Traumaforschung:Unglücksaffe

Traumata in der Kindheit wirken sich oft negativ auf das ganze Leben aus. Das ist nicht nur bei Menschen so, sondern auch bei Pavianen.

Von Tina Baier

Menschen, die als Kinder schlimme Erfahrungen machen mussten, bekommen als Erwachsene öfter Gesundheitsprobleme als andere. Das ist wissenschaftlich gut belegt. Dasselbe gilt offenbar für wild lebende Paviane in Kenia. Eine Langzeitstudie in der Fachzeitschrift Nature Communications zeigt, dass Pavianweibchen, die etwa ihre Mutter früh verloren haben oder die als Baby zu wenig Milch bekamen, bis zu zehn Jahre eher sterben als Affen mit glücklicher Kindheit. Das Unglück wirkt sich sogar noch auf die nächste Generation aus: Auch die Nachkommen der von den Forschern als "bad luck babys" bezeichneten Tiere hatten schlechtere Überlebenschancen als die der "silver spoon kids" ohne Negativerlebnisse.

Die Untersuchung widerspricht der gängigen Auffassung, wonach Menschen mit traumatischer Kindheit anfälliger für Drogen und viele andere Gesundheitsrisiken sind und deshalb früher sterben. Denn Paviane rauchen nicht, trinken keinen Alkohol und essen auch kein Junk Food. "Womöglich haben die negativen Folgen beim Menschen noch andere, bisher unbekannte Ursachen", sagt Susan Alberts, die an der Studie beteiligt war.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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