Neben Nessie und Bigfoot ist das bekannteste Wesen, von dem es bislang nur Geschichten, Gerüchte, umstrittene Augenzeugenberichte und Fußspuren gibt, der Yeti.
Im Gegensatz zu vielen anderen mythischen Monstern soll dieser riesige Affenmensch in einem Gebiet leben, das zu den unzugänglichsten Regionen der Welt gehört: dem Himalaja.
Allein die Tatsache, dass die Höhenzüge der Berge in Nepal und Tibet von Menschen spärlich besiedelt sind und es viele Rückzugsgebiete für ein noch unerforschtes Tier gibt, lässt es denkbar erscheinen, dass diese auch als "entsetzlicher Schneemensch" bezeichnete Kreatur existiert.
In der Mythologie der Einheimischen hat der Yeti seinen festen Platz. Der Name bedeutet soviel wie Bär des Gebirges. Doch gibt es ein reales Wesen, in dem die Sagen ihren Ursprung haben?
Im Westen wurde der Schneemensch zunächst durch Fußspuren berühmt. 1951 stieß der britische Bergsteiger Eric Shipton während einer Himalaja-Expedition in Nepal in einer Höhe von 6000 Metern auf mysteriöse Spuren. Er fotografierte die riesigen Fußabdrücke im Schnee auf einem Gletscher und folgte ihnen, bis sie auf dem Eis nicht mehr zu erkennen war.
Zwei Jahre später stießen der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay ebenfalls auf große Fußspuren, die vom Yeti stammen sollten. Hillary, der gemeinsam mit Norgay als Erster den Mount Everest bezwang, widmete sich daraufhin auch der Suche nach dem Schneemenschen.
1954 suchte der britische Bergsteiger John Angelo Jackson im Rahmen der "Abominable Snowman Expedition", ausgerichtet von der Daily Mail, nach dem Yeti. Er machte ebenfalls Fotos von ungewöhnlich großen Fußspuren. Auch stießen die Forscher in einem Kloster auf eine angebliche Yeti-Kopfhaut, von der sie Haarproben mitbrachten.
Es folgten weitere Expeditionen, die allerdings keine überzeugenden Belege für die Existenz eines unbekannten Wesens brachten. 1960 besuchte dann Edmund Hillary erneut das Gebirge und brachte einen angeblichen Yeti-Skalp, den er in einem Kloster entdeckt hatte, mit zurück.
Bergsteiger begegnen dem Yeti
Schließlich folgten die ersten Augenzeugenberichte westlicher Bergsteiger. 1970 hörte der Brite Don Whillans am Annapurna seltsame Schreie. Den einheimischen Sherpas zufolge stammten die Laute vom Yeti. In der Nacht beobachtete Whillans einen Schatten in der Nähe seines Lagers.
Am nächsten Morgen entdeckte er Spuren im Schnee, die an menschliche Fußabdrücke erinnerten. Und am Abend schließlich sah er durch das Fernglas eine Gestalt, die Ähnlichkeit mit einem Affen besaß. 20 Minuten konnte er das Wesen betrachten.
Vierzehn Jahre später berichtete der amerikanische Bergsteiger David Sheppard, ihm sei am Everest ein großer, haariger Mann gefolgt. Seine einheimischen Führer hatten die Gestalt allerdings nicht gesehen.
Im Sommer 1986 dann begegnete der Südtiroler Reinhold Messner nachts dem Yeti. Die erste Begegnung dauerte nur wenige Sekunden und Messner hätte sie eigenen Angaben zufolge für eine Illusion gehalten, wenn es nicht auch einen Fußbadruck gegeben hätte.
Dann aber sah er das Wesen in einer Entfernung von 100 Metern erneut, wie es sich mal aufrecht, mal auf allen Vieren fortbewegte. Genau erkennen konnte er den Yeti in der Finsternis allerdings nicht.
2007 stieß ein Team des amerikanischen Senders Sci Fi Channel für die Serie "Destination Truth" in Nepal innerhalb kürzester Zeit auf Fußspuren. Anhand von Abdrücken, die die Amerikaner herstellten, kam Jeffrey Meldrum von der Idaho State University zu dem Schluss, dass sie nicht künstlich hergestellt worden sein könnten.
Und im vergangenen Jahr fotografierten japanische Bergsteiger vom "Yeti Project Japan" am "Weißen Berg", dem Dhaulagiri IV in Nepal, in einer Höhe von 7600 Metern ebenfalls angebliche Yeti-Fußspuren. Deren Länge von 20 Zentimetern deuten allerdings auf ein eher kleines Tier hin. Zuvor entdeckte Abdrücke waren immerhin 30 bis mehr als 40 Zentimeter lang gewesen.
Ein Körnchen Wahrheit
Expeditionsleiter Yoshiteru Takahashi berichtete später, er hätte hier bereits 2003 einen Yeti gesehen - eine etwa 150 Zentimeter große Gestalt, die sich 200 Meter entfernt auf zwei Beinen bewegt hätte.
Angesichts all dieser Hinweise halten es selbst Naturwissenschaftler wie Henry Gee, britischer Evolutionsbiologe und Redakteur des Wissenschaftsmagazins Nature, für denkbar, dass die Mythen von menschenähnlichen Kreaturen ein Körnchen Wahrheit enthalten könnten.
Schließlich habe auch der Homo floresiensis, der als Hobbit bezeichnete Zwergmensch, bis vor 12.000 Jahren auf der indonesischen Insel Flores existiert.
"Angesichts des Skeletts von Flores muss die Suche nach dem 'Orang Pendek', einem angeblich auf Sumatra lebenden unbekannten Affen, ernster genommen werden als bisher", stellte Gee vor einigen Jahren fest. "Dieses kleine, haarige, menschenähnliche Wesen war bislang nur aus malaiischen Erzählungen, einigen umstrittenen Haaren und einem Fußabdruck bekannt."
Ein Körnchen Wahrheit steckt sicher in vielen überlieferten Geschichten. So gehen die griechischen Sagen von den Zyklopen vermutlich auf die Funde fossiler Schädel von Zwergelefanten zurück, bei denen das Loch, wo der Rüssel saß, als Augenhöhle interpretiert wurde.
Auch andere Geschichten von Riesen und Drachen hängen wahrscheinlich mit ähnlichen Funden zusammen. Das bedeutet aber eben nicht, dass Menschen tatsächlich einmal Zyklopen oder Drachen begegnet sind.
DNS-Analysen der Haare von angeblichen Yeti-Skalps haben ergeben, dass sie von einem Goral stammen - einem im Himalaja beheimateten Verwandten der Ziegen und Schafe. Andere Yeti-Haare hatten Asiatischen Kragenbären und Braunbären gehört, die ebenfalls in dem Gebirge leben.
Die Abdrücke sind allerdings schwieriger zu erklären - vor allem jene, die tatsächlich stark an menschliche Füße erinnern. Viele der Spuren stammen vermutlich von Tieren - etwa Bären -, und wurden durch das Abschmelzen der Ränder groß und undeutlich. Auch setzen Bären auf allen Vieren die Pfoten häufig in die eigenen Spuren, so dass diese vergrößert erscheinen können.
Auch einige Fälschungen wurden bekannt. Und die Untersuchungsergebnisse von Jeffrey Meldrum von der Idaho State University sind keine schlagenden Beweise. Inzwischen konnte gezeigt werden, dass sich riesige künstliche Füße herstellen lassen, mit denen sich überzeugende falsche Spuren legen lassen.
Reale Tiere und überlieferte Geschichten
Edmund Hillary und Tenzing Norgay, die ursprünglich an die Existenz des Yeti geglaubt hatten, entwickelten sich zu Skeptikern. Und selbst Eric Shipton war sich nie sicher, von welchem Tier die Abdrücke, die er fotografiert hatte, stammten.
Die bislang beste Erklärung für das Yeti-Phänomen hat der Augenzeuge Reinhold Messner zusammengefasst. Er glaubt nicht an ein unbekanntes Tier, sondern hält das Yeti-Phänomen für eine Mischung aus "Erzähltem, Gesehenem und Gefürchtetem".
Reale Tiere, insbesondere Bären, würden die Menschen demnach erschrecken, in den Augenzeugenberichten jedoch würden ihnen Eigenschaften angedichtet, die der Angst und überlieferten Legenden geschuldet sind. Und schon wird aus dem Bären der Yeti.