Sternenhimmel im März:Die Locken des Löwen

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Im März beginnt der astronomische Frühling - und mit viel Phantasie ist am Himmel das Haupthaar einer Königin zu entdecken.

Helmut Hornung

Gemeinsam mit ihrem Bruder und Ehemann regierte Berenike II. im dritten Jahrhundert vor Christus über Ägypten. Die Königin galt als großartige Reiterin und tapfere Kämpferin. Einige Tage nach der Hochzeit zog ihr Mann, Ptolemaios III. Euergetes, jedoch allein in den Krieg gegen die Seleukiden. Berenike gelobte, den Göttern ihr Haar zu opfern, sollte Ptolemaios gesund zurückkehren.

Die Sterne Anfang März 21.30 Uhr (MEZ) bis Ende März 20.30 Uhr (MEZ). (Foto: Grafik: M.Rothe:)

Tatsächlich konnte sie nach der Schlacht ihren Mann unversehrt in die Arme schließen. Zum Dank schnitt sie ihr Haar ab und brachte es in den Tempel der Arsinoe in der Nähe des heutigen Assuan. Doch schon am nächsten Tag waren die Zöpfe auf geheimnisvolle Weise verschwunden.

Der Astronom und Mathematiker Konon von Samos präsentierte eine überraschende Lösung: Das Haar der Berenike sei zum Firmament aufgestiegen und nahe der Konstellation Löwe zu einem eigenen Sternbild geworden.

Das ägyptische Königspaar hat wirklich gelebt, die Geschichte um die himmlische Verwandlung des Haars erzählt ein römischer Autor namens Hygin, über den wir so gut wie nichts wissen. Bekannt geworden ist sein Werk "Poetica Astronomica", in dem er die von Eratosthenes genannten Sternbilder beschreibt und durch eigene Mythen ergänzt. Im Mittelalter und in der Renaissance waren Hygins Schriften über die Astronomie sehr beliebt.

Das Haar der Berenike gehört also nicht zu den klassischen Konstellationen der alten Griechen. Vermutlich in Anspielung auf die Geschichte von Hygin bezeichneten sie die Sterne zwischen Bootes und Löwe als "eine nebelige Masse, die man die Locke nennt". Erst im Jahr 1551 machte sie der niederländische Kartograph Gerhard Mercator zu einem eigenen Bild. Der Hauptstern trägt den passenden Namen Diadem.

Merkur erreicht zwar am 3. März seinen größten westlichen Winkelabstand von der Sonne, trotzdem bleibt er wegen seiner südlichen Position unsichtbar. Venus zieht sich im zweiten Monatsdrittel als heller Morgenstern zurück. Mars wandert vom Stier in die Zwillinge und steht nach Einbruch der Dunkelheit bereits hoch am Firmament.

Der Gasriese Jupiter im Sternbild Schütze glänzt am östlichen Morgenhimmel als strahlendes Gestirn. Saturn, der Ringplanet, schmückt den Löwen; seine Helligkeit übertrifft die des Hauptsterns Regulus. Die beiden großen Außenposten des Sonnensystems, Uranus und Neptun, lassen sich im März nicht beobachten.

Am 20. März steht die Sonne um 6.48 Uhr im Schnittpunkt ihrer Jahresbahn (Ekliptik) mit dem Himmelsäquator - der astronomische Frühling beginnt. Und weil der erste Vollmond in dieser Jahreszeit schon am 21. März eintritt, feiern wir heuer das Osterfest beinahe zum frühest möglichen Zeitpunkt.

Der Fahrplan des Erdtrabanten im Einzelnen: Neumond am 7., Erstes Viertel am 14., Vollmond am 21. und Letztes Viertel am 29. März. In der Nacht zum Sonntag, 30. März, müssen die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden, die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) beginnt.

© SZ vom 03.03.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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