Sensorik:Ranzig bis stichig

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Die Stiftung Warentest findet kein gutes Olivenöl in deutschen Supermärkten. Fast alle Öle fallen bei der sensorischen Prüfung durch - sogar teure Feinkostprodukte. In manchen Ölen haben die Tester auch giftige Substanzen entdeckt.

Von Kathrin Zinkant

Vorgeblich hochwertige Olivenöle aus deutschen Supermarktregalen sind höchstens Mittelmaß. So lautet das Ergebnis einer neuen Untersuchung von Stiftung Warentest. Wie die Verbraucherschützer am Mittwoch in Berlin mitteilten, waren zehn der 24 getesteten "nativ extra"-Öle aus den einschlägigen Einzelhandelsketten sogar "mangelhaft", weil sie in Geruch und Geschmack ranzig oder stichig wirkten. Zwei dieser zehn Olivenöle kosten mehr als 14 Euro je Liter. Lediglich eines der geprüften Fabrikate erhielt in der sensorischen Prüfung knapp die Note "gut". Als insgesamt "gut" konnte aber kein einziges Olivenöl abschneiden - und das, obwohl für kein anderes Lebensmittel in der Europäischen Union derart umfangreiche Vorgaben gelten wie für Olivenöl. "Wer glaubt, dass umfangreiche Regelungen auch gute Produktqualitäten nach sich ziehen, sieht sich getäuscht", resümierte der Bereichsleiter Untersuchungen von Stiftung Warentest, Holger Brackemann.

Die größte Sorge bereitet den Testern allerdings nicht das fehlende Aroma der Öle, sondern die auffallend hohe Belastung mit Schadstoffen. So enthielt eines der Fabrikate, das Feinkostöl italienische Art von Kunella, den Weichmacher DEHP. Die Chemikalie aus der Kunststoffproduktion wirkt hormonähnlich und negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit. Zudem fanden die Verbraucherschützer in gut der Hälfte der Öle Rückstände von Mineralölen.

Zumeist handelte es sich um gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH), die aus Schmierfetten oder auch aus Autoabgasen stammen können. Stiftung Warentest hatte Substanzen dieser Gruppe auch schon in vegetarischen Fleischersatzprodukten nachgewiesen. Welche gesundheitliche Gefahr sie darstellen, steht noch nicht fest. "Die toxikologische Beurteilung dieser Stoffe ist noch nicht beendet", sagt Thomas Simat von der Technischen Universität in Dresden. Der Lebensmittelchemiker sieht zwar keinen Grund zur größeren Besorgnis. Tatsächlich würden reine MOSH als Weißöle in der Medizin verwendet, zum Beispiel als Abführmittel. Das bedeute jedoch nicht, dass MOSH in Lebensmitteln etwas zu suchen hätten. Simat hält es allerdings für technisch schwierig, die Kohlenwasserstoffe vollständig aus den Ölen herauszuhalten.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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