Südafrika:Hoffnung auf Anti-HIV-Gel

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Erstmals hat ein Gel mit einem Anti-Virus-Mittel Frauen tatsächlich vor einer Infektion mit dem Aidserreger geschützt. Doch Wissenschaftler warnen vor verfrühten Hoffnungen.

Ein Gel mit einem Anti-HIV-Mittel hat erstmals Frauen vor einer Infektion mit dem Aidserreger geschützt. Noch müssen die Ergebnisse bestätigt werden. Manche Wissenschaftler sprechen allerdings bereits von einem Durchbruch.

Eine mit dem HI-Virus infizierte Mutter mit ihrem Kind in Kapstadt in Südafrika. Ein Gel könnte vielleicht helfen, das Infektionsrisiko zu senken. (Foto: ddp)

Das sogenannte chemische Kondom bedeutet keinen absoluten Schutz vor dem Virus. Doch immerhin lag das Ansteckungsrisiko bei jenen Frauen, die das Mittel verwendet hatten, um 39 Prozent niedriger als ohne das Gel.

Forscher um Quarraisha Abdool Karim vom Centre for the AIDS Program of Research in South Africa (Caprisa) in Durban hatten zusammen mit anderen südafrikanischen und amerikanischen Wissenschaftlern fast 900 Frauen untersucht, von denen 444 das mit dem Mikrobiozid Tenofovir versehene chemische Kondom benutzten. Der Wirkstoff wird auch in Tablettenform gegen HIV-Infektionen eingesetzt.

Von diesen Studienteilnehmerinnen infizierten sich innerhalb von 30 Monaten 38 mit dem Virus. Bei den 445 Frauen, die ein wirkungsloses Scheidengel angewandt hatten, waren es dagegen 60.

In der Untergruppe derjenigen Frauen, die das Gel sehr regelmäßig angewendet haben - in mindestens 80 Prozent aller Fälle - war die Infektionshäufigkeit in der Wirkstoffgruppe sogar um 54 Prozent niedriger.

Die von den Regierungen der USA und Südafrikas finanzierte Studie sei nach den international höchsten ethischen Maßstäben gestaltet worden, betonen die Autoren. Alle Frauen waren intensiv über den Schutz vor Aids und anderen Geschlechtskrankheiten aufgeklärt worden. Zudem bekamen sie Kondome, wurden regelmäßig untersucht und wenn nötig behandelt.

Die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift Science erscheint, soll heute auf der Weltaidskonferenz in Wien vorgestellt werden.

In den vergangenen 20 Jahren habe es elf Studien mit ähnlichen Ansätzen gegeben, die keinen nennenswerten Schutz vor HIV erreicht hätten, betonen die Wissenschaftler.

Noch stehen die Ergebnisse statistisch auf wackeligen Beinen und müssten zunächst durch weitere, größere Studien bestätigt werden, betont das Forschungsteam. Dennoch zeigen sich die Wissenschaftler optimistisch, Frauen endlich einen Weg zu selbstbestimmtem Schutz vor Aids eröffnen zu können.

Im besonders schwer von der Immunschwäche-Epidemie betroffenen Süden Afrikas können Frauen den Gebrauch von Kondomen oft nicht durchsetzen. Daher sind rund 60 Prozent der neu Infizierten in dieser Region Frauen. Von einem funktionierenden "chemischen Kondom" erhoffen sich die Forscher eine Wende in der Aidsepidemie.

Allerdings gab es auch zuvor schon aussichtsreiche Kandidaten. So schien das Vaginalgel "Pro 2000" zunächst das Infektionsrisiko deutlich zu senken. In einer großen Studie mit mehr als 9000 Frauen in vier afrikanischen Ländern zeigte sich letztlich jedoch keinerlei Schutzwirkung.

© sueddeutsche.de/apn/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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