Spektakulärer Fossilienfund:Die Urgroßmutter der Menschheit

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Wissenschaftler haben die Entdeckung des ältesten Primaten der Welt bekanntgegeben. Das 47 Millionen Jahre alte Fossil ist offenbar der Urahn des Menschen.

P. Illinger

Wissenschaftler haben die Entdeckung des ältesten Primaten der Welt bekanntgegeben. Das vor 47 Millionen Jahren lebende Tier wäre damit ein direkter Vorfahr aller heutigen Affen sowie des Menschen. Dass der versteinerte Urahn zu 95 Prozent erhalten ist, gilt als wissenschaftliche Sensation. Lediglich der linke Unterschenkel fehlt.

Wissenschaftler entdeckten in diesem 47 Millionen Jahre alten Fossil einen Vorfahren von Menschen und Affen. (Foto: Foto: dpa)

Das von den Forschern Ida getaufte Exemplar ist weiblich und muss kurz nach der Entstehung der ersten Primaten gelebt haben. Das Fossil ist so gut erhalten, dass Fell, Weichteile und sogar die letzte Mahlzeit zu sehen sind: Das Tier hatte bei seinem Tod Früchte und Blätter im Bauch.

Private Fossiliensammler hatten die Versteinerung bereits 1983 in der schieferhaltigen Grube Messel bei Darmstadt gefunden und bis vor zwei Jahren für sich behalten. Als dann die Teile des entzwei gebrochenen Fossils zum Verkauf angeboten wurden, griff das Naturkundemuseum von Oslo zu.

Der dort tätige Primatenkundler Jörn Hurum erkannte die Brisanz des Fundes. Gemeinsam mit deutschen und amerikanischen Experten untersuchte er die Versteinerung mit modernsten Analysemethoden, unter anderem im Computer-Tomographen.

Auf den ersten Blick hat das Wesen Ähnlichkeit mit Lemuren, also Halbaffen, wie sie heute noch auf Madagaskar leben. Doch die Wissenschaftler erkannten, dass ihm typische Lemuren-Merkmale fehlen, beispielsweise zusammengewachsene Zähne. Zudem wurden den übrigen Fingern gegenüberliegende Daumen gefunden - typische Merkmale eines Primaten. Anzeichen für Krallen gibt es keine, dafür hat das Tier Fingernägel.

Die Wissenschaftler schätzen, dass das verteinerte Exemplar etwa neun Monate alt wurde, was einem sechsjährigen Menschen entspräche. Im ausgewachsenen Zustand dürften Idas Artgenossen etwa ein Kilogramm gewogen haben, inklusive des Schwanzes erreichten die Ur-Primaten wohl eine Größe von gut einem halben Meter. "Für mich ist dieses Fossil das achte Weltwunder, so was hat die Welt noch nicht gesehen", sagt der Paläontologe Jens Franzen vom Senckenberg-Museum Frankfurt, der an der Analyse beteiligt war.

Die öffentliche Bekanntgabe des Fundes organisierten die Wissenschaftler am Dienstag werbewirksam im Museum of Natural History von New York. Die Veröffentlichung der wissenschaftlichen Details erfolgt in der online erscheinenden Public Library of Science. Am 31. Mai um 19:30 Uhr zeigt das ZDF eine Dokumentation der Entdeckung.

© SZ vom 20.05.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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