Trend in der Kunst:Völlerei beim letzten Abendmahl

Die Szene ist gleich, aber die Portionen werden größer: Ein Wissenschaftler hat den Trend zur Maxi-Portion auf Abendmahl-Bildern untersucht - mit erstaunlichen Ergebnissen.

Die Essensportionen, die Jesus und seine Apostel auf Darstellungen des Letzten Abendmahls auf ihre Teller häuften, sind in den vergangenen 1000 Jahren immer üppiger geworden. Das behauptet Brian Wansink von der Cornell University (International Journal of Obesity, online).

Den Trend zur Maxi-Portion auf den Abendmahl-Bildern leitet Wansink aus einer Untersuchung von 52 Abendmahl-Gemälden der Jahre 1000 bis 2000 nach Christus ab. Als Referenzgröße für die Messung der Nahrungsmengen dienten die Köpfe der Speisenden auf dem jeweiligen Bild. Eindeutig war Wansink zufolge der Zusammenhang vor allem bei den Fleischrationen. Hier zeigten sich die Maler vom 16. Jahrhundert an besonders großzügig. Sie luden Jesus und den Aposteln etwa doppelt so viel Lammbraten auf die Teller wie ihre Kollegen 300 Jahre zuvor.

Die üppigen Portionen mit Anstand zu essen, dürfte zudem nicht leicht gewesen sein, denn die auf den Bildern gezeigten Teller wuchsen nicht proportional zu den Speisen. Die Menschen hätten im Lauf der Zeit immer mehr zu essen gehabt, vermutet Wansink. Daher habe sich auch die Einschätzung der Maler verändert, welche Portionsgrößen sie für das Letzte Abendmahl für angemessen hielten.

Beim Brot allerdings waren die Maler des 14. und 15. Jahrhunderts knauseriger als die Künstler früherer Jahrhunderte, sie malten die kleinsten Laibe. Ob sie zum Ausgleich mehr Brotstücke auf den Tisch legten, erwähnt Wansink nicht.

© SZ vom 24. März 2010/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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