Waldbrände in Australien:Das brennende Gefühl der Ohnmacht

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Australien befindet sich in einem Teufelskreis: Die Feuer heizen das Klima weiter an, so dass in Zukunft noch leichter neue Brände aufflackern.

Tina Baier

Schon immer war Australien ein Kontinent mit extremem Klima. Hitzewellen mit Temperaturen von mehr als 45 Grad Celsius sind für die Australier nichts Besonderes. Den Rekord soll die kleine Stadt Cloncurry in Queensland mit 53 Grad Celsius im Schatten halten. Zudem ist Australien der trockenste Kontinent der Erde - weniger regnet es nur in der Antarktis. Auch die Buschfeuer sind seit Millionen Jahren fester Bestandteil der australischen Natur.

Wissenschaftliche Aufzeichnungen belegen, dass Australien seit 100 Jahren immer trockener und heißer wird. (Foto: Foto: AFP)

Doch was derzeit im Südosten des Kontinents passiert, ist nach Ansicht vieler Forscher auch eine Folge des Klimawandels. Wissenschaftliche Aufzeichnungen belegen, dass Australien seit 100 Jahren immer trockener und heißer wird. Von 1910 bis 2004 stieg die maximale Durchschnittstemperatur um 0,6 Grad an.

Nach einem Bericht der obersten australischen Forschungsbehörde gab es bisher alle 20 bis 25 Jahre ein außergewöhnlich heißes Jahr. Doch schon von 2010 an könnten Extremtemperaturen jedes oder jedes zweite Jahr auftreten. Der Weltklimarat IPCC widmet Australien und Neuseeland in seinem aktuellen Bericht ein eigenes Kapitel.

Nach seiner Prognose steigt die Gefahr von Bränden in Südost-Australien bis zum Jahr 2020 um 25 Prozent, bis 2050 sogar um bis zu 70 Prozent. Das Land befindet sich in einem Teufelskreis: Durch die riesigen Brände gelangen große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre, die das Klima weiter aufheizen, so dass neue Brände aufflackern.

Angesichts dieser Schreckensszenarien ist es verblüffend, wie wenig Australien bisher für den Klimaschutz getan hat. Lange Zeit hat sich die Regierung geweigert, das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen, in dem sich Industrieländer verpflichten, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.

Der jetzige Ministerpräsident Kevin Rudd hat das Protokoll kurz nach seiner Amtsübernahme unterzeichnet. Australien soll demnach bis zum Jahr 2020 rund 15 Prozent weniger Treibhausgase in die Atmosphäre blasen als im Jahr 2000.

Umweltschützern gehen die Maßnahmen aber nicht weit genug. Sie kritisieren unter anderem die zahlreichen Ausnahmeregelungen. "Die Kohleindustrie hat in Australien eine starke Lobby", sagt Karsten Smid, Klimaexperte bei Greenpeace.

Australien ist der größte Kohleexporteur der Welt und produziert seinen Strom ausschließlich mit umweltschädlichen Kohlekraftwerken. Derzeit überschreitet Australien seine Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll um 20 Prozent.

Kritiker bemängeln außerdem, dass viele australische Farmer Landwirtschaft nach europäischem Vorbild betreiben, was dem Klima des Landes nicht angemessen ist. So werden in einigen Regionen Baumwolle und Reis angebaut - Pflanzen, die gigantische Mengen Wasser brauchen, um zu gedeihen. Derzeit verbrauchen die australischen Farmer etwa 70 Prozent des verfügbaren Wassers.

Angesichts dieser Probleme wirkt es in den Augen von Umweltschützern fast lächerlich, dass die australische Regierung bis zum Jahr 2010 herkömmliche Glühbirnen verbieten und durch Energiesparlampen ersetzen will. Das, so meinen die Politiker, soll den Energieverbrauch senken und das Klima schonen.

© SZ vom 11.02.2009/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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