Sternenhimmel im April:Das Geheimnis der Brösel

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Der Ring des Saturn ist in Wirklichkeit ein wüstes Trümmerfeld aus kleinen und großen Brocken - und ein lohnenswertes Beobachtungsobjekt im April.

Helmut Hornung

Als Galileo Galilei vor 400 Jahren mit seinem selbstgebauten Fernrohr den Himmel erkundete, hatten es ihm die Planeten besonders angetan. So entdeckte er die Phasen der Venus und vier Monde des Jupiter. Nur aus dem Saturn wurde er nicht schlau. Galilei glaubte, drei Kugeln zu sehen, eine große umgeben von zwei kleinen. Im Lauf der Zeit veränderte das Trio seine Form, Saturn ähnelte jetzt einer Kugel mit zwei Henkeln.

Der Sternenhimmel Anfang April 23.30 Uhr bis Ende April 21.30 Uhr (MEZ). (Foto: Grafik: M. Rothe)

Ein halbes Jahrhundert rätselten die Astronomen über das seltsame Gebilde, dann fand Christiaan Huygens die Lösung: Saturn ist von einem dünnen Ring umgeben, der den Planeten in keinem Punkt berührt. Woraus aber sollte er bestehen?

Zunächst dachten die Forscher an ein starres Gebilde, vergleichbar einer kosmischen Compact Disc. Im Jahr 1705 vertrat Giovanni Domenico Cassini als Erster die Ansicht, der Ring sei eine Ansammlung winziger Satelliten, die man im Teleskop nicht beobachten könne; ein Jahrhundert später fanden auch die Theoretiker heraus, dass ein festes System nicht stabil sein und bei der kleinsten Störung auseinander brechen und auf den Planeten stürzen würde. Cassini entdeckte außerdem, dass sich die Ringe aus zwei Teilen (A und B) zusammensetzen und zwischen ihnen eine Lücke klafft, die Cassinische Teilung. Mitte des 19. Jahrhunderts spürte man noch eine dritte Ringkomponente (C) auf.

Heute kennen die Astronomen sieben Hauptringe (A bis G), die aus mehr als 100.000 Einzelringen bestehen - und aus Trümmern, deren Größe zwischen der von Staubkörnchen und großen Wohnblöcken liegt. Über die Entstehung der Ringe streiten die Fachleute: Wurden sie gleichzeitig mit dem Planeten aus einer gemeinsamen Urwolke geboren, oder setzte ein zerbrochener Mond die Brösel frei?

Möglicherweise wirken beide Prozesse zusammen. Das gesamte System hat einen Durchmesser von knapp einer Million Kilometer und ist nur wenige hundert Meter dünn. Es liegt in der Äquatorebene des Saturn und erscheint von der Erde aus betrachtet unter wechselnden Blickwinkeln, weil ja beide Planeten um die Sonne laufen. Etwa alle 14 Jahre blicken wir genau auf die Kante der Ringe, die dann im Amateurfernrohr verschwinden. Einen solchen ringlosen Saturn gäbe es am 4. September zu sehen. Allerdings steht der Planet dann zu nah an der Sonne und bleibt unbeobachtbar.

Merkur bietet in den nächsten Wochen eine ideale Vorstellung am Abendhimmel. Von Mitte April bis Anfang Mai sollte man etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang das westliche Firmament absuchen; der Götterbote zeigt sich als helles Sternchen.

Am Abend des 26. April steht die schmale Mondsichel nahe Merkur. Venus tritt ab dem ersten Monatsdrittel als Morgenstern auf. Ebenfalls am morgendlichen Himmel sieht man Jupiter im Steinbock, während Mars verschwunden bleibt. Saturn im Bild Löwe stand am 8. März in Opposition zur Sonne und wird zum idealen Objekt der ersten Nachthälfte. Uranus und Neptun sind unsichtbar. Um den 10. April erreichen die Sternschnuppen der Virginiden ihr Maximum, am 22. April die Lyriden. Der Fahrplan des Erdtrabanten: Erstes Viertel am 2., Vollmond am 9., Letztes Viertel am 17. und Neumond am 25. April. _________________________________________________________________

Galaktischer Babyboom

Wer mit dem Teleskop den Frühlingshimmel in den Sternbildern Löwe und Jungfrau absucht, stößt immer mal wieder auf schwach glimmende Nebelfleckchen. Dahinter verbergen sich Galaxien - Millionen Lichtjahre entfernte Milchstraßensysteme. Weil sie in dieser Region geballt vorkommen, sprechen die Astronomen von einem Galaxienhaufen.

Innerhalb einer solchen Ansammlung von Milchstraßen - der Virgohaufen etwa umfasst mehr als 2000 - kracht es gelegentlich: Zwei Galaxien laufen aufeinander zu, umtanzen sich eine Weile und verschmelzen schließlich zu einem System.

Sterne stoßen dabei kaum zusammen, zu groß sind ihre gegenseitigen Abstände. Dennoch geht eine solche Kollision nicht spurlos an den Beteiligten vorüber: Die großen Massen der Galaxien haben gewaltige Gezeitenwirkungen, Gas und Staub werden durcheinandergewirbelt und lösen bei den Sternen einen Babyboom aus. Im frühen Universum standen die Galaxien viel dichter beisammen als heute, daher waren kosmische Unfälle deutlich häufiger und spielten bei der Entwicklung der Galaxien eine wichtige Rolle. Übrigens trifft es eines Tages auch unsere Milchstraße: In ein paar Milliarden Jahren kommt ihr die Andromedagalaxie in die Quere.

© SZ vom 01.04.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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