UN-Klimakonferenz in Bali:Karte ins Irgendwo

Lesezeit: 2 min

Ende 2009 soll das neue Klimaabkommen verabschiedet werden - dafür gibt es jetzt zumindstens einen Fahrplan.

Michael Bauchmüller, Nusa Dua

Sigmar Gabriel zeigte sich zufrieden. "Was wir hier erreicht haben, ist ein Riesenfortschritt", sagte der Bundesumweltminister nach Ende der Verhandlungen.

Die Delegierten beim Verhandlungsmarathon: in der Mitte Ban Ki Moon. (Foto: Foto: Reuters)

"Wir haben jetzt die Straßenkarte. Es gibt eine Verabredung über die Strecke und über das Ziel." Ob die Staaten dieses erreichen werden, wird sich allerdings erst zeigen müssen.

Die "Bali-Roadmap" ähnelt dem, was die Staaten 1995 als das "Berliner Mandat" verabschiedeten. Umweltministerin war damals eine gewisse Angela Merkel; das Mandat führte 1997 in das Kyoto-Protokoll, die erste verbindliche Verabredung über den Klimaschutz.

Nachdem genügend Staaten es ratifiziert hatten, trat es 2005 endlich in Kraft. So ähnlich soll es diesmal auch laufen - nur viel schneller. Ende 2009, wenn sich die Minister in Kopenhagen treffen, soll das neue Klimaabkommen verabschiedet werden. Die Ratifizierung muss dann rascher vonstattengehen. Denn das Abkommen soll Anfang 2013 in Kraft treten, wenn das Kyoto-Protokoll ausläuft.

Zwei Jahre haben die Staaten nun Zeit. Im Frühjahr werden Arbeitsgruppen die Verhandlungen aufnehmen, erste Beschlüsse müssen sie im Winter kommenden Jahres im polnischen Poznan fassen. Verhandelt wird auf zwei Gleisen, und das über vier Themen.

Zum einen verhandeln die 175 Kyoto-Staaten. Und parallel dazu eine größere Gruppe, in der neben den Kyoto-Staaten auch die USA dabei sind. Funktioniert die Roadmap, dann nehmen sie ungefähr den gleichen Weg, können also 2009 aus den zwei Gleisen eins machen.

In welchen Bereichen sie bis dahin einig werden müssen, haben sie auf Bali schon abgesteckt. Zum einen auf dem schwierigen Feld der "Vermeidung" - hier entscheidet sich, welcher Staat wie viel weniger Treibhausgase verursachen muss. Zum zweiten in der Anpassung: Wie können die Staaten Mechanismen finden, sich gegenseitig bei der Bewältigung von Klimafolgen, von Stürmen, Dürren, Überflutungen zu helfen?

Vor allem Entwicklungsländer des Südens, die besonders stark von solchen Folgen betroffen sind, legen auf diesen Mechanismus wert. Drittens die Frage der Technologie: Damit sich effiziente, klimafreundliche Technologien rascher verbreiten, sollen die Industrieländer die Entwicklungsländer stärker unterstützen - damit die bei der wirtschaftlichen Entwicklung nicht die gleichen Fehler begehen wie einst die Industrieländer.

Und schließlich die Frage, wie das alles finanziert werden soll. In jedem einzelnen Kapitel gibt es Sprengstoff, vor allem die Frage der Minderungsziele dürfte für einigen Streit sorgen. Wie sagte doch der indische Delegierte? "Der Weg nach Bali war schwer. Der Weg von Bali wird noch viel schwerer."

© sueddeutsche.de/gdo/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: