UN-Bericht:Klimaschäden sind unausweichlich

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Die Welt ist noch zu retten - aber etliche gravierende Folgen des Klimawandels lassen sich nach Einschätzung der UN-Umweltexperten offenbar nicht mehr abwenden.

Markus C. Schulte von Drach

"Steigende Zahlen von Todesfällen, Verletzungen und Erkrankungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und Dürren" - selbst bei einem starken Gegensteuern wird der Klimawandel einem UN-Papier zufolge gravierende Folgen haben.

Das berichtet die Financial Times Deutschland (FTD).

Zwar ist die Welt noch zu retten - und leisten können sich die Staaten die dazu notwendigen Maßnahmen auch.

Doch dieses optimistische Fazit, das man aus dem Entwurf des letzten Teils des Klimaberichts des Intergovernmental Panel on Climate Change ( IPCC) ziehen konnte, wird getrübt durch die ""Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" (Summary for Policymakers), die dem Blatt nach eigenen Angaben als Schlussentwurf vorliegt.

Demnach lassen sich einige gravierende Folgen offenbar nicht mehr abwenden.

So werden Europa und Asien besonders stark unter einer Zunahme der "hitzebedingten Sterblichkeit" leiden. Am meisten in Mitleidenschaft gezogen werden jedoch das südliche Afrika, die Flussdeltas Asiens, die pazifischen Inselstaaten und die Arktis.

Und gerade Nordamerika, wo die Bevölkerung einen Großteil der Treibhausgas-Emission verursacht, ist auf die drohenden Folgen - "Anstieg des Meerresspiegels, Unwetter und Sturmfluten" - kaum vorbereitet.

Offiziell veröffentlicht wird der Bericht erst Anfang April, nachdem die Erkenntnisse noch einmal mit Regierungsvertretern diskutiert wurden.

Wie die SZ bereits berichtet hatte, gehen die IPCC-Wissenschaftler davon aus, dass der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß bereits von 2020 an abnehmen muss. Nur so lässt sich die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf zwei Grad Celsius beschränkt.

Die Kosten sind dem letzten Teil des UN-Weltklimaberichts zufolge jedoch geringer, als zuvor befürchtet. Die Abkehr vom CO2 würde demnach etwa ein Prozent der Bruttoinlandprodukte der nationalen Ökonomien kosten. Doch selbst um dies zu erreichen, sei sofortiges Handeln notwendig.

In der "Zusammenfassung für die Entscheidungsträger" warnen die Experten nun offenbar, das ein Anstieg der Durchschnittstemperatur bis 2100 um 0,6 Grad sich nicht mehr vermeiden lässt.

Rund 30.000 Messreihen analysiert

Die befürchteten Temperaturveränderungen bedeuten, dass Millionen von Menschen in den Küstenregionen vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind und dass die Gletscher als Süßwasserquellen schwinden. Darüber hinaus bestehe für 20 bis 30 Prozent aller Arten ein "hohes Risiko der unwiderruflichen Auslöschung", meldet die FTD.

Bereits im Entwurf für den letzten Teil des IPCC-Berichts hatten die Forscher gemahnt, dass die Menschheit auf effizientere und CO2-arme Energieformen umsteigen müsste. Nur so würden die jährlichen Emissionen 2020 ihren Höchststand erreichen und danach wieder sinken.

Das betonen die Experten in der jetzt bekannt gewordenen Zusammenfassung erneut. Insbesondere müssten die reichen Staaten die Entwicklungsländer in Zukunft finanziell unterstützen. So wäre eine Erhöhung der Entwicklungshilfe um 50 bis 100 Prozent notwendig, erklärte der Leiter des Entwicklungsprogramms der UN, Kemal Dervis, der FTD.

Rund 30.000 Messreihen aus den letzten 20 Jahren haben die Wissenschaftler analysiert - und ähnlich wie bereits in den bereits veröffentlichten Klimaberichten sagen sie, dass die beobachteten Temperaturveränderungen wahrscheinlich von Menschen verursacht wurden.

Die Wortwahl ist von Bedeutung. In der Zusammenfassung formulieren die Experten hier "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit". Ob es dabei bleibt, ist fraglich.

Schließlich werden hier die Regierungsvertreter noch ein Wörtchen mitreden.

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