Ordentliche Arbeit soll auch ordentlich bezahlt werden. Wenn jemand zum Beispiel ein Buch herausgibt und darin den Klimawandel auf natürliche Ursachen zurückführt sowie den steigenden Kohlendioxid-Gehalt der Luft als Wohltat für die Menschheit preist, kann er gut und gern 11.600 Dollar im Monat verdienen - gerade dann, wenn renommierte Wissenschaftler das Werk in der Luft zerfetzen.
Wie jetzt durch eine Indiskretion bekannt wurde, bekommt Craig Idso, Leiter einer Organisation von Klimawandel-Leugnern in Arizona, das genannte Honorar vom Heartland Institute in Chicago überwiesen. Der Thinktank kämpft für freie Märkte und gegen staatliche Einmischung. Dazu gehört auch das Verneinen des menschengemachten Klimawandels.
Die Zahlungen an Idso finden sich in internen Heartland-Dokumenten, die Blogger in den USA im Netz veröffentlicht haben. Die Organisation bestätigt, dass Dokumente bei ihr mit einem Trick gestohlen worden seien, will jedoch die Authentizität der Schriftstücke nicht direkt bestätigen. Sie entschuldigt sich aber bei den nun öffentlich genannten Spendern, da die zugesagte Vertraulichkeit gebrochen sei. Zu diesen gehören Microsoft, der Tabakkonzern Altria ("Marlboro"), der Pharmahersteller GlaxoSmithKline (GSK) sowie die Stiftung des Autoproduzenten General Motors.
Etliche der Firmen haben die Zahlungen bestätigt. Für GSK ging es um die Gesundheitsversorgung, sagte eine Sprecherin dem englischen Guardian. Microsoft-Vertreter erklärten, der Konzern habe lediglich Software für knapp 60.000 Dollar kostenfrei zur Verfügung gestellt. Tatsächlich haben sich viele der Firmen von der Heartland-Position in Sachen Klima distanziert. "Microsoft glaubt, dass der Klimawandel ein ernstes Problem ist und sofortige, weltweite Aufmerksamkeit verlangt", zitiert die New York Times einen Sprecher.
In der Liste der Spender fehlen Ölkonzerne. Doch seit kurzem zählt einer der Koch-Brüder - wieder - zu den Geldgebern; das Firmenimperium der beiden Tea-Party-Sympathisanten umspannt Erdölraffinerien und -pipelines sowie Papier- und Kunstdüngerfabriken.
Konferenzen voller "wilder Vorwürfe und politischer Propaganda"
Die Lobby-Arbeit gegen die etablierte Klimaforschung haben den Dokumenten zufolge vor allem zwei nicht genannte Stiftungen und ein "anonymer Spender" finanziert. Hält dieser seine Zusagen für 2012 ein, wird er dem Heartland Institute in sechs Jahren 14,3 Millionen Dollar überlassen haben, davon zehn Millionen für Klimaprojekte. Mit dem Geld des Spenders hat die Organisation zudem seit 2008 sechs internationale Konferenzen ausgerichtet. Die Redner breiteten dort Theorien aus, warum der Weltklimarat mit seinen Berichten über den Klimawandel total falsch läge. Nature urteilte, bei den Veranstaltungen sei "Wissenschaft hinter wilde Vorwürfe und politische Propaganda zurückgetreten".
Viele Blogger und Journalisten haben in den Dokumenten nach entlarvenden Formulierungen gesucht. Die stärksten stehen in einen Memorandum, das die Heartland-Angestellten jedoch als Fälschung bezeichnen. Das Buch von Idso solle die Arbeit des IPCC "untergraben", heißt es dort. Und die Lehrer in Schulen sollen davon abgehalten werden, Klimawissenschaften zu unterrichten.
Abgesehen von diesen Formulierungen bestätigen andere Dokumente das zweiseitige Schriftstück aber. Neu im Heartland-Programm ist demnach die Entwicklung eines Schul-Curriculums, das die Erkenntnisse der Wissenschaft als "kontrovers" darstellt, besagen die Dokumente. Das sei nötig, weil "Lehrer und Rektoren voreingenommen für die Perspektive der Alarmisten sind" - so nennen Klimaskeptiker jene Wissenschaftler, die mögliche drastische Folgen des Klimawandels aufzeigen.