Sternenhimmel:Die Jagdhunde und ihr Hauptstern

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Warum der Cor Caroli in der Nacht des 29. Mai 1660 besonders hell leuchtete und wann Venus im Juni vom Mond bedeckt wird.

Helmut Hornung

Über die Sternbilder wussten die alten Griechen phantastische Geschichten zu erzählen. Bei den Sternnamen hingegen zeigten sie sich weniger einfallsreich, kannten sie doch lediglich ein Dutzend. Ungefähr so viele stehen im "Almagest", einem Werk, in dem Claudius Ptolemäus das gesamte astronomische Wissen der Antike zusammenfasste.

(Foto: Grafik: M. Rothe)

Alle anderen in den Katalogen verzeichneten Sterne beschrieben Ptolemäus und seine Kollegen umständlich nach der Lage innerhalb einer Konstellation, also etwa "der Stern über dem Kopf des Drachens".

Als die Araber im 8. und 9. Jahrhundert daran gingen, die griechischen Autoren zu übersetzen, übertrugen sie auch die Ptolemäischen Umschreibungen. Die neuen Namen mischten sich mit den alten arabischen Bezeichnungen aus vorislamischer Zeit, aus der etwa Al-Nasr al-Tair (Der fliegende Adler) oder Yad al-Jauza (Hand des Riesen) stammen.

Um das Jahr 1100 begannen spanische Gelehrte, aus dem Arabischen ins Lateinische zu übersetzen - und dabei wurden die Sternnamen im Lauf der Zeit arg verstümmelt. So heißen die beiden Sterne in den genannten Beispielen heute Atair und Beteigeuze.

Außerdem wurden manche Sterne verwechselt und erhielten andere Namen als ursprünglich zugedacht. Im 17. Jahrhundert versuchten viele Astronomen, ihren Herrschern zu schmeicheln und sie als Stern auf ewig ans Firmament zu befördern.

Als Kuriosum aus dieser Epoche hat einzig Cor Caroli (Karls Herz) überlebt. Der Hauptstern der Jagdhunde soll in der Nacht des 29.Mai 1660 besonders hell geleuchtet haben, als Karl II. zur Wiedereinsetzung der Monarchie nach London zurückgekehrt war.

Das berichtet Charles Scarborough, der Leibarzt des englischen Regenten. Allerdings streiten die Fachleute, ob nicht vielleicht doch König Karl I. gemeint ist: Der wurde 1649 enthauptet - und der Name des Sterns lautet in voller Länge Cor Carolis Regis Martyris, was auf ein leidvolles Ende hindeutet.

Merkur erscheint in den ersten Junitagen am späten Abend tief im Nordwesten. Venus strahlt bis Mitternacht hell am westlichen Firmament. Am 18. Juni wird die Liebesgöttin zwischen 16 und 18 Uhr vom Mond bedeckt; das Schauspiel am Taghimmel lässt sich im lichtstarken Fernglas leicht verfolgen.

Den roten Planeten Mars finden wir in der Morgendämmerung tief im Osten. Jupiter im Schlangenträger leuchtet die ganze Nacht als helles Gestirn; in der Nacht zum 6.Juni gelangt er in Opposition zur Sonne, tags darauf erreicht er mit 644Millionen Kilometern den geringsten Erdabstand. Der Ringplanet Saturn im Löwen geht jetzt gegen Mitternacht unter. Uranus im Wassermann und Neptun im Steinbock finden Sternfreunde in der zweiten Nachthälfte.

Und der Zwergplanet Pluto - ein Objekt für Experten - erreicht am 19.Juni im Schützen seine Opposition. Der Fahrplan des Erdbegleiters: Vollmond am 1., letztes Viertel am 8., Neumond am 15., Erstes Viertel am 22. und Vollmond am 30. Juni. Die Sonne erreicht am 21. Juni um 20.06 Uhr den höchsten Punkt ihrer Jahresbahn, der astronomische Sommer beginnt.

© SZ vom 4.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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