Was wird wie verwertet?:Feste Zähne, volle Lippen

Wozu menschliches Gewebe verwendet wird.

Christina Berndt

Anders als Organe retten Gewebe nur selten Leben. Sie tun dies zum Beispiel, wenn sich die Herzinnenhaut entzündet hat - dann kann eine Herzklappe einer Leiche lebensrettend sein, nicht aber eine mechanische Herzklappe. Zudem kann Leichenhaut den Körper eines Verbrennungsopfers gegen lebensgefährliche Infektionen schützen, bis der Patient selbst neue Haut gebildet hat.

Die Leiche als Rohstoff: Die Medizin kann heute fast alle Teile einer Leiche nutzen. Für Produkte aus menschlichen Geweben werden die unterschiedlichen Beträge verlangt. (Foto: Quelle: SZ-Grafik, Daniel Braun)

Auch wenn sie kein Leben retten, so können manche Gewebe zudem die Lebensqualität kranker Menschen erheblich verbessern - und zwar ohne dass es eine Alternative gäbe. Dazu gehört die Hornhaut von den Augen einer Leiche. Sie gibt fast erblindeten Menschen einen Teil ihrer Sehkraft zurück. Ähnlich segensreich ist die Spende von Arm- oder Beinknochen an Krebskranke oder Unfallopfer - dies kann eine Amputation verhindern.

Für andere Anwendungen mit Gewebe gibt es dagegen technische oder tierische Alternativen, zum Beispiel wenn der Zahnarzt Implantate einsetzt. Dann baut er den Kiefer häufig zunächst mit zerkleinerten Leichenknochen auf; dabei ließen sich auch Rinderknochen verwenden.

Schließlich dienen Tote mitunter einfach dazu, lebende Zeitgenossen zu verschönern. Plastische Chirurgen unterspritzen Falten mit Haut von Leichen oder machen damit die Lippen ihrer Patienten voller. Das ist nicht unbedingt im Sinne von Menschen, die mit ihrer posthumen Spende etwas Gutes für Schwerstkranke tun wollten.

© SZ vom 12.11.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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