UN-Klimabericht:Handwerker im Treibhaus

Die radikale Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes wäre mit nur einem kleinen Bruchteil der Bruttoinlandsprodukte bezahlbar. Doch Lobbyisten werden dies schnell wieder vergessen machen.

Patrick Illinger

Der Weltklimarat der Vereinten Nationen lässt sich mit einem Handwerksbetrieb vergleichen. Auch in Sachen Klima geht es um eine Reparatur, wenn auch eine äußerst umfangreiche: um die Rettung eines Planeten, der am Kohlendioxid-Ausstoß seiner Bewohner zu überhitzen droht.

Eine Erwärmung der Erdatmosphäre um zwei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts ist kaum noch zu verhindern, sagen UN-Experten. Sie raten zu einer umfassenden Wende in der Energiepolitik. (Foto: Foto: dpa)

Und wie seriöse Handwerker gehen auch die internationalen Klimaforscher vor: Erst wird die Ursache des Schadens ermittelt, dann dessen Ausmaß geschätzt und schließlich ein Reparaturplan mit Kostenvoranschlag erstellt. Teil eins geschah im Februar, als der Klimarat den Zustand des Planeten beschrieb. Im April wird das Ausmaß der Schäden geschätzt. Und von Teil drei, der eigentlich für Mai erwarteten Kostenaufstellung, sind nun erste Details bekannt geworden.

Es macht Mut, dass die Umstellung auf CO2-ärmere Energiesysteme und effizientere Energienutzung die Etats der Volkswirtschaften nicht ruinieren würde. Mit nur einem kleinen Bruchteil der Bruttoinlandsprodukte wäre die radikale Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes bezahlbar, zumal die Abkehr vom CO2 auch gewaltigen Innovationsschub brächte.

Weniger Mut macht, dass das UN-Gremium keine klare Aussagen dazu liefert, mit welchen Technologien das Ziel erreicht werden soll. Sicher, Wissenschaftler sollen - so wie gute Handwerker - vor allem Handlungsoptionen liefern und keine politischen Vorschriften.

Doch leider werden Lobbyisten aller Couleur diese Zurückhaltung nun nutzen, um ihre Sicht weiter zu vertreten - zumal unter dem Siegel der Weltrettung. Kernkraftfreunde und Biomasse-Fans werden ihre Technologien vertreten, ohne Rücksicht auf die dabei auch zu diskutierenden Nachteile.

© SZ vom 23.2.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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