die Bundesregierung hatte sich bereits darauf verständigt, den Klimaschutz zu einem zentralen Thema sowohl ihres G-8-Vorsitzes als auch ihrer EU-Ratspräsidentschaft zu machen.

80 Millionen Euro für Energie-Fonds

Deutliche Fortschritte erzielte der Klimagipfel im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Vor allem Entwicklungsländer sind davon betroffen. Arme Staaten sollen demnach künftig finanzielle Hilfen erhalten, um dem Klimawandel vorbeugen oder Schäden besser bewältigen zu können.

Diesem Ziel soll ein Fonds dienen, der sich im Laufe der Jahre aus einer Abgabe füllen soll, die auf Klimaschutzprojekte erhoben wird, mit deren Hilfe Staaten und Unternehmen ihre Kyoto-Verpflichtungen erfüllen. Klimaexperten sollen zudem klären, welche Formen der "Anpassung" an den Klimawandel sinnvoll sind. Auch sollen die Länder Afrikas künftig mehr von internationalen Projekten profitieren.

Die EU will zusätzlich mit einem Fonds die Verbreitung sauberer Energiequellen in Afrika voranbringen. Der Energie-Fonds, von der EU für vier Jahre mit 80 Millionen Euro ausgestattet, soll die Kreditrisiken für Investitionen in klimafreundliche Technologien übernehmen. "Damit verbessern wir die Energieversorgung in Entwicklungsländern, ohne das Klima weiter zu belasten", sagte Gabriel.

Deutschland werde den Fonds um weitere 24 Millionen Euro aufstocken, kündigte er an. Andere EU-Länder wollten ihre Anteile ebenfalls aufstocken. Insgesamt könnten so Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro angestoßen werden, hieß es.

© SZ vom 18.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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