Verbrechern auf der Spur:Verdächtige Schuhsohlen

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Um Abdrücke von einem Tatort mit dem Profil von Schuhen zu vergleichen, musste man bislang einen Verdächtigen finden. Das geht auch anders, sagt ein US-Forscher.

Helmut Martin-Jung

Am sichersten für Einbrecher, sagt Sargur Srihari, seien Anzugschuhe. Sie hinterließen kaum verwertbare Abdrücke. Allen anderen Verbrechern aber ist er im wahrsten Sinne des Wortes auf der Spur. Der Informatiker von der University at Buffalo im US-Bundesstaat New York baut eine Datenbank der Abdrücke von Schuhsohlen auf.

Die Profile der Schuhsohlen sind sehr verschiedenartig. (Foto: Foto: iStockphoto)

Ziel ist es, mithilfe von Fotos, die am Tatort aufgenommen wurden, einen Abgleich mit Daten vorzunehmen, die auf Computern gespeichert sind. Als Grundlage für ihre Schuhsohlen-Datei nutzten Srihari und seine Mitarbeiter das Internet. Sie waren nicht nur erstaunt darüber, dass viele Online-Schuhhändler auch Bilder von den Sohlen ihrer Schuhe zeigen. Es stellte sich auch heraus, dass die Profile der Sohlen sehr verschiedenartig sind.

Um Szenarien nachzuahmen, wie sie in der Praxis vorkommen, ließ Srihari Studenten zuerst über einen staubigen Boden und dann über einen Teppich gehen, zudem ließ er sie auch auf staubige Flächen treten. Aus den dabei gewonnenen Bildern will Srihari nun Regeln für eine automatisierte Bildverarbeitung ableiten.

Zum einen soll der Sohlen-Detektor dabei helfen herauszufinden, welche Schuhe ein mutmaßlicher Verbrecher trug, zum anderen aber auch Beweise für die Frage liefern, ob Schuhspuren, die am Tatort gefunden wurden, mit Schuhen des Verdächtigen übereinstimmen.

Schuhspuren sind nicht so selten, wie man annehmen könnte. Einer Schweizer Untersuchung zufolge finden sich an 35 Prozent aller Tatorte verwertbare Schuhspuren, bei Einbrüchen sind es immerhin noch 30 Prozent. Aber weltweit gibt es nur wenige Experten für diese Art von Spuren. Es ist ein äußerst mühsames Geschäft, manuell nach möglicherweise passenden Mustern zu suchen.

Die etwa 200 Experten in den USA, die sich meistens auch noch mit Reifenspuren beschäftigen, kombinieren dabei verstreute Datenbanken und individuell angesammelte Erfahrung. Mit dem Entziffern scheinbar unleserlicher Spuren hat Srihari Erfahrung. Mit seiner Hilfe entwickelte die US-Post in den 1990er Jahren ein Verfahren, das handschriftlich verfasste Adressen auf Briefen zu 95 Prozent korrekt erkennt.

© SZ vom 25.11.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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